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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schamanismus heute überhaupt nichts mit Trancezuständen und göttlichen Offenbarungen zu tun habe, nichts mit rauschhaften Zuständen unter Drogen. Er wollte nur das Wissen der Schamanen weitergeben.«
    »Warum dann der Bruder Franz?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie.
    »Was ist denn, wenn dieser Verbrannte, dieser Vonnegut, mit dem Tod von Jakob zu tun hatte? Zu diesem Zeitpunkt lebte er doch noch.« Jennifer fragte das in aller Unschuld. Als sie unsere ungläubigen Mienen sah, erklärte sie: »Wenn Franz etwas mit dem Tod seines Bruders zu tun hatte, dann kann der Vonnegut genauso gut etwas mit dem Tod des Jakob zu tun gehabt haben. Oder?«
    »Du hast recht«, gab ich zu. »Ich fürchte nur, das führt uns in die Irre. Wir kennen keinen einzigen Menschen mit einem handfesten Motiv. Und noch erschreckender wirkt es auf mich, für jeden der Toten einen eigenen Mörder anzunehmen.«
    »Etwas wissen wir aber genau!«, sagte Emma. »Da sind die zwei Torpedos, die dir den Arm brachen, und die eindeutig sagten, sie kommen immer wieder, wenn du weiter in dieser Sache recherchierst und schreibst. Es muss also Leute mit einem handfesten Motiv geben.«
    »Ist eigentlich jemals erwähnt worden, was diese neue Firma an Umsatz erwartete?«, fragte Jennifer ganz kühl.
    »Nein, ist es nicht. Jedenfalls hat das niemand erwähnt«, gab ich zur Antwort.
    Eine Krankenschwester kam herein und hängte mir eine neue Infusionslösung an. Dann verschwand sie wieder.
    »Wir verlassen dich jetzt«, sagte Emma. »Hier werden wir den Fall nicht lösen können.«
     
    Das große Haus wurde langsam leiser, und ich sah die Nacht kommen. Meine Nachbarin Beate kam und fragte, ob ich irgendetwas brauchte.
    »Ich brauche nichts. Aber ich würde gern eine Pfeife rauchen.«
    »Das kannst du doch«, sagte sie. »Aber langsam gehen, nicht hasten, dein Kreislauf könnte Schwierigkeiten machen. Ich hänge dir die Infusion ab, sonst gibst du ja doch keine Ruhe. Der Raucherbereich ist unten. Da, wo sie alle im Qualm stehen.«
    Ich stand ganz vorsichtig auf und blieb sehr lange stehen, um meinen Kreislauf anzupassen. Es funktionierte, ich schwankte nicht, registrierte keine Störung, ich schien vollkommen in Ordnung zu sein. Und weil ich vorher schon Pflaster in meinem Gesicht ertastet hatte, ging ich in das kleine Badezimmer, um zu inspizieren, wie ich aussah. Es war nicht gerade ein Schock, aber für meine Verhältnisse doch ein starker Brocken. Ich sah sechs Pflaster in meinem Gesicht, zwei große, zwei mittlere, zwei kleine. Wer mich nicht kannte, würde niemals auf die Idee kommen, ich sei mit einem markanten Gesicht gesegnet. Auf jeden Fall würden Leute, die mich kannten, garantiert zusammenzucken. Eigentlich war es nicht geraten, in diesem Zustand in die Öffentlichkeit zu gehen, aber ich gab meiner Sucht nach.
    Vor dem Haupteingang stand eine Bank, besetzt bis auf den letzten Platz. Ich stopfte mir eine stark gebogene hölzerne Kostbarkeit von design berlin und paffte vor mich hin. Aber es machte keinen Spaß, zur verfolgten Minderheit zu gehören, ich ging geruhsam zurück in mein Zimmer und benutzte die Treppen. Es tat mir gut, und ich hatte keine Schwierigkeit einzuschlafen, ich spürte den Bruch im Arm nicht einmal mehr.
    Rodenstock kam gegen neun Uhr und teilte lapidar mit, der Comedian Sieweking sei um zehn Uhr bei mir. »Ich habe Druck gemacht«, erklärte er. »Ich habe gesagt, die Sache sei entschieden komisch, und er solle die ganze Wahrheit sagen. Da war er entsetzt, da vermutete er Unheil, da fragte er sofort, ob das seiner Karriere schaden könnte. Hast du alles?«
    »Ich habe alles. Sogar Schmerzmittel, nur noch vier Pflaster im Gesicht und die guten Wünsche des Hauses.«
    »Wie ist der Gips?«
    »Ungewohnt, aber sehr neu und sehr eindrucksvoll.«
    »Du wirst niemals erwachsen«, murmelte er.
    »Kann ich mir nicht erlauben«, bestätigte ich.
    Im Wagen fragte ich vorsichtig, ob er das mit dem Altwerden tatsächlich so beschissen fände, und er antwortete knapp: »Tatsächlich.«
    »Aber warum das? Dein Gehirn funktioniert ausgezeichnet, körperliche Gebrechen hast du auch nicht, und du wirkst abgeklärt und souverän.«
    »Haha!«, kommentierte er. »Ich bin impotent, ich bin so was von impotent, dass ich nicht mal einem Huhn gefallen würde.«
    »Rodenstock! Was sind denn das für Vergleiche? Hast du es jemals mit Hühnern getrieben?«
    »Eher weniger«, sagte er und musste lachen.
    »Du könntest es mit Viagra

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