Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
mir auf den Parkplatz. Jetzt sah ich, dass es zwei waren, sie nahmen die Helme nicht ab, sie warteten.
Ich fuhr weiter, sie folgten mir. Ich überlegte, was zu tun sei und rief dann Gregor Bleibtreu an. Gott sei Dank meldete er sich sofort.
»Bist du zu Hause?«
»Ja. Warum?«
»Weil ich gleich vorbeikomme. Hinter mir ist ein Motorrad, es könnte sein, dass darauf die Schläger sitzen, der mir den Arm brachen.«
»Dann fahr doch einfach eine Polizeiwache an«, sagte er hastig.
»Oh nein, das dürfen wir uns nicht entgehen lassen, das müssen wir ausnutzen. Ich fahre dich jetzt an, langsam und betulich. Wie sieht es bei dir aus?«
»Das ist ein Hof. Links das Wohnhaus, rechts die Schmiede.«
»Kann ich in die Schmiede hineinfahren?«
»Kannst du. Und wenn sie Waffen haben?«
»Das ist mir scheißegal.«
»Bist du verrückt?«
»Sie sind unsere einzige Spur«, sagte ich. »Soll ich die Bullen rufen?«
»Nein, noch nicht. Erst warten wir mal ab, ob ich recht habe. Und dann holst du die Bullen.«
»Du bist ein harter Brocken«, sagte er. »Und du ein Sensibelchen.«
»Das habe ich nie bestritten.«
»Bis gleich, ich melde mich.«
Ich fuhr im Kreisverkehr in Schleiden nach rechts hinaus in Richtung Olef, der Biker folgte. Als ich nach links abbog, um den Berg nach Herhahn hochzufahren, waren sie immer noch hinter mir.
Ich rief Gregor erneut an. »Sie folgen mir. Kann sein, dass sie nach Vogelsang wollen. Wenn ich die nächsten fünf Minuten nicht anrufe, folgen sie mir.«
»Okay«, sagte er ergeben. »Ich habe nur keine Ahnung, wie man sich prügelt.«
»Das kannst du alles lernen«, beruhigte ich ihn.
9. Kapitel
Ich wusste plötzlich, dass es ganz einfach war, endgültig festzustellen, ob die Biker mich meinten oder nicht. Ich fuhr in die Einfahrt nach Vogelsang, ich wurde immer langsamer, schleppend langsam. Sie folgten mir. Ich fuhr nur ein paar hundert Meter, dann gab es links eine Möglichkeit zu wenden. Ich wendete, sie fuhren an mir vorbei, wendeten dann auch. Sie fuhren eine Kawasaki, und ihre Kleidung war schwarz ohne die obligaten Werbeaufdrucke. Als ich erneut auf die B266 Richtung Einruhr einbog, folgten sie mir.
Dann holte ich die Adresse von Gregor Bleibtreu mit einem Knopfdruck auf das Navigationsgerät und wählte Kischkewitz’ Nummer. »Kannst du sechzig Sekunden zuhören?«
»Ja.«
»Seit etwa dreißig Kilometern ist eine Kawasaki hinter mir her. Unzweifelhaft. Ich denke, das sind die Leute, die mir den Arm gebrochen haben. Ich fahre jetzt Gregor Bleibtreu an. In Schmidt. Die Adresse ist folgende …« Ich diktierte sie. »Mein Navi sagt, dass ich den in etwa neunzehn Minuten erreiche. Kannst du uns behilflich sein? Aber nicht mit Blaulicht und Horn und schon gar nicht mit einem Streifenwagen.«
»Wie denn sonst?«, fragte er giftig. »Mit einem Tretroller? Du stellst eine saumäßige Situation her, Baumeister, und ich habe keine Chance auszuweichen. Das ist nicht fair und schon gar nicht professionell und …«
»Dann lassen wir es.«
»Was soll das ganze Theater? Ich muss dir noch sagen, dass der Innenminister unseres Landes eine Beschwerde vorliegen hat. Es geht darum, dass ein ehemaliger hoher Kriminalist und ein Journalist aus der Eifel in Sachen Medien bevorzugt behandelt werden. Ich gelte als der Übeltäter auf der Seite der Kriminalbeamten. Beschwerdeführer ist der Justitiar eines Fernsehsenders, Anlass: die Ereignisse am Tatort Jakob Stern.«
»Oh, Scheiße, das tut mir leid.«
»Das hilft aber nicht, mein Freund. Und jetzt soll ich dir ein Rollkommando schicken. Warum eigentlich?«
»Wir haben Durchblick in dem Fall. Und diese beiden Männer sind die einzige Möglichkeit, die ich sehe.«
»Ich schicke zwei Jungs mit Bikes. Aber verwechselt die um Gottes willen nicht.«
»Du bist ein Schatz«, sagte ich.
»Das auf keinen Fall«, widersprach er.
Ich ging mit der Geschwindigkeit noch weiter herunter, ich drehte dauernd den Kopf, als suchte ich nach etwas. Sie blieben brav hinter mir, sie hatten Zeit, wahrscheinlich war ich das einzige Opfer des Tages.
Ich tuckerte an Einruhr vorbei, durch Rurberg und Woffelsbach hindurch und schlug einen großen Bogen in Richtung Schmidt. Mach langsam, Junge, sagte ich mir, das dicke Ende kommt sowieso.
Dann hatte ich plötzlich die Hoffnung, sie würden mich außen vorlassen. Sie konnten doch nicht jemanden verprügeln, der schon einen Arm in Gips trug. So etwas tut man einfach nicht, dachte ich wütend, wusste aber
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