Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
eine Sparkasse, die sehr gute, wurde nicht einmal gründlich informiert, und die andere, die sehr mittelmäßige, macht den Reibach. Ein junger, christlicher Grande ist der Meinung, wenn die Politik befehle, hätten Sparkassendirektoren zu hüpfen. Und da bei dieser Fusion eine neue Bank entsteht, werden im Hintergrund Posten verschachert. Pöstchen für die Ewigkeit, für die Ehefrau, für Otto sein Onkel, der bei der letzten Sauerei die Schnauze hielt. Die Bankkunden wurden nicht gefragt, die Bevölkerung schon gar nicht. Das ist was für eine Provinzposse, aber ich weiß nicht, ob mir das Spaß machen wird. Und ich weiß nicht, wer das drucken soll, weil dieser Vorgang vollkommen öffentlich abläuft, weil jeder genau Bescheid weiß, weil nahezu jeder empört ist, und weil die Täter fest daran glauben, dass sie gut sind. Okay, wir wissen, das sind sie nicht wirklich, und es wirkt so, als hätten sie ihr Gehirn an der Garderobe abgegeben, das Schlimme ist aber, dass sie offensichtlich die Garderobenmarken verloren haben. Es geht das Gerücht um, die CDU habe vor, sich selbst umzubringen.«
»Das klingt nach einem Wald voll Affen«, murmelte Rodenstock.
»Ich habe davon gelesen«, nickte Emma. »Das klingt nach einer Vergewaltigung.«
»Edler hätte ich es nicht formulieren können«, sagte ich. »Ich werde es nicht machen, ich hatte mit solchen Themen noch nie einen durchschlagenden Erfolg. Ich genehmige mir drei freie Tage.«
»Das ist zu loben«, sagte Emma. »Das klingt gut. Wir wollten eigentlich zu den erstklassigen Pizzabrüdern nach Zermüllen fahren und Spaghetti essen. Uns ist so italienisch zumute.«
»Da fahre ich mit«, konnte ich gerade noch sagen, dann schrillte mein Telefon.
Ein Mann fragte mit einer etwas unklaren, nuschelnden, heiseren Stimme: »Bin ich da bei Baumeister? Dem Journalisten?«
»Das sind Sie! Was kann ich für Sie tun?«
»Also, Sie sind doch jemand, der die Dinge beim Namen nennt. Und Sie veröffentlichen ja in angesehenen Magazinen.
Jetzt geht es um das furchtbare Verbrechen an dem kleinen Mädchen. Und ich rufe Sie an, um einiges klarzustellen, und auch um aufzuklären, weil, es ist doch eindeutig …«
»Entschuldigen Sie, aber könnten Sie mir Ihren Namen verraten?«
»Der tut nichts zur Sache«, sagte er hastig. »Ich bin sicher, ich spreche im Namen aller Eifeler hier. Ich denke, da müssen wir mal aufräumen, es geht ja schließlich auch um das Ansehen der Eifel. Also, wenn ein Mann behauptet, er wäre ein sogenannter indianischer Zauberer, obwohl er eigentlich ein Bauernsohn aus der Eifel ist, dann sind wir weit gekommen. Zu weit, wie ich betonen möchte. Dieser Mann ist ein Betrüger der übelsten Sorte, und ich scheue mich nicht, zu sagen, dass der Teufel persönlich ihn geschickt hat. Dieser Mann ist die Prüfung, die unser Herrgott der Eifel auferlegt. Immer wieder in der Geschichte hat es solche Prüfungen gegeben. Und wenn dieser Mann Frauen um sich sammelt, von denen wir wissen, dass sie nichts anderes als willenlose Sexhäschen und Huren sind, dann sollte dem Einhalt geboten werden. Ich nehme an, Sie stimmen mir zu.«
»Ich nehme einmal an, Sie reden jetzt über einen Mann namens Jakob Stern«, bemerkte ich vorsichtig.
»Sie wissen genau, wen ich meine, ich weiß, wen ich meine. Wir brauchen keine Namen, wir wissen, was gelaufen ist. Die ganze Sache ist doch eine Schweinerei. Und wenn es nicht anders geht, dann müssen wir zu härteren Methoden greifen, dann müssen wir richtig streng vorgehen, um das Übel an der Wurzel zu fassen. Dafür muss uns jedes Mittel recht sein, denn es geht um die Geschichte der Eifel, die ja auch am Jüngsten Tag bewertet werden wird. Der Mann ist grundsätzlich nicht in der Gemeinde und der Kirche zu finden, der Mann sagt in aller Öffentlichkeit, die christlichen Kirchen hätten versagt. Das muss man sich mal vorstellen. Gleichzeitig feiert er wüste Orgien mit hemmungslosen Frauen, die er nachts um sein sogenanntes Lagerfeuer setzt, um sie zuerst mit Bier und Schnaps einzulullen, und anschließend betrunken zu sexuellen Spielen zu benutzen. Ich bitte Sie, pornografische Exzesse im Nationalpark Eifel! Die Frauen haben doch keine Ahnung, auf was sie sich da einlassen, die sind doch völlig naiv … und überhaupt wird die Kleine da als Priesterin dieses Indianers ausgebildet worden sein, wie ich aus sicherer Quelle weiß. Und die Kleine hat vollkommen nackt in der Menschengruppe gestanden, die sich um das Lagerfeuer
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