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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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ankommen lassen sollte, als der Zug durch den Tunnel in die Liverpool Street rumpelte. Mein Hirn rang noch immer mit dem Problem, als ich durch Abdeckplanentunnel und über Bauschutt auf den Broadgate-Komplex zustapfte. Eine Band spielte für die City-Bevölkerung, die herkam, um zwischen zwei Deals in der Sonne zu sitzen und sich zu entspannen. Charlie rief irgendwo vom Himmel zu mir herunter.
    »Im Winter kann man hier eislaufen, weißt du«, sagte er> als wir auf die runde Ziegelfläche zwischen den Gehwegen hinunterschauten. Ich gab keine Antwort. Ich schaute hinunter auf Debbies goldenen Schopf, der unten in der Menge heranwippte.
    »Wir sind doppelt gebucht, was?« sagte ich.
    »Leider«, sagte er und rief zu ihr hinunter. Sie schaute mürrisch hoch; es störte sie, daß wir hier waren und sie dort.
    »Was ist los mit ihr?« sagte ich.
    »Sie kann dich nicht leiden.«
    »Ich kann sie auch nicht besonders gut leiden.« j
    »Sie findet, du hast ihre große Chance verpatzt.«
    »Was für eine große Chance?«
    »Einen Millionär zu heiraten, nehme ich an.«
    »Heiraten? Charlie, das hast du nicht getan. Du hast ihr nicht gesagt, du würdest sic heiraten. Oder?«
    »’türlich hab’ ich.«
    »Hast du es ernst gemeint?«
    »Warum nicht?«
    »Na, wenn du fragen mußt, bist du schon erledigt, Baby. Versenkt. Fischfutter, speziell für die alte Forelle da.«
    Charlie streckte die schlaksigen Arme aus, um seine finster blickende Verlobte zu begrüßen.
    »Sieh dich vor, George. Du redest von der Frau, die ich liebe«, zischte er mir zu.
    Wir gingen hinunter, dorthin, wo eine Ansammlung von Männern in Anzügen und Hemdsärmeln Gin und Bier trank und dabei in der Sonne stand, die durch den Spalt zwischen den Cityblocks herabschien, die sich zu beiden Seiten erhoben wie die Klippen einer babylonischen Zikkurat. Debbie fragte mich, ob ich nicht auch fände, daß das alles brutal abgekupfert aussehe. Sie könne sich nicht an den Namen des Architekten erinnern. Ich sagte, es sehe doch ganz nett aus, so mit diesen hängenden Gärten und der Bar, und wir sprachen nicht weiter miteinander, bis Charlie sich tänzelnd durch die Menge drängte, wobei er unsere Drinks mühelos im Geflecht seiner langen Finger trug. Debbie bekam einen gespritzten Weißwein, ich eine Flasche mexikanisches Bier, deren Fluß durch eine zweifelhafte Zitronenscheibe behindert wurde, und Charlie hatte ein schäumendes Glas Best. Als jeder einen Schluck von seinem jeweiligen Gift genommen hatte, wischte Charlie sich den Mund an Debbies Handrücken ab und bekam einen unsanften Stoß vor die Brust dafür, daß er so ein alter Romantiker war.
    »Okay«, sagte ich. »Ich habe zwei Theorien.«
    Beide schauten mich aufmerksam an. Debbie wandte mir ihre coole Ray-Ban-Wayfarer-Sonnenbrille zu und schnippte ihr Haar zur Seite.
    »Wenn Sano die Chips hat, dann hat er im Hotel jemanden gesehen, der das nicht wissen sollte, denn kaum waren wir am Foyer vorgefahren und hatte er die Burschen entdeckt, da ließ er das Taxi weiterfahren.«
    »Wohin?« fragte Debbie.
    »Nicht so wichtig. Wie lautet die zweite Theorie?« fragte Charlie.
    »Wohin?« fragte Debbie.
    »Zu mir nach Bow. Aber der Taxifahrer wollte uns licht hinbringen«, sagte ich.
    »Wohin dann?«
    »Nirgendwohin. Wir sind zu Fuß weitergegangen. Er nahm sich schließlich ein Taxi, und ich bin nach Hause gefahren.«
    »Wieso zu dir?«
    Mein Gott, war sie hartnäckig.
    »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er einen Revolver hatte. Solche Angst hatte er. Ich kann euch gar nicht sagen, wieviel Angst ich erst hatte.«
    Damit war sie zufrieden, und sie schwiegen, bis Charlie sich imstande fühlte, noch einmal zu fragen.
    »Wie lautet die zweite Theorie?«
    »Sano hat die Drams nicht. Die Typen, die ihn erwarteten, waren die Leute, die auf die Lieferung warten, seit wir in Vegas waren.«
    »Zusammen«, sagte Debbie.
    »Was?«
    »Du und Charlie, ihr wart zusammen in Vegas.«
    »Ja und nein. Wir haben uns erst auf dem Heimflug getroffen, okay?« Ich sah erst sie, dann Charlie an und wünschte, ich hätte eine sehr große Fliegenklatsche greifbar. Charlie hob die Hände, um unser Gefauche zu beenden.
    »Und wenn er die Drams nicht hat, wer hat sie dann?« fragte er.
    »Wie wär’s mit dem Gentleman, der sagt, daß er sie hat?« erwiderte seine schöne und charmante Verlobte. Charlie fing an zu grinsen wie ein Bauernjunge, und in diesem Augenblick erkannte ich, daß Debbie die große

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