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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dem Kopf schlagen.« Dann kicherte er unvermittelt. »Der Mann ist ein penetranter Kleinbürger, streng gesetzestreu, ein penibler Steuerzahler. Der raucht noch nicht mal in einer Einbahnstraße.«
    »Ah, was ich fragen wollte. Darf ich mir eine Pfeife ins Gesicht stecken?«
    »Dann rauch ich auch eine«, beschloss er. Dann lächelte er uns an und sagte: »Sie haben vielleicht Ideen!«
    »Ja, ja«, nickte Rodenstock betrübt. »Wir können die Leichen ja nicht mehr fragen.« Derartige Bemerkungen machten ihm immer Spaß.
    Also rauchten wir. Stromberg eine Zigarette, Rodenstock einen gefährlich aussehenden Stumpen und ich meine Pfeife. Es wurde etwas friedlicher.
    »Wenn meine Sekretärin das sieht, bricht die Welt zusammen«, murmelte er beglückt wie ein ganz kleiner Junge.
    »Was ist an dem Weib denn so furchtbar?«, fragte Rodenstock nach einer Weile.
    »Na ja, da muss man wissen, woher sie kommt. Also, sie stammt aus Köln-Nippes und der Vater war Schrotthändler. Eine schöne Frau, ohne Zweifel. Sie war geschlagene vier Jahre verlobt mit Luchmann, und es geht das Gerücht, dass er sie nicht heiraten wollte. Unter keinen Umständen. Aber schließlich klappte das doch. Und sofort wollte sie den Frauen im Eros-Center beibringen, wie sie ihre Kasematten einzurichten hatten. Also, hier ein Blümchen, da ein Blümchen, hier ein Deckchen, da ein Spitzentüchlein. Sie sagte immer: >Der Freier kommt nur wieder, wenn er sich heimisch fühlt.< Das ging aber schief, die Frauen schickten dem Luchmann eine Abordnung ins Haus, die sagte, die Walburga solle sich heraushalten. Sagen wir mal so: Kein Mensch nahm sie ernst. Und als sie eine Weihnachtsfeier veranstalten wollte, auf der Luchmann den Nikolaus geben sollte, war das Ende der Welt gekommen. Also, irgendwie war sie verkehrt, sie passt nichts ins Milieu, und sie wird nie passen. Und sie hat ihr Abitur auf einem Gymnasium gemacht, und sie schmeißt mit Latein um sich, sie sagt de mortuis nihil, nisi bene und ihr bildungsferner Ehemann starrt sie fassungslos an. Aber sie wollte doch endlich was zu sagen haben, sie wollte was Eigenes. Und da kam Jakob Stern mit der Idee einer Heilmittelfirma. Und dann sagte Luchmann: >Okay! Aber nur mit Walburga !< Und sie ist wirklich krass, denn sie benimmt sich eindeutig wie ein kleines verwöhntes Mädchen. Auf jeden Fall haben wir einen Vertrag mit ihr als Geschäftsführerin geschlossen, in dem sie notfalls von den anderen Beteiligten überstimmt werden konnte. Und als ich den Brief mit der Absage an ihren Mann geschrieben hatte, ging das Gerücht, sie habe sich auf den Teppich geworfen und hineingebissen.« Er lachte und wirkte ganz entspannt, die Anekdoten gefielen ihm.
    »Und es ist eine ganz normale Ehe mit Luchmann?«, fragte Rodenstock.
    »Ob die normal ist, weiß ich nicht. Es ist die Rede gewesen, dass Luchmann kein sexuelles Wesen ist und überhaupt nicht weiß, wozu ihm der Pimmel zwischen den Beinen gewachsen ist. Entschuldigung. Dafür spricht auch sein Erfolg im Geschäft. Von ihr sagt man, dass sie gelegentlich schon mal wildern geht, dass aber Luchmann das hinnimmt, weil er das sowieso nicht versteht. Es scheint ihm egal zu sein, Luchmann ist nicht mal eifersüchtig.«
    »Warum hat er sie denn überhaupt geheiratet?«, fragte Rodenstock.
    »Weil sein Schwiegervater mit ihm einen Deal machte: Du heiratest meine Tochter und kriegst nach meinem Tod mein Geschäft. Luchmann ist auch noch Schrotthändler. Und auch das macht er mit Gewinn.«
    »Wie schwer wird er eingeschätzt?«, fragte ich.
    »Schwierig zu sagen. Irgendwelche Geldmengen kann ich nicht nennen. Es gibt neuerdings Übernahmen auf seinem Gebiet, man sagt, er steigt jetzt auch in Düsseldorf ein. Er hat viel, viel Geld, und seine Banken gehen grundsätzlich mit. Und das ist mehr, als man von den meisten Firmen behaupten kann.«
    »Wie lange existiert jetzt diese neue Firma mit den Sterns?«, fragte ich.
    »Seit etwas mehr als einem Jahr. Und wissen Sie, was ganz komisch ist? Und wissen Sie, was ich sofort gedacht habe? Sie waren alle drei zu Haus.«
    »Was heißt das?«, fragte ich.
    »Also, in dieser Zeit, seit diese Firma existiert, gab es nur einen einzigen Zeitpunkt, an dem alle drei in der Eifel waren. Und das waren eben diese jetzt laufenden vierzehn Tage. Vorher waren sie entweder alle drei zusammen unterwegs oder jeweils einzeln an verschiedenen Orten auf dem Globus.«
    »Das muss jemand gewusst haben«, sagte Rodenstock mit einem Seufzer.

»Genau«,

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