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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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versöhnlicherem Tonfall. »Und was?«
    »Selbst was tun«, sagte ich.
    »Hört jetzt auf, es ist schwierig genug.« Emma zündete sich einen Zigarillo an. Jennifer weinte ganz still.
    »Sie wollen nur das Beste für dich«, versicherte Emma sanft.
    »Ach, jee«, sagte sie nur und schnupfte in ein Taschentuch.
    Danach war es einige Kilometer lang still, niemand hatte ein gutes Gefühl, und die Explosion war nur eine halbe Sache gewesen.
    Emma parkte unter der Domplatte, und wir verabredeten uns im Früh für sechzehn Uhr.
    Während wir gemächlich unserem Ziel zutrabten, fragte Rodenstock: »Was wollen wir von ihm? Was genau?«
    »Nur die Geschichte der Firma«, antwortete ich. »Diese Firma ist mir rätselhaft, und also will ich verstehen, was da gelaufen ist. Eines wissen wir mit Sicherheit: Es gab für die Firma wechselnde Partner. Das heißt, die erste Garnitur der Leitenden wurde offensichtlich ausgewechselt. Und es kann sogar sein, dass auch dieser Stromberg vollkommen neu ist, dass er über die erste Garnitur gar nichts weiß. Wir müssen ihn treiben.«
    »Hoffentlich funktioniert das«, bemerkte er düster.
    »Was ist mit dir? Hast du jetzt den großen Nebel im Hirn?«
    »Ach Gott«, sagte er, »so weit musst du nicht gehen. Es macht mich nur krank, wenn eine junge Frau aus der Verwandtschaft antanzt und demonstriert, dass sie aus dem vorigen Jahrhundert stammt und dabei unglücklich wurde. Ich dachte bisher, die Menschheit werde sich langsam nach vorn entwickeln.«
    »Emma war stinksauer. Sehr eindrucksvoll«, bemerkte ich.
    »Ach was! Sie hätte am liebsten mitgeschimpft, ich kenne sie doch. Sie wird jetzt warten, bis unsere Ausbrüche sich in Jennifers Herzchen gesenkt haben, und dann wird sie sie harmlos, freundlich und knallhart fragen: Was hast du entschieden, für oder gegen Sao Paulo?«
    »Und? Was tippst du?«
    »Ich weiß es noch nicht. Jennifer hat nichts gelernt, sie hat keinen Beruf. Und sie hat auch noch nicht einen Tag richtig gearbeitet und dafür kassiert. Das ist schwer, mein Lieber, sehr schwer.«
    Eine abgerissene männliche Gestalt kam uns entgegengeschwankt und lallte, ob wir vielleicht einen Euro für einen antikapitalistischen Umtrunk hätten. Wir gaben ihm zwei.
     
    Detlev Stromberg war eine eindrucksvolle Erscheinung. Groß, schlank, durchtrainiert, ein Häuptling Silberlocke, vielleicht fünfzig Jahre alt. Mich störte nur, dass er sein Lächeln nicht mehr ausknipsen konnte.
    Er sagte zur Eröffnung: »Ich weiß überhaupt nicht, wie ich Ihnen helfen kann, denn gegenwärtig läuft eigentlich nichts, kann nichts laufen. Die operative Führung ist durch bedauerliche Ereignisse ausgefallen.«
    »Stimmt es Sie denn nicht nachdenklich, dass die gesamte operative Führung ermordet wurde?«, fragte Rodenstock.
    »Mehr als nachdenklich«, gab er zu. »Meine Kanzlei hier stand vor großen Veränderungen, ich sollte zukünftig im Rahmen des Konzerns die Firma in Frankfurt führen. Das kann ich alles abblasen, da sind wir platt vor die Wand gefahren worden. Unser Spielraum beträgt jetzt sechs Monate. In diesen Monaten müssen wir versuchen, neue Leute an Bord zu nehmen. Und auf dem Sektor, in dem wir arbeiten, sind neue Spezialisten rar wie weiße Elefanten.«
    »Könnten Sie nicht zurückrudern?«, fragte ich. »Im Anfang war doch wohl Manni Luchmann dabei. Hat der jetzt keine Lust mehr?«
    »Das war insgesamt kein tauglicher Versuch«, erwiderte er schnell.
    »Heißt das, dass das Geld Luchmanns nicht sauber ist?«, fragte Rodenstock.
    Der Mann räusperte sich. »Sauber ist es schon«, sagte er. »Aber es kam eigentlich aus der falschen Ecke, nicht wahr?«
    »Geld aus Prostitution ist aber doch gutes Geld, oder?«, fragte ich.
    »Könnte man so sehen«, pflichtete er bei. »Aber das war dem Vorstand nicht recht. Er war froh, als wir die andere Schiene laufen konnten. Es ist ja auch ein wenig anrüchig, wenn ausgerechnet Luchmann jetzt Heilkräuter vertreibt und Salben anbietet. Ja, es war durchaus gutes Geld, aber es stank.«
    »Wie muss man sich die operative Spitze denn vorstellen?«, fragte Rodenstock. »Was hatten die Sterns und der Vonnegut denn zu tun?«
    »Also, man sagt, dass Naturheilmittel heutzutage in einem sehr kompakten Markt hergestellt und vertrieben werden. Im Grunde kommen in diesem Markt neue Kräfte und neue Firmen gar nicht erst in gute Ausgangspositionen. Aber die Gebrüder Stern und der Vonnegut hatten eben Ansatzpunkte, die einfach neu waren. Jakobs Arche war nicht

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