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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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machen, wenn wir nur den Mumm dazu hätten.»
    Roadrunner verdrehte die Augen. «So? Und was? Wir tingeln doch schon die ganze Woche über alle möglichen feindlichen Server und Websites. Die Typen, die wir suchen, wissen sehr genau, wie sie sich verborgen halten können. Jede Vorankündigung eines Verbrechens wurde erst mal rund um den Globus geschickt, mit Hilfe von Anonymisierungsprogrammen, Botnetzen, endlosen Reihen von Firewalls und weiß der Teufel was sonst noch allem. Man kann tatsächlich unauffindbar sein.»
    «Weiß ich doch, Pappnase, ich habe schließlich mit dir an all den Rückverfolgungsversuchen gearbeitet. Ich meine ja nur, wir müssten den Kopf der Hydra abschlagen. Wir kennen diese Server im Ausland, die die Bösen nach allen Regeln der Kunst beschützen und den Gesetzeshütern den Zugang verweigern. Sollen wir da vielleicht brav Männchen machen? Sollen wir die internationalen Gesetze befolgen und damit Verbrechen im Internet fördern? Scheiße, nein! Wir schalten sie einfach ab. Jedes Mal, wenn wir im Zusammenhang mit einem Verbrechen einen ausländischen Server finden, dann: Peng! Wir fahren eine Denial-of-Service-Attacke, spielen ihm Viren drauf, egal was. Und sobald er wieder online geht, schalten wir ihn wieder aus.»
    Annie sah ihn mit offenem Mund an. «Großer Gott, Harley, jetzt bist du aber wirklich verrückt geworden. Das können wir doch nicht machen.»
    «Und warum nicht?»
    «Also, erstens würde das bestimmt zu internationalen Zwischenfällen führen. Und zweitens enden wir dann ganz sicher alle in diesen scheußlichen orangefarbenen Overalls.»
    Roadrunner grinste Harley hämisch an. «Und davon abgesehen, Pappnase, hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie viele Server es allein in diesem Land gibt, geschweige denn auf der ganzen Welt? Da kannst du auch gleich versuchen, den Pazifik mit einem Teelöffel leer zu schöpfen.»
    Harley reagierte mit einer finsteren Miene. «Na gut, dann ist es eben keine Lösung, die Server alle auszuschalten. Aber der Punkt ist doch, unsere Gesetzesverstöße haben immer schon genau der Schwere der Verbrechen entsprochen, die wir aufklären wollten. Dieses Verbrechen hier eskaliert, also müssen wir dasselbe tun. Manche Gesetze halten eben nicht Schritt mit der Technik und haben es verdient, dass man sie bricht.»
    «Da bin ich ganz deiner Meinung, Harley», sagte Grace leise. «Das Problem ist nur, dass da draußen immer Verbrecher rumlaufen werden, egal, ob wir nun Server ausschalten oder die Anonymisierungsnetzwerke, die sie beschützen, sabotieren. Wir können nur versuchen, selber Schritt zu halten, und der Polizei helfen, an den Verbrechern, die wir tatsächlich schnappen, ein Exempel zu statuieren.»
    «Eigentlich eine ziemliche Ironie, dass vier Menschen, die selbst ständig gegen Gesetze verstoßen, so viel Zeit damit verbringen, Verbrechen zu bekämpfen», bemerkte Annie, während sie eine schadhafte Stelle an einem frisch manikürten Fingernagel begutachtete.
    «Was höre ich da von Gesetzesverstößen?» Ginos Stimme war schon vor ihm im Raum. Hinter ihm kamen Magozzi und Smith.
    Harley lachte leise. «Es geht um internationale Gesetze, Kumpel. Nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest.»
    «Wie läuft es denn mit den Überwachungsaufnahmen?» Magozzi stellte die Frage in den Raum hinein, doch seine Augen waren auf Grace gerichtet.
    «Hi, Magozzi. Das Programm läuft bereits.»
    «Holt euch ein paar Stühle, ihr Süßen», säuselte Annie. «Wir haben einige Wartezeit vor uns.»
    Doch schon zehn Minuten später brach Roadrunner in Triumphgeheul aus, und Harley konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Alle anderen im Raum stürzten zu Roadrunners Rechner.
    «Was ist denn los?»
    Harley brauchte ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. «Wir haben eine Entsprechung.» Er deutete auf das vergrößerte Foto eines der beiden Jungen von dem Überwachungsband. Das Programm hatte auf MySpace ein zweites Foto gefunden. «Ist das zu fassen? Der Kleine war so schlau, eine Anonymisierungssoftware zu verwenden, die so komplex ist, dass man eigentlich schon ein zweites Hirn braucht, nur um sie zu installieren und zu konfigurieren – und dann steht er hier auf MySpace, mit vollem Namen, Wohnort und Adresse. Was für ein Trottel!» Er sah zu Magozzi hinüber. «Was glaubst du, wie viele Kyle Zellicksons gibt es hier in Minneapolis?»
    Magozzi grinste. «Gib mir das Telefonbuch, dann finden wir’s raus.»

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