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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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keine Ahnung von Medizin habe, wurden diese Überlegungen schnell fade, und ich schlief ein.
     
    Ich wurde wach, weil eine Frau freundlich sagte: »Das Abendessen!«
    Dann folgte ein junger Mann, der sich mit den Worten vorstellte: »Ich bin der Mensch, der Sie heute Nacht verarztet hat.«
    »Und? Wie war ich?«
    »Verwirrt«, grinste er. »Mit wem haben Sie sich denn geprügelt?«
    »Mit niemandem. Ich prügele mich nie, ich werde verprügelt.«
    »Dann kennen Sie die falschen Leute. Das im Gesicht gefällt mir jetzt besser, die Salben wirken.«
    »So kann man es ausdrücken. Ist es ein glatter Bruch?«
    »Sehr glatt wie aus dem Bilderbuch. Ich denke, Sie werden keine Schwierigkeiten haben. Wir müssen nach einer Woche etwa einen anderen Gips umlegen, aber das ist eine Sache von einer halben Stunde. Jemand sagte, der Arm sei absichtlich gebrochen worden.«
    »Ja, das stimmt. Der, der das machte, muss Übung haben. Er nahm mit der Linken meinen Ellenbogen, mit der Rechten mein Handgelenk. Dann hat er es wie einen Stock auf sein Knie gedonnert, es wirkte sehr professionell.«
    »Sie sollen schon mit heftigeren Blessuren ins Haus gekommen sein.«
    »Das stimmt. Und ich wurde immer gut versorgt. Was glauben Sie, wie lange ich bleiben muss?«
    »Sie können morgen früh nach Hause gehen. Immer vorausgesetzt, mein Chef spielt mit.« Er nickte mir zu und ging hinaus.
    Ich konzentrierte mich auf mein Abendbrot, auf eine Scheibe Roggenbrot und eine Scheibe Käse auf Schinkenwurst. Den Tee würde ich nicht anrühren, er hatte eine einwandfrei merkwürdige Färbung.
    Da ging die Tür auf, und Emma kam mit Jennifer im Schlepptau. Sie waren mit diversen Beuteln und Taschen behängt und machten aus dem Zimmer im Nu eine Garderobe für die modisch gekleidete Dame von heute.
    »Ach, mein Herzensschatz!«, hauchte Emma. »Hast du Schmerzen?«
    »Nein.«
    »Hast du Hunger?«
    »Nein.«
    »Willst du Schokolade?«
    »Ja.«
    »Hallo!«, sagte Jennifer und drückte mich beherzt. Sie roch gut, und sie starrte mich an, und irgendetwas machte ihr Angst. »Was ist denn?«, fragte ich.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier Leute rumlaufen, die anderen den Arm brechen. Das kann ja vielleicht bei uns in Sao Paulo so sein, wo wir richtige Gangster haben. Aber doch nicht hier, in diesem idyllischen Land. Und dein Gesicht haben sie ganz zerdetscht!«
    »Zerdetscht? Das ist aber ein schönes neues Wort. Ja, die Eifel holt auf«, sagte ich. »Wir sind in jeder Beziehung eine kommende Landschaft.«
    Dann führten sie mir eine halbe Stunde lang vor, was sie alles in den Läden und Boutiquen der Stadt gefunden und gekauft hatten. Das ging so weit, dass Jennifer ihr T-Shirt auszog und uns demonstrieren wollte, wie ein neues T-Shirt ihre Figur betonte. Und wie sie da so in einem grellroten BH stand, kam eine dickliche, gemütlich wirkende Frau herein und wollte das Tablett erobern. Sie stand da und vermutete wohl eine wilde Orgie, jedenfalls verdrehte sie ihre Augen zum Himmel und flehte wahrscheinlich Mutter Maria an. Unzucht im Maria-Hilf-Krankenhaus zu Daun.
    Dann fragte Emma: »Wie geht es weiter?«
    »Wir müssen dringend an einen Comedian heran, an einen Mann namens Heiner Sieweking. Ich kenne keine Comedians, die sollen angeblich witzig sein, sagt der Sohn von Rechtsanwalt Meier. Aber er soll gut sein, sozusagen die Spitze. Und wir erreichen ihn irgendwie in Köln.«
    »Und was soll er sagen?«
    »Ob Jakob Stern Geld von ihm verlangt hat. Stressbewältigung und so.«
    »Und was kann das bringen?«
    »Hinweise auf Leute in Köln, die irgendetwas mit Jakob zu tun hatten. Wir wissen nichts aus dieser Periode.«
    »Das kann Rodenstock machen. In welche Richtung wollen wir überhaupt recherchieren?«
    »Wir wollen Leute finden, die einen einleuchtenden Grund hatten, Jakob Stern zu hassen und ihn zu töten.«
    »Dein anonymer Anrufer vielleicht, der Halleluja sagte, als Jakob tot war. Jakob ist in meiner Vorstellung überhaupt kein Mann, den man hassen kann.«
    »Dieser Ansicht bin ich nicht«, widersprach ich. »Er hat todsicher mit Frauen geschlafen, die verheiratet waren, oder? Die Schilderungen sind doch eindeutig.«
    »Aber das ist doch kein Grund, drei Männer zu töten«, sagte sie empört.
    »Irgendjemand hat es aber getan«, beharrte ich. »Was wissen wir eigentlich über seinen Schamanismus?«
    »Wir wissen von Griseldis, dass er damit kein Schindluder trieb, er hat das nicht missbraucht. Er hat im Gegenteil sogar gesagt, dass der

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