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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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in der riesigen Küche mit den gepflegten, grauen deutschen Schränken und Geräten und wich hierhin Und dorthin aus, während sie herumsauste und hackte Und schnitt und wusch und schrie, schrie und Klapse austeilte, bis die Teezeit kam und ging und sie die Hinter hir aufmachen und sich die Kinder von den Schürzenbändern streifen konnte. Sie waren wie zwei Jo-Jos. Ich hatte nichts getan, außer zwei Tassen Kaffee zu trinken, aber ich wurde müde, als sie immer weiter klapperte und aufräumte und die Spülmaschine einräumte und ans Telefon ging und alles mögliche auf eine Tafel in der Küche schrieb, bis ich mich setzen mußte, um dem ganzen schwindelerregenden Wirbel zu entgehen. Anscheinend hatte sie sich gerade erst die Hände abgetrocknet, als die Kinder wieder hereinkamen und nach diesem und jenem fragten und mich dieses und jenes fragten — ob ich zum Beispiel Sandburgen bauen könnte, und was das Ding auf meiner Bluse sei? Ich las dem kleinen Jungen ein Buch über Drachen vor, während das Mädchen aus Play-Doh lauter graue, unregelmäßige Kugeln knetete, wobei sie unablässig Lob für ihre Bemühungen einforderte, bis Delia verkündete, nun sei Badezeit, und das hektische Hin und Her von neuem losging. Als die Ruhe kam, schob sie sich wie eine Wolldecke ins Haus, und Delia seufzte und deutete auf den Barschrank.
    Der Garten hinter dem Haus war eine weitläufige grüne Ellipse, überschattet von Bäumen und Geißblattranken. Wir saßen draußen auf der Terrasse in der kühlen Stille auf einer Hollywoodschaukel unter einer gestreiften Markise und tranken erst ein bißchen und dann eine Menge Weißwein.
    »Und wo ist David?« fragte ich.
    »Spielt drei Abende die Woche Squash.«
    »Das ist es also?« sagte ich.
    »Das ist es«, antwortete sie.
    »Wie findest du das?«
    »Wie fändest du das? Es ist Scheiße.«
    Ich trank einen Schluck Wein. »Aber du liebst die Kinder.«
    »Ja, ich liebe meine Kinder.«
    »Und David?«
    »Nicht mehr so sehr wie früher.«
    »Ach.«
    »Er mußte mich ja haben, weißt du noch? War verrückt nach mir. Glaubt immer noch, daß er’s ist. Aber er weiß, wo ich jetzt bin. Ich bin hier, nicht wahr? Es ist geklärt. Ich bin zu Hause. Allein zu Hause, eine Haushälterin mit Flausen im Kopf.«
    Sie trank etwas mehr Wein diesmal, einen großen Schluck, und düster starrten wir in den Garten hinaus, der immer noch in der Abendsonne glänzte, schwer von samtenen Rosen, gelb und cremefarben, und die dunkle Erde war leichthin von rosa Sternchen übersät.
    »Ich bin schwanger, Delia«, sagte ich. Sie wandte sich zu mir und berührte meine Hand, und zum erstenmal sah sie mir gerade in die Augen.
    »Das tut mir leid.«
    Ich nickte, und die Tränen begannen pflichtschuldig an meiner Nase entlangzutröpfeln. Sie hätten es eigentlich nicht mehr gemußt, denn, offen gestanden, ich hatte genug geweint. Ich hatte es ihr nur erzählt, um die Sache hinter mich zu bringen. Wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich war, dann brauchte ich nicht mehr darüber zu reden. In Wahrheit war es die verpaßte Story, die mich höllisch ärgerte. Und die Tatsache, daß Richard mich austrickste und ich zusammenfiel wie ein Soufflé im Durchzug. Ich dachte mir, Delia würde das mit dem Baby verstehen, sie würde einfühlsam und hilfsbereit sein, und ich würde mich dahinter verstecken können wie ein Krokodil hinter seinem Grinsen.
    »Wir haben den Kontakt verloren, nicht? Ich dachte, du kasperst immer noch herum«, sagte sie und fügte mehr zu sich selbst, hinzu: »Genauer gesagt, ich hatte es gehofft.«
    »Tu’ ich auch. Hab’ ich ja. Es war eine Panne«, sagte ich.
    Sie stellte ihr Glas hin. »Du wohnst immer noch in Bow, nicht wahr? In dieser Etagenwohnung.«
    »Nein. In der darüber. In Warrens. Die ist netter.«
    »Er war auch nett. Ist das Baby von ihm?«
    »Nein.«
    »Aber du weißt, von wem es ist, nehme ich an?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Da läuft nichts.«
    »Was wirst du also machen? Es behalten?«
    »Nein. Ich weiß noch nicht. Kann ich? Ich glaube, ich würd’s gern.«
    »Und wer unterstützt dich? So kannst du keine Kinder haben. Kinder hat man so.«
    Sie deutete mit schwungvoller Geste durch den Garten und zum Haus hinauf.
    »Hättest du es allein geschafft?« fragte ich.
    »Nein. Oh, jetzt, ja, so gerade. Aber damals nicht. Jetzt weiß ich Bescheid, verdammt, ich weiß, was erforderlich ist, und meine Kinder sind keine Babys mehr. Und trotzdem wäre es hart. Ein bißchen was macht David ja. Ich habe

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