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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ließ mich am Freitagabend antanzen«, erklärte der Comedian, als sei damit alles gesagt.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Guter Mann!«, sagte Rodenstock gefährlich leise. »Sie wollten freundlicherweise hierher kommen, um uns einiges zu berichten. Nun berichten Sie doch mal.«
    »Ja, ich musste also am Freitagabend kommen. Er hat mir nichts erklärt, er hat mich nicht irgendwie vorbereitet, mit keinem Wort erwähnt, was er mit mir vorhatte …«
    »Können wir uns darauf einigen, dass Sie nicht erzählen müssen, was er nicht tat und auch nicht vorhatte? Herr Sieweking, wir sind hinter Mördern her, die drei Menschen umgebracht haben. Sie sind doch eloquent, sie können sich doch ausdrücken.«
    »Ja«, sagte er zögerlich. »Meine Frau sagt immer: >Wenn du keinen Zettel vor dir hast, weißt du nichts zu sagen.<« Dann strahlte er uns an. Vielleicht erwartete er, dass wir klatschten.
    »Was passierte an diesem Freitagabend?«, versuchte ich es noch einmal.
    »Ja, also ich kam an. An diesem alten Bauernhof in diesem schönen Tal. Wenn Sie darüber schreiben, glauben Sie, dass das meiner Karriere schadet?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie überhaupt erwähne«, versicherte ich. »Noch haben Sie kein Wort erzählt.«
    »Wie? Ach so, ja. Also, es war am Freitagabend so gegen sechs, nehme ich mal an. Er war allein in diesem unglaublich schön ausgebauten Haus, also außen uralt und innen brandneu. Und freundlich war er, das muss ich sagen. Er bot mir auch gleich etwas zu trinken an, ich glaube Wasser. Dann saßen wir beieinander und sprachen über das, was mich bewegte. Stress und nervöse Unruhe und zu hoher Blutdruck und der Druck der vielen Termine und die ganzen Auftritte und die Arbeit beim Fernsehen und mein Publikum, das ich nicht enttäuschen darf. So ging der Abend dahin. Meine Frau sagt immer, dass ich meine Probleme ängstlich verstecke.«
    »Sie hat ohne Zweifel recht«, fuhr Rodenstock dazwischen. »Sie sollten hier nichts verstecken. Wir werfen Ihnen doch nichts vor.«
    »Aber meine Frau sagt, vielleicht wird dem Jakob Stern vorgeworfen, dass er ein Hochstapler ist, ein Täuscher sozusagen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    »Weil meine Frau das sagte, weil man heutzutage ja nicht weiß, was alles geredet wird. Vielleicht haben die Leute auch was gegen mich, weil ich mich vielleicht blamiert habe, als ich sein Honorar bezahlte.«
    »Wie viel haben Sie ihm denn bezahlt?«, fragte ich weiter.
    »Zweitausend. Und seine Bedingung war: bar, keine Quittung und keine Rechnung.« Er knetete jetzt seine rechte Hand mit der linken. »Also, eigentlich hat die ganze Sache offiziell ja nicht stattgefunden, könnte man sagen. Und meine Frau meinte …«
    »Jetzt habe ich aber die Nase voll!«, knurrte Rodenstock. »Herr Sieweking, was treiben Sie hier mit uns? Ihre Frau interessiert uns einen feuchten Kehricht, Sie stehen hier nicht vor Gericht, Sie sollen nur Auskunft geben, was Ihnen bei Jakob Stern widerfahren ist, was er mit Ihnen machte, wie er Sie behandelte, was er Ihnen vorschlug.«
    Er strahlte plötzlich. »Sehen Sie! Mein Publikum schreit immer vor Lachen, wenn ich sage: Meine Frau hat gesagt… also, das finden die irre.«
    »Wir finden das aber gar nicht irre«, versicherte ich. »Noch einmal, Herr Sieweking: Was geschah an jenem Freitagabend? Sie kamen an, Sie sprachen mit Jakob Stern, Sie gaben ihm zweitausend Euro in bar. Für was, Herr Sieweking?«
    »Ja, für die Zeit von Freitagabend bis Sonntagmittag. Das war so ausgemacht, vorher meine ich. Schwarz, keine Quittung.«
    »Wie hat er Sie behandelt? Was hat er mit Ihnen gemacht?«, fragte Rodenstock, der den Eindruck machte, als sei er für alle Zeiten besiegt und schwer erschöpft.
    »Mir fiel auf, dass es da so ruhig war. Und wir wohnen ja in Köln in der Südstadt, in unserer Straße ist immer was los, viele Kneipen. Aber bei Jakob Stern war überhaupt nichts los. Man kann sich nicht vorstellen, wie wenig da los ist. Und es war ja ausgemacht, dass ich keine Medikamente mitbringe, keine einzige Pille. Und ich konnte nicht schlafen, weil ich ja sonst immer ein Antidepressivum nehme, also ein leichtes, zum Schlafen. Und jetzt das. Ich musste unten im Wohnbereich auf einer Couch liegen. Er hatte mir da Decken hingelegt und Kissen. Aber es war so still, dass ich immer wacher wurde. Du hörtest nichts, absolut nichts. Es gab zwar was zu lesen, aber es war für mich zu still, um zu lesen, nicht mal ein Auto, oder so was. Jedenfalls kam er dann

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