Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)
dann viel Spaß. Wie wollt ihr in einer Stadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern denn zwei Gesichter identifizieren? Wenn wir nicht wissen, wer sie sind und wo sie wohnen, können wir sie ja schlecht verhören.»
«Ich hätte da eine Idee», warf Magozzi leise ein.
Seine drei Kollegen sahen ihn hoffnungsvoll an.
«Erinnert ihr euch noch an diese Gesichtserkennungs-Software, die Monkeewrench damals entwickelt hat?»
McLaren legte einen Augenblick die Stirn in Falten und riss dann die Augen weit auf. «Ja, klar. Das Programm, das uns geholfen hat, die Sache mit den alten Nazis aufzuklären.»
«Genau. Man speist das Foto der Person ein, die man identifizieren will, und die Software vergleicht es mit Bildern im Netz und sucht nach Entsprechungen.»
Gino grinste. «Und eins steht ja wohl fest: Alle Jugendlichen haben zig Fotos von sich im Internet.»
Kapitel 34
Gino brachte fast die ganze Fahrt zu Harleys Anwesen damit zu, mit Angela zu telefonieren. Als er endlich auflegte, bog Magozzi gerade in die Summit Avenue ein.
«Alles okay in der Pension?»
«Mehr als okay. Es gibt dort einen Pool und ein Restaurant, das sogar Cheese Curds serviert. Und ich muss hier mit leerem Magen und einem massiven Donut-Kater das Verbrechen bekämpfen.»
«Und wie ist die Stimmung allgemein?»
«Angela sagt, die Leute haben ganz schön Angst. Natürlich versuchen sich alle einzureden, dass es unmöglich eine ernsthafte Bedrohung sein kann, aber was macht das schon? Letztlich geht denen da in Somerset, Wisconsin, trotzdem ziemlich die Düse. Man weiß ja nie. Muss ein mordsmäßiges Machtgefühl für unsere potenziellen Täter sein.»
«Da merkt man doch wieder, wie verletzlich wir im Grunde alle sind. Der Preis unserer freien Gesellschaft.»
Gino nickte nachdrücklich. «Seh ich ganz genau so. Das ist wirklich ein Riesenproblem. Aber zum Glück weiß ich eine großartige Lösung: Wir rufen für ein paar Monate das Kriegsrecht aus, und du und ich, wir übernehmen das Kommando. Wir schalten das Internet ab, und für die Einsatztruppen gibt’s immer Bier und frische Donuts. Und unsere Generäle fahren allesamt beschlagnahmte Caddies wie diesen hier.» Er seufzte unglücklich. «Das ist so was von deprimierend. Glaubst du allen Ernstes, das waren zwei Jugendliche?»
«Ich weiß es nicht. Aber was ist schlimmer? Ein paar Jugendliche mit krimineller Energie, die Amok laufen, oder echte Terroristen?»
«Ich glaube, wenn es um Terrorismus geht, sollte man keinen so großen Unterschied machen, und das hier ist schlicht und einfach Terrorismus, egal, wer dahintersteckt. Aber wenn es Jugendliche sind, dann ist wahrscheinlich nichts weiter in den Gläsern, nur Wasser oder sonst was Ungefährliches. Ich meine, ich bin zwar nicht Chelsea Thomas, die Profiler-Göttin unserer Tage, aber trotzdem weiß ich, wie so kleine asoziale Mistkerle ticken. Die wollen den großen Wurf landen, haben aber in den seltensten Fällen vor, dabei Leute umzubringen.»
«Die Jungs von der Columbine hatten Bomben dabei und wollten ganz offensichtlich massenweise Leute umbringen. Und die Baupläne hatten sie sich von irgendwelchen Terrorismus-Websites runtergeladen.»
Gino verzog das Gesicht. «Schönen Dank auch für die Erinnerung. Dieses Internet geht mir langsam ganz massiv auf den Senkel. Man kann ja das Gefühl kriegen, das ist ein richtiger Tummelplatz für Soziopathen aller Art.»
«Freier Zugang plus Anonymität. Für echte Drecksäcke ist das der absolute Bringer. Aber letztlich sind es doch auch nur die guten alten Kriminellen, wie man sie kennt. Nur auf einem anderen Spielfeld.»
«Hm. Wahrscheinlich. Schade nur, dass wir immer hinterherhecheln müssen und für die Schadensbegrenzung zuständig sind.»
«Darum geht es nun mal in unserem Job. Das war nie anders. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man, und dazwischen versucht man, so viel Gutes zu tun wie möglich.»
Gino schnaubte. «Mensch, Leo, du hörst dich schon an wie einer dieser gruseligen Fernsehprediger, die man spätnachts immer in der Glotze sieht. Und ich frage mich derweil, was unsere neue Psychologenfreundin wohl über Leute zu sagen hätte, die sich einen Beruf aussuchen, bei dem die Chance zu versagen mindestens so groß ist wie die Chance, Erfolg zu haben.»
«Sie würde wahrscheinlich sagen, dass wir edle, ritterliche Streiter für das Gute sind. Vielleicht sogar moderne Superhelden. Das muss sie, schließlich hat sie sich denselben Beruf ausgesucht wie wir.»
«Dann
Weitere Kostenlose Bücher