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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wolle jemand vorspiegeln, da habe ein Penner den anderen erschlagen. Rein theoretisch wäre das ja auch möglich gewesen, denn Franz hatte ein Paar Kumpels, die so etwas im Suff vielleicht fertig bringen würden. Warum dieser Täuschungsversuch? Für mich zeigt das deutlich eine ganz andere Art von Ablauf. Für mich klingt das so, als hätte Franz erfahren, dass sein Bruder tot war. Anschließend hat ihm jemand gesagt, Vonnegut wurde getötet. Dann fing er in Panik an zu rennen, weil er konsequent gedacht haben muss: Jetzt bin ich dran! Kannst du das nachvollziehen?«
    »Ja, kann ich gut, klingt logisch. Also müssen wir auch versuchen, die letzten Stunden von Franz zu rekonstruieren.«
    »Richtig«, sagte er. »Mach uns den Termin bei dieser Firma in Frankfurt.«
     
    Der Morgen begann mit einem starken Regen, von dem ich wach wurde, weil er so laut auf das Dach der Terrasse trommelte. Es war ein paar Minuten vor sechs, und ich fühlte mich gut und ausgeruht. Als ich auf die Terrasse ging, empfing mich mein Kater mit unglaublicher Verachtung. Demonstrativ erhob er sich von seinem Kissen auf seinem Stammstuhl, drehte sich einmal betulich und ließ sich dann - Rücken streng abgewendet - wieder nieder. Es war natürlich eine Zumutung, so früh geweckt zu werden.
    Ich war jedenfalls guter Dinge, setzte mich auf die Bank und starrte in mein Grün. Es regnete immer noch. Und dann sah ich das Bällchen durch die Büsche hüpfen. Es schwang sich behände von Ast zu Ast, flatterte hinüber zur Vogelbeere, schoss dann auf die Wasserfläche des Teichs nieder, nahm Wasser auf, landete irgendwo im Schilf, kam dann wieder in Sicht. Ich hatte einen Zaunkönig zu Gast. Und weil das Ganze bei Regen so beschaulich war, freute ich mich daran, bis der kleine Ball verschwand.
    Ich dachte an meinen Beruf und schrieb einen neuen Recherchenbericht für Hamburg, anschließend den Text für die Leute im Nationalpark Eifel. Als beides auf dem Weg war, war es schon neun, und ich konnte an den Termin denken.
    Das ging viel schneller, als ich gedacht hatte. Pharmkraut gab es tatsächlich, und es gab tatsächlich eine aufmerksame Dame im Empfang, die alles ganz locker regelte.
    »Sie müssen wissen«, plauderte sie, »dass wir eine neue Firma im Konzern sind. Und wir haben auch einen Ersten Geschäftsführer. Der heißt - wenn Sie mitschreiben wollen - Detlev Stromberg, Dr. Detlev Stromberg. Aber der sitzt in Köln in einer Kanzlei namens Stromberg und Freunde, Alter Markt 24 b. Die Telefonnummer ist…« Und immer wartete sie geduldig, bis ich alles notiert hatte.
    Ich wählte die Kölner Nummer, kam gleich durch. »Mein Name ist Baumeister, ich bin Journalist. Ich möchte mit Dr.
    Stromberg sprechen. Es geht um die Firma Pharmkraut, es geht um drei Ermordete, aber das wird er schon wissen.«
    »Soll ich ihm das ausrichten?«, fragte die Frau.
    »Eher nein«, sagte ich. »Ich würde es ihm gerne selbst sagen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn jetzt stören kann.«
    »Das ist Ihr Problem, meine Liebe.«
    »Ich versuche es mal.« Eine Minute Pause.
    »Stromberg hier.«
    Ich stellte mich vor und kam gleich zur Sache: »Ich recherchiere im Bereich der drei Ermordeten, die ebenfalls im Bereich Pharmkraut tätig sein sollten, jetzt aber verhindert sein werden. Ich möchte um einen Termin bei Ihnen bitten.«
    »Oh, das wird sehr zwecklos sein. Einfach gesagt, hängen wir in der Luft, nichts geht mehr.« Er hatte eine angenehme Stimme. »Sehen Sie, wir haben sozusagen die operierende Spitze verloren, wir müssen jetzt erst einmal abwarten. Diese Spitzenleute sind nicht zu ersetzen, jedenfalls nicht von heute auf morgen. Diese drei waren Spezialisten auf ihrem Gebiet, weltweit betrachtet. Ich würde eigentlich lieber mit Interviews warten, bis wir Ersatzleute gefunden haben. Und ich würde Sie herzlich bitten wollen, uns vorerst aus dem Spiel zu lassen.«
    »Das wird nicht gehen, Herr Dr. Stromberg. Meine Redaktion in Hamburg erwartet von mir eine klare Recherche. Und die ist ohne Ihre Aussage keineswegs klar.«
    »Aha, Hamburg«, sagte er nachdenklich.
    Das ist immer wieder so, das sagen sie alle. Dieses »Aha, Hamburg« ist gleichermaßen von Furcht und Nachdenken geprägt.
    »Und wenn Sie mir eine Liste Ihrer Fragen schicken?«
    »Das ist absolut unprofessionell, Herr Dr. Stromberg. Dann kann ich nicht nachfragen, und meine Chefredaktion wird mich wegen akuten Versagens um einen Kopf kürzer machen.«
    Er griff zu dem Trick, zu dem immer mehr Leute

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