Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
haben.«
»Tja«, bemerkte Rodenstock sarkastisch. »Wie die Kölner sagen: Tot ist tot.«
»Zurück zu der Geschichte der ersten Firma«, bat ich. »Wie ist denn der Bordellbesitzer an Sie herangetreten?«
»Das war ganz einfach. Er hatte wohl herausgefunden, dass mein Unternehmen bei so einem Deal vielleicht einsteigen könnte. Wir sind schließlich der größte europäische Anbieter. Und damit hatte er ja recht. Ich dachte auch anfangs: Das geht glatt. Aber dann wollte Luchmann immer mehr und immer mehr, denn er ist letztlich einfach habgierig, nichts sonst. Und meine Leute wurden zu Recht langsam sauer, und wir sagten uns: >Wir brauchen sauberes Geld, einen neuen Partner.< Dann kam die Trennung relativ schnell. Ich schrieb ein Briefchen an Luchmann und überwies ihm das Geld zurück, wir wickelten ab. Im Geschäftsleben ist das letztlich normal, du kannst nicht immer gewinnen.«
Er lächelte uns immer noch an, er stellte es nicht ab. Aber er hatte etwas Falsches gesagt.
»Und das ging so glatt und widerstandslos?«, fragte Rodenstock scheinbar verblüfft. »Da will ein linksrheinischer Bordellbetreiber in eine Heilmittelfirma einsteigen, handelt und mauschelt, trickst und versucht, und wird zum schlechten Schluss dann einfach hinausgeworfen? Hat Luchmann Ihnen denn keine Torpedos geschickt? Keine Schläger, die Sie aufgemischt haben? Sehen Sie den gebrochenen Arm bei Herrn Baumeister?«
»Wie bitte?«, fragte er plötzlich. »Wollen Sie etwa sagen, Manni Luchmann ist kriminell? Und ist Herr Baumeister etwa von Schlägern besucht worden?«
»Ja«, entgegnete Rodenstock betrübt. »Das vermuten wir. Einwandfrei. Bei einbrechender Dunkelheit kamen mitten in der Vulkaneifel zwei Schläger um die Ecke und haben Herrn Baumeisters Arm demoliert. Und es war gar kein Spaß.«
»Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte er dann merkwürdig tonlos.
»Und ich glaube Ihnen nicht, dass Sie das nicht glauben«, schnappte Rodenstock. »Luchmann mag ja ein guter Katholik sein, aber er handelt nach wie vor mit Sex, und er lebt in einer gefährlichen Branche. Wenn er es nicht weiß, wer dann?« Dann legte er eine kurze Pause ein und fragte: »Spielt auf der Seite von Manni Luchmann vielleicht eine Dame mit, die ungefähr vierzig Jahre alt ist und weißblond?«
Du lieber Himmel, dachte ich, warum fragte er das jetzt? Wir hatten nur dieses weißblonde Haar und nichts sonst.
»Weißblond?«, fragte Stromberg zurück. »Kein Weißblond. Ich habe nie eine Frau mit weißblondem Haar gesehen. Luchmanns Frau hat eine feuerrote Mähne mit hellen Streifen.«
»Sie war dabei, nicht wahr?«, fragte ich.
»Ja, sie war ein paar Mal dabei«, bestätigte er.
»Und welchen Job sollte sie in der Firma bekommen?«, fragte Rodenstock energisch. »Und erzählen Sie mir nicht, da sei nichts gewesen.«
»Geschäftsführerin«, sagte er. »Aber das nur zu Ihnen und zu niemandem sonst.«
»Hat sie einen Namen?«, fragte Rodenstock.
»Walburga«, sagte Stromberg. »Sie heißt Walburga, und sie ist ein furchtbares Weib. Aber diese Fakten gebe ich nicht frei, das können Sie nicht verwerten.«
Ich dachte, es sei besser, ihm eine Ruhepause zu gönnen, und wollte ablenken. »Wie kamen Sie eigentlich auf Friedrich Vonnegut?«
Er war deutlich dankbar für die Frage, er räumte sich auf, er bewegte die Schultern und Ellenbogen. »Das Komische war, dass wir von Vonnegut keine Ahnung hatten, und Jakob Stern kannte ihn auch nicht. Da gab es in der Eifel einen Finanzbeamten namens Hellmann, der zu Jakob sagte: >Schau dir den an, der ist gut, der hat die Mittel, und er hat gleiche Interessen.< Vonnegut war irgendwann in seinem Leben ernsthaft krank, und die herkömmlichen Medikamente halfen nicht. Er stieg auf pflanzliche Heilmittel um und wurde gesund. Seitdem interessierte er sich dafür, und er kam mit Leuten zusammen, die viel Ahnung von diesen Heilmitteln hatten. Und es war ja fast komisch, dass er beim Jakob Stern gleich um die Ecke wohnte. Da passte der Deckel auf den Pott, das war perfekt. Das kommt selten vor.«
»Mal eine Frage«, sagte Rodenstock nachdenklich. »Kann es denn sein, dass Manni Luchmann das Geschäft unbedingt wollte und die drei töten ließ?«
Er starrte Rodenstock an, als habe der den Verstand verloren. »Luchmann? Mord? Niemals, das ist unvorstellbar. Na gut, er macht Geschäfte mit Frauen, na gut, es ist ein hartes Geschäft. Aber Mord? Luchmann müsste ein Selbstmörder sein, und das ist er nicht. Das können Sie sich aus
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