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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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jetzt hinter mir zu lassen und die ganze unangenehme Geschichte mit diesem Schwarzen, Warren, und die Technology Week. Er würde mir raten, noch einmal von vorn anzufangen, mit einer ordentlichen Karriere. Alles, aber nicht bei einer Zeitung arbeiten; warum wollte ich es nicht mit dem Rundfunk versuchen? Die Luft würde dicker werden, und er würde ein bißchen nachlassen und fragen, was ich denn jetzt so triebe, ohne daß er es je würde hören wollen. Wer konnte es ihm verdenken? Ich wollte es ihm nicht erzählen, aber er mußte danach fragen, und weil ich keine passenden Antworten hatte, würde ich schnappen und fauchen wie ein in die Enge getriebener Mungo. Wir würden beide wütend aufeinander werden, und dann würden wir nichts mehr sagen. Meine Mutter würde seufzend in der Küche stehen. Er wollte immer alles erledigt sehen, mein Vater. Alles mußte organisiert sein, aufgeschrieben, sortiert. Ich war eine große Enttäuschung für ihn. Ich machte viele Fehler, und manche waren eher komisch als schlimm, aber über Fehler konnte er nicht lachen. Dazu mußte man sie erst mal zugeben können. Meine süße, törichte Mutter versuchte, uns beide glücklich zu machen. Als Kind wäre ich ihr dankbar gewesen, hätte sie geliebt, wenn sie mich verteidigt hätte, aber jetzt tat es weh. Ich wollte, daß sie einmal aufstand und dem Alten eine Zeitung über den Schädel schlug, aber eine, die sie lesen wollte. Ich wollte, daß sie zupackte und ihn zauste und daß sie aufhörte sich auf den Kopf zu stellen, nur um ihre Ruhe zu haben.
    Ich rief sie trotzdem an, aber sie waren nicht da. Dann fiel mir ein, daß sie verreist waren. Ich hatte eine Postkarte aus dem Lake District bekommen.
    Ich brauchte vier Züge und drei Stunden, um zu meiner Freundin Delia nach Hampshire zu kommen. Sie war erfreut gewesen, von mir zu hören, überrascht, aber entzückt. Sie würde mich vom Bahnhof abholen, hatte sie gesagt, und sie kam in einem schicken roten BMW mit zwei sommersprossigen Kindern auf dem Rücksitz.
    »Toll siehst du aus«, log sie. »Die Frisur ist klasse.« Mein Haar war ein bißchen gewachsen, seit wir uns das letztemal gesehen hatten, und kräuselte sich in schwarzen Locken um meine Ohren. Wer toll aussah, war Delia. Sie hatte eine leichte, sommerliche Sonnenbank-Bräune und langes, goldenes Haar, das im warmen Wind wehte. Ihre Haut hatte einen Glanz, der von gesundem Essen sprach, von fettreduziertem Brotaufstrich, Fruchtsaft und frischer Luft. Ihre Kinder waren genau wie sie, nur in kleinerem Maßstab, und sie klammerten sich schüchtern an sie, als sie mich ihnen vorstellte. Ich streckte ihnen die Hand entgegen, aber sie machten die Augen zu, als würde die Berührung meiner trockenen Handfläche ihre kleinen Stupsfingerchen kontaminieren. Hastig zog ich die Hand zurück und hoffte, sie könnten nicht sehen, daß ich grauenhafte Geheimnisse und schreckliche Pläne hatte. Kichernd wuselten sie unter den weiten Rock ihrer Mutter und streckten die Arme wie Düsenjägerflügel nach hinten, und Delia lachte nachsichtig und sagte, sie sollten nicht albern sein.
    David, ihr Mann, arbeitete in London und fuhr täglich zu seinem Büro in der Baker Street, wo er Creative Director in irgendeiner Werbeagentur war. Die Firma hatte vier lächerliche Namen, die einmal zu irgendwelchen anderen Kombinationen gehört hatten, und Davids war einer davon. Geld war kein Thema mehr, wenn es für Delia je eines gewesen war. Sie hatte früher als Texterin gearbeitet. Sie hatte die »Get Hard«-Kampagne für Muscle Computers getextet, und so hatte ich sie auch kennengelernt. Damals trug sie Lederröcke, so groß wie ein Gaucho-Handschuh; sie hatte einen Diamanten in der Nase und drei im Ohr gehabt und gesoffen wie ein Fisch. Sie hatte über ein eigenes, dehnbares Spesenkonto verfügt, und wenn sie Warren getroffen hatte, meinen lieben alten Freund Warren, dann hatte sie ihn in den Hintern gekniffen und gefragt, ob er Koks bei sich habe. Er hatte sie ganz nett gefunden, wenn auch ein bißchen laut, und sie hatte ihn mal in Verlegenheit gebracht, indem sie ihn fragte, ob er mich bumste, und wenn nicht, warum nicht. Er tat es nicht, aber er wollte es gern. Inzwischen wußte ich das. Komisch, anscheinend hatten es alle bemerkt, außer mir.
    Ich versuchte zu reden, aber Delia redete zuviel, kurvte zu schnell durch die Straßen und drehte sich ab und zu um und schrie ihre Kinder an, sie sollten aufhören zu zanken. In ihrem Haus angekommen, stand ich

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