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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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runter aus seinem Schlafbereich und hat mich gefragt, was ich denn denke, und warum ich nicht schlafe. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt, ich habe brutal gesagt: >Junge, hier kann ich nicht schlafen, hier nicht!<« Er machte eine sehr lange Pause. »Und dann sagte er: >Komm mit!< Und ich musste mit raufkommen, dahin, wo er schläft. Erst dachte ich: Na, der wird doch nicht… Aber meine Frau sagt immer, dass …«
    »Herr Sieweking!«, begann Rodenstock, schon leicht matt. »Ich glaube, ich sagte schon, dass Ihre Frau uns nicht interessiert. Wir sind auch nicht mit der verheiratet, sie ist hier auch nicht anwesend. Weiter, bitte!«
    »Ja, natürlich. Also, ich dachte schon, der will doch wohl nix von mir, das kann der doch nicht bringen, aber … Also, dann kam aber was ganz Dolles. Er klappte ein schmales Bett von der Wand und sagte: >Du wirst jetzt schlafen, in aller Seelenruhe.< Aber ich schlief nicht. Er hat sogar leise geschnarcht, und das fand ich ganz furchtbar. Meine Frau sagt immer …«
    »Herr Sieweking, Ihre Frau ist uns egal. Was passierte dann?«
    »Na ja, ich schlief nicht. Keine Minute. Um sechs Uhr wird er wach und springt aus dem Bett.
    Er ist ganz fröhlich und sagt: Es geht raus in die Natur. Ich denke, er ist verrückt, aber bitteschön, wenn er will. Dann reicht er mir ein T-Shirt, ein ganz altes, und Boxershorts. Das soll ich anziehen, sonst nix. Nicht mal Schuhe! Und: Kein Schluck Kaffee! Ich dachte: Das breche ich ab, das kann der mit mir nicht machen! Jedenfalls ging es raus auf die Wiesen da. Und die waren nicht gemäht, die standen gut hüfthoch, und sie waren klatschnass von dem Nebel in der Nacht, und nach zwanzig Metern hatte ich einen eiskalten, nassen Arsch. Und das Ganze barfuß!« Er war immer noch so erzürnt, dass er uns anfunkelte.
    »Wie lange dauerte das?«, fragte ich.
    »Drei, vier Stunden«, antwortete er. »Und da merkte man eben, dass er ein richtiger Zauberer ist, äh, war.« Jetzt strahlte er wirklich. »Anfangs dachte ich, der wird irgendwann zum Haus zurückkehren, und dann gibt es Frühstück. Ja, von wegen! Nach einer Stunde waren wir ganz weit weg und sehr hoch, und man konnte einen See sehen. Ich wollte keinen Kaffee mehr, kein Frühstück, eigentlich wollte ich nur weitergehen. Und er hat kein Wort gesagt, er hat nichts erklärt. Dann waren mein T-Shirt und die Boxershorts wieder trocken, und ich fühlte mich richtig wohl. Er sagte nur einen Satz: >Du musst riskieren, dich auf dich selbst einzulassen.< Er sagte auch, ich solle nicht dauernd von meiner Frau quatschen. Und ich dachte: Dann tue ich das mal. Wir kamen mittags wieder in seinem Haus an, und ich wollte eben schnell meine Frau anrufen, um Bescheid zu sagen, wie es so läuft. Und er sagte: >Schmeiß das verdammte Handy weg, das brauchst du nicht.< Ich sagte, ich müsse aber wenigstens meinen Agenten anrufen, vielleicht hätte der was für mich. Und er sagte: >Das brauchst du auch nicht.< Und dann ging es erst richtig los.« Er saß da, hatte die Augen eines Kindes und rieb die Hände aneinander. »Es gab eine Kleinigkeit zu essen, und dann sagte er, wir müssten mal eben nach Schöneseiffen hoch, er müsste da mit einer Bekannten reden. Na klar, sagte ich. Es ging nur bergauf, es hörte nicht auf, es nahm kein Ende, ich hatte keine Puste mehr. In Schöneseiffen redete er mit einer Bekannten und …«
    »Wer war das?«, fragte Rodenstock schnell.
    »Es war eine Frau, aber ich kannte sie nicht. Um die Vierzig würde ich sagen.«
    »Wie lange dauerte das Gespräch?« Rodenstock ließ nicht nach.
    »Wir saßen vor einer Kneipe, und ich trank ein Wasser. Ich denke, das dauerte so eine halbe Stunde.«
    »Und wann genau war dieses Wochenende?«, fragte Rodenstock. »Das kann wichtig sein, Herr Sieweking.«
    »Also, meine Frau meinte heute Morgen, dass das vor genau einem Jahr war. Und meine Frau ist in derartigen Sachen gut, sie hat ein Gedächtnis wie ein Elefant.«
    »Standen die beiden bei dem Gespräch auf der Straße, am Straßenrand, oder wie muss man sich das vorstellen?« Rodenstock hatte schmale Augen.
    »Nein, die standen neben dem Auto dieser Frau. Und dann setzte die Frau sich rein und fuhr los. Und ich weiß noch, dass ich dachte: Der hat aber teure Verhältnisse! Es war ein schwerer Mercedes, wollte ich sagen. Und die beiden haben auch nicht normal miteinander geredet, das sah aus, als hätten sie einen Streit. Einwandfrei. Ich sehe so was, ich lese Menschen, müssen Sie wissen.«
    »Können Sie die

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