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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Kühlschrank gelegt und müsse jetzt los, weil sie heute Spätschicht habe. Robert meldete sich nicht gleich, und als Esther an mir vorbeiging, legte sie mir die Arme um die Schultern und drückte mich. Dann hörte ich seine sanfte, höfliche Stimme.
    »Robert?« sagte ich.
    »Mrs. Powers. Ich habe versucht, Sie zu erreichen.«
    »Hat meine Nachbarin mir erzählt.«
    »Ich wollte wissen, ob Sie irgendwann diese Woche Zeit hätten, mit mir zu Abend zu essen. Da gibt’s ein kleines japanisches Restaurant...«
    »Nicht japanisch, nein. Das verträgt mein Magen nicht«, sagte ich.
    »Aah. Na, dann schlagen Sie doch etwas vor, ja?«
    »Ich werde mir was überlegen, aber könnten Sie mir einstweilen behilflich sein?«
    Er sagte, er wolle es natürlich versuchen, aber als ich ihm erzählte, daß ich an einer Story über gestohlene Drams arbeitete, meinte er, das sei nicht seine Abteilung. Er ermittele bei Viren und Hackern, aber nicht bei Chipdiebstahl. Die unbedeutende Abteilung Wirtschaftsbetrug, Bereich Computer, interessiere sich nur für illegales Eindringen in oder Benutzen von Computern, nicht für den Diebstahl derselben oder ihrer fitzeligen Innereien.
    »Ich brauche nur ein paar Informationen«, sagte ich.
    »Sind wir verabredet?«
    »Wir sind verabredet.«
    »Namen?«
    »Hiroshi Sano, Pal Kuthy... und AO Electronix. Wie wär’s mit ’nem Fischlokal?«
    »Ausgezeichnet.« Er legte auf.
    Ich ging zum Schreibtisch in der Ecke des Wohnzimmers. Im Eingangskorb sammelten ein paar Papiere Staub, außerdem ein alter Spiralblock mit gekritzelten Notizen zu meiner letzten Story, mit einem dicken Stift unterstrichen. Der Computer war benutzt worden. Ich spielte gelegentlich ein paar Spiele und schaute in ein, zwei Bulletin Boards und eine elektronische Mailbox, ob Nachrichten für mich da waren, aber geschrieben hatte ich seit einer Weile nichts mehr. Ich drehte eine alte Pressemitteilung um, schrieb »Komponenten« oben auf die leere Seite und holte mein Kontaktadreßbuch aus der Schreibtischschublade. Ich machte eine Liste. Nach einer halben Stunde hatte ich fünfzehn Telefonnummern, aber ich brauchte zwei Zigaretten, bevor ich die erste Nummer wählen und sagen konnte: »Hallo, mein Name ist Georgina Powers.« Ich war es nicht mehr gewohnt. Am Ende stellte ich allen die gleichen Fragen — ob sie jemals Speicherchips an Pal Kuthys Firma geliefert hätten. AO Electronix, und sagte ihnen der Name Pal Kuthy etwas? Nur einer hatte von AO Electronix gehört und regelmäßig von einem ungarischen Händler 256K-Drams gekauft. An einen Pal Kuthy konnte er sich allerdings nicht erinnern. Ich fragte, ob das legal sei, und er meinte, es sei keine große Sache. Osteuropa habe Überkapazitäten. Er beziehe auch Ware aus einer sowjetischen Fabrik, die in Selenograd betrieben werde, im russischen Silicon Valley, vierzig Meilen nördlich von Moskau. Obwohl der Markt für 256K-Drams schrumpfte, konnte er sie zu einem Spitzenpreis weitergeben, und zwar wegen der Knappheit bei Ein-Megabit-Drams. Davon hatte ich doch gehört, oder? Hersteller, die aufrüsten wollten, mußten sich mit dem begnügen, was sie kriegen konnten, und der einzige US-Chiphersteller, der 256K-Drams produzierte, berechnete jetzt selbst seinen Stammkunden Preise, die seinem Monopol entsprachen. Jeder war bereit, einen Deal mit jedem zu machen, der dazu in der Lage war. Dollars, das war es, was Kuthy gesagt hatte. Dollars. Ich notierte das alles gerade, als die Wohnungstür sich knarrend weit öffnete.
    »Gibt’s was Gutes, Mama?« fragte er.
    Ich bemühte mich, cool zu bleiben. Ich wußte nicht, seit wann er schon da war und wieviel er gehört hatte.
    »Ich arbeite an einer Story. Habe ich die Tür offengelassen?«
    »Deine Nachbarin.«
    Ich war nicht überzeugt. Ich traute Pal nicht, dem Mann mit der Pistole, dem Mann, der uns aus Las Vegas hierher gefolgt war. Er nahm meine Zigaretten vom Tisch und zündete sich eine an. Er sog den Rauch tief ein und blies ihn mit breitem Grinsen von sich.
    »Ich kriege einen Kuß, ja?«
    Ich starrte ihn an. »Ich glaube nicht.«
    Er küßte mich trotzdem; er senkte sein Gesicht über meins, schlang den Arm um meine Taille und zog mich hoch. Ich glaubte, ich würde an seiner Zunge ersticken, während seine Hand meine Brüste quetschte und drückte. Aber ich hielt die Augen offen und den Mund in stumpfer Bewegungslosigkeit, und ich wartete, bis seine dunklen Wimpern flatterten und er zurückwich. Es funktioniert immer.
    »Nein?«

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