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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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    «Liebe Güte!» John Smith rutschte bis in die Mitte des Rücksitzes und fing sofort an, mit den zahllosen Schaltern des Cadillac herumzuspielen, die ihm dort zur Verfügung standen. Die hinteren Fensterscheiben fuhren hinunter und wieder herauf, die Klimaanlage schaltete sich an und wieder aus, und aus den hinteren Lautsprechern ertönte so lange nerviger Rap, bis Smith herausgefunden hatte, wie man sie wieder ausstellte. «Wofür ist der orangefarbene Knopf hier?»
    «Für die Beckenstütze», erklärte Gino und ließ seinen Gurt mit besitzerstolzem Klicken einrasten, als wäre ein solcher Wagen für ihn ganz alltäglich. «In der Mitte funktioniert die allerdings nicht. Rechts wird die rechte Seite gestützt und links die linke, aber wer in der Mitte sitzt, muss leiden. Völlige Fehlkonstruktion.»
    Magozzi verbiss sich ein Grinsen und setzte den Wagen rückwärts aus Harleys Einfahrt.
    «Ist so was bei der gesamten Dienststelle Standard oder nur bei der Mordkommission?»
    «Der Wagen wurde von einem Drogendealer beschlagnahmt», sagte Magozzi und trat das Gaspedal durch, weil Gino schlechten Einfluss auf ihn hatte und er plötzlich auch angeben wollte. «Gino hat den Kollegen bestochen, der den Beweismittel-Fuhrpark verwaltet, damit wir ein Transportmittel haben, bis unser eigener Wagen geliefert wird.»
    «Und was fahren Sie sonst?»
    «Einen ganz normalen braunen Kombi ohne Heizung und Klimaanlage, der auch sonst von allem zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben hat.»
    «Verstehe. Und welche Sorte Bestechung braucht man, um so einen Wagen zu bekommen?»
    «Die Lasagne von Ginos Frau. Sie kocht zum Niederknien.»
    «Hmm.» John legte die Arme auf die Rücksitzlehnen. «Haben Sie in Ihrem Dezernat vielleicht noch irgendwo Verwendung für einen pensionierten FBI-Agenten?»
    Magozzi zuckte die Achseln. «Wir hatten immer so unsere Probleme mit dem FBI. Der örtliche Special Agent ist ein ziemliches Arschloch.»
    «Außerdem ist das harte Arbeit», warf Gino ein. «Kein Honigschlecken. Letztes Jahr beim MPD-Sommerfest musste ich die Zielscheibe beim Polizisten-Versenken spielen.»
    «Was ist das denn?»
    «So ziemlich das Demütigendste, was Ihnen passieren kann. Man sitzt auf einem kleinen Hocker über einem Wasserbecken, und das Publikum wirft mit Bällen nach einem Ziel, das den Hocker irgendwann kippen lässt, sodass man ins Wasser fällt. Und wenn der Hocker nur hoch genug über dem Wasser angebracht ist, drückt Ihnen der Aufprall die Eier platt.»
    John ließ das einen Augenblick auf sich wirken. «Im Ernst?»
    «Aber hallo!»
    Magozzi lenkte den Caddie mit quietschenden Reifen um die Kurve von der Snelling auf die Lexington Avenue. «Wollen Sie das Verhör mit den Jungs leiten?»
    Smith zuckte die Achseln. «Es ist Ihre Stadt. Und Ihr Rechtsbezirk.»
    «Ich dachte, wenn es um Terrorismus geht, hat das FBI Vorrang.»
    «Da käme dann die Sache mit der Zusammenarbeit ins Spiel. Außerdem würde ich, wenn es um Terrorismus geht, die Zeugenbefragung auch einer Pfadfindergruppe überlassen, wenn sie Lust dazu hätte.»
    Gino drehte sich auf dem Beifahrersitz um und sah John an. «Sie klingen ja schon wie ein richtiger Cop.»
    «Ich übe schon mal, damit ich irgendwann auch meine Lasagne und meinen Cadillac kriege.»
    «Mein Gott, Leo, hör dir den Mann an. Eine Woche im Mittleren Westen, und schon fängt er an, Witze zu reißen.»
    John schloss die Augen. Noch ein Posten auf der Beweisliste für das dünne Eis. Verstoß gegen die FBI-Vorschriften, Verstoß gegen Bundesgesetze, Alkoholgenuss im Dienst und nun auch noch Verlust des angemessen ernsten Agentenverhaltens. Der Mann, der er war, der er sein Leben lang gewesen war, schien fetzenweise von ihm abzufallen wie das Fell von einem räudigen Hund. Er räusperte sich, rückte seine Krawatte zurecht und setzte sein FBI-Gesicht auf. «Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass Sie beide sehr viel mehr Erfahrung darin haben, jugendliche Straftäter zu verhören. Wir haben beim FBI nur selten mit Tätern dieser Altersklasse zu tun.»
    «So jugendlich sind die gar nicht mehr», rief ihm Magozzi ins Gedächtnis. «Beide schon achtzehn.»
    «Aber gerade erst. Und ich muss auch sagen, dass ich mich etwas unwohl dabei fühle, gerade diese beiden Jungen zu verhören. Rein technisch gesehen haben wir nicht gerade viele Beweise, dass sie für die Sache verantwortlich sind.»
    «Quatsch mit Soße», schnaubte Gino. «Die kleinen Scheißer stecken so tief drin, dass

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