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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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seinesgleichen nie zu fassen kriegen.»
    Magozzi blinzelte erschrocken. «Das ist jetzt aber sehr negativ.»
    Sie lehnte sich zurück, damit die Kellnerin einen Teller, randvoll mit schädlichem Essen, vor sie auf den Tisch stellen konnte. «Ein Jammer. Das war nämlich noch die gute Nachricht. So würde nur ein Serienmörder das Internet nutzen. Dummerweise glaube ich nicht, dass das hier der Fall ist, und das macht die Sache sehr viel schlimmer.» Sie nahm einen Zwiebelring vom Teller, biss hinein und schloss die Augen. «Mein Gott, ist das gut. So was habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen.»
    «Sekunde mal. Lassen Sie sofort diesen Zwiebelring fallen.»
    Als sie einmal angefangen hatte zu kichern, konnte sie nicht mehr damit aufhören. «Oje, so reden Polizisten tatsächlich, oder? Ich komme mir gerade vor wie im Film. Und ich glaube, ich habe ein bisschen zu viel getrunken.»
    «Sie hatten anderthalb Bier.»
    «Ich weiß. Aber ich hatte bisher noch nie ein ganzes Bier. Überhaupt noch nie.»
    «Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?»
    «Nein. Ich bin Antialkoholikerin. Oder war das zumindest mal.» Darüber musste sie gleich wieder lachen und hielt sich dabei die Hand vor den Mund wie ein junges Mädchen mit Zahnspange. «Könnten Sie mir vielleicht ein Glas Milch bestellen?»
    Magozzi verbiss sich mit Mühe ein Grinsen, das ihm angesichts ihrer Eröffnung, Serienmörder seien keineswegs das Schlimmste im Leben, nicht ganz passend erschien. «Nur, wenn Sie solange die Finger von dem Bier lassen. Ich will nicht, dass Sie sich total betrinken. Und wenn ich wiederkomme, will ich hören, was schlimmer sein kann als ein Serienmörder, der das Internet für seine Zwecke nutzt.»
    Sie grinste dümmlich und griff nach ihrem Hamburger.
    Wie sich herausstellte, servierten irische Kneipen überraschenderweise keine Milch. Magozzi musste bis zum Lebensmittelladen an der nächsten Querstraße und wieder zurück laufen, und zwar schnell, damit sich Miss Psycho-Profiler-FBI-Agentin in der Zwischenzeit nicht völlig unter den Tisch soff. Als er zurück war, stellte er eine Drei-Liter-Packung Milch vor sie hin.
    «Die ist aber groß.» Sie hatte ihren Teller fast leer gegessen und wirkte beinahe wieder normal.
    «Eigentlich wollte ich eine kleine Packung, wie man sie immer in der Grundschule bekam. Aber so was führen diese geldgierigen Wucherer natürlich nicht. Die haben nicht mal Zwei-, geschweige denn Ein-Liter-Packungen. Wer Milch braucht, ist seine halbe Rente los.»
    «Tut mir wirklich leid. Ich zahle Ihnen das Essen. Das inzwischen übrigens kalt und fettig ist.»
    «Herzlichen Dank für diese Einschätzung der Lage.»
    Sie schob ihren Teller mit einem Finger von sich und lächelte ihn an. «Wir reden hier über fürchterliche Dinge, und das ist jetzt schrecklich unprofessionell von mir, aber ich möchte Ihnen doch sagen, dass ich diesen Abend sehr schön finde. Was ich umso mehr zu schätzen weiß, als ich gar nicht damit gerechnet hätte.»
    Magozzi lächelte zurück und biss in seinen Burger, der kalt und fettig und absolut großartig war. «Was ist denn da drin?», fragte er die gestresste Kellnerin, die sich gerade zwischen besoffenen Tänzern hindurch an ihrem Tisch vorbeidrängte.
    «Totes Tier. Was glauben Sie denn?»
    Chelsea Thomas, die von Rechts wegen eigentlich Stripteasetänzerin hätte sein sollen, sah ihm beim Essen zu. «Sind Sie eigentlich auch mit Frauen befreundet, Detective?»
    Kauend schüttelte er den Kopf. «Nein. War ich nie. Es gibt nur Frauen, die ich liebe, und Frauen, die ich begehre.»
    «Und begehren Sie die Frau, die Sie lieben?»
    «O ja.»
    Sie nahm ihren letzten Zwiebelring in die Hand und hielt ihn ins Licht wie einen kostbaren Edelstein. «Perfekter geht es doch eigentlich gar nicht. Erzählen Sie mir von ihr.»
    Magozzi legte den Hamburger zurück auf den Teller und starrte sie an. Das war mit einiger Sicherheit der merkwürdigste Abend seines Lebens, was schon etwas heißen wollte, wenn man beim Morddezernat arbeitete. Vielleicht lag es ja am Bier oder an der Stimmung oder auch daran, dass da eine Drei-Liter-Packung Milch zwischen ihnen auf dem Tisch stand. Was auch immer der Grund sein mochte, jedenfalls öffnete Magozzi den Mund, und heraus kam Grace MacBride. Er erzählte Chelsea Thomas alles, sagte ihr Dinge, die er bis dahin nicht einmal laut bei sich selbst gedacht, geschweige denn jemand anderem erzählt hätte. Sie hörte aufmerksam zu, sog jedes Wort auf wie einen

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