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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Straße verbietet?»
    Gino leerte das Glas und deponierte es unter dem nächstbesten Strauch. «Ich bin nicht auf der Straße. Ich befinde mich in meiner eigenen Einfahrt, die ich mit meinen eigenen Händen auf meinem eigenen Grund und Boden verlegt habe, und trinke meinen eigenen Chianti. Das Mistzeug hat mich dreißig Mäuse pro Flasche gekostet, das schütte ich doch nicht einfach so weg.» Er stieg in den Wagen und atmete tief durch. «Vielleicht ist das in dem Film, den du da gesehen hast, ja gar nicht unser Opfer. Vielleicht ziehen wir ja voreilige Schlüsse, weil du noch diesen ganzen Mist im Kopf hattest, den Tommy uns heute früh gezeigt hat, und …»
    Magozzi hielt ihm einen Ausdruck unter die Nase und schaltete das Innenlicht an.
    «Scheiße. Das ist unser Tatort.»
    «Und das sind nur ein paar Standbilder aus dem Video.»
    «Mensch, Leo, was geht da bloß vor?»
    Magozzi zog die Augenbrauen hoch. Solche Fragen stellte Gino sonst nie. Normalerweise sah er einen Mord und präsentierte einem dann sofort den gesamten Tathergang. Natürlich lag er damit grundsätzlich falsch, doch immerhin arbeitete er auf diese Weise die denkbaren Motive durch, die hinter jedem Mord steckten. Aber womöglich gab es diesmal einfach kein einleuchtendes Motiv.
    Gino schwieg erschreckend lange, dann fing er an zu reden wie ein Wasserfall. «Also, wir haben Cleveland, aber der Mann wurde zu Tode geprügelt, und alles spricht für einen Hassmord. Das heißt, uns bleiben vier weitere Morde im Netz, und jetzt einer hier in Minneapolis. Was hat Grace noch gleich gesagt? Ein Erstochener, zwei Erschossene und eine Strangulation, richtig? Und dazu jetzt unsere Wasserleiche. Jetzt hab ich’s. Ich weiß, was da los ist.»
    Magozzi seufzte und fragte wider besseres Wissen: «Und was?»
    «Wir haben uns einen reisenden Serienmörder eingehandelt. Einen Lastwagenfahrer vielleicht, der durchs ganze Land fährt. Oder einen Vertreter. Der reist von Stadt zu Stadt, zieht seine Nummer ab und filmt das. Dann stellt er seine Untaten ins Netz, weil ihm das den eigentlichen Kick gibt, verlässt die Stadt, und das war’s. Wie Willy Loman, nur eben als Mörder.»
    «Also ein Handlungsreisender in Sachen Serienmord.»
    «Klar, wieso denn nicht? So einer wäre doch fast nicht aufzufinden – er ist ständig unterwegs, hinterlässt kaum Spuren, und weil er nie lange genug an einem Ort ist, nimmt er alles, was er kriegen kann. Darum sind die Opfer und die Mordmethoden auch so unterschiedlich, aus schierer Notwendigkeit. So wie der Railroad Killer damals in den Neunzigern, weißt du noch? Springt auf einen Güterzug auf, bringt an irgendeinem Bahnhof den Nächstbesten um die Ecke, dann kommt der nächste Güterzug, und weg ist er.»
    «Der Typ war ein Einzelfall», erwiderte Magozzi seufzend.
    «Oder aber ein Vorbote künftiger Gräuel.»
    «Serienmörder glauben aber eher selten an Gleichberechtigung.»
    «Der schon. Er hat Männer und Frauen, Junge und Alte, Ärzte und Studenten umgebracht, egal wen und mit jeder Waffe, die gerade zur Hand war.»
    «Aber die Profiler fanden alle, dass er der Einzige auf weiter Flur ist. Die Ausnahme, die die Regel bestätigt.»
    «Profiler, papperlapapp. Die Welt ändert sich ständig, warum dann nicht auch die Serienmörder? Dann ist unser Mann eben kein klassischer bettnässender, zündelnder Soziopath, der Prostituierte abmurkst, weil er eigentlich seine Mama umbringen will. Aber das heißt noch lange nicht, dass er kein blutrünstiger Perverser ist, der gerade seinen großen Auftritt hat. Wir müssen uns die anderen Morde nochmal genauer anschauen. Mann, wenn wir unsere Asse richtig ausspielen, haben wir die Sache vielleicht schon morgen Mittag unter Dach und Fach.»
    «Wenn du meinst.» Magozzi hielt es für klüger, seinem Partner nicht zu widersprechen.
    «Du findest meine These nicht überzeugend, was?»
    «Es ist eine sehr schöne These.»
    Gino reckte das Kinn – ob vor Stolz oder Empörung, konnte Magozzi nicht recht sagen. «Und ob das eine schöne These ist. Und sie erklärt auch, weshalb sich die FBI-Typen jetzt darauf stürzen wie die Hyänen auf einen lahmen Wasserbüffel. Verbrechen über mehrere Staatsgrenzen, Cyberkriminalität und ein Serienmörder – alles in einem!»
    Ein lahmer Wasserbüffel? «Gib zu, du hast in den Werbepausen des Kochkanals wieder heimlich Tierfilme gesehen.»
    «Spotte nur, Leo, diesmal liege ich so was von richtig. Na los. Zeig mir das Haar in der Suppe.»
    «Manche dieser

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