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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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versuchen.«
    »Klar, könnte ich. Aber wer macht das schon?«
    »Millionen. Ich kenne einen Mann, der es regelmäßig für einen alten Kumpel besorgt. Mit Rezept. Soll ich es dir besorgen?«
    »Ich soll es nicht nehmen, wegen des Blutdrucks.«
    »Ach, Rodenstock, es gibt so viele Wege.«
    »Ja, klar. Es gibt viele Wege, sich zu blamieren.«
    »Du hast mir mal erzählt, ihr hättet es im Auto getrieben.«
    »Ja, und? Das ist eine Million Jahre her.« Dann kicherte er unvermittelt. »Habe ich auch erzählt, dass dabei die Beine von Emma aus dem Auto ragten?«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Ja. Und dann kam ein Bauer auf einem Trecker und sah natürlich nur die Beine, sonst nichts. Er war so empört, dass er mich anzeigen wollte. Aber Emma hat ihm erklärt, dass sie grundsätzlich die Beine aus dem Fenster streckt, wenn sie im Auto unterwegs ist. Und der Bauer machte dauernd >Hä?<«
    »Siehst du? Was ist dagegen schon das bisschen Impotenz?«
    »Ja, da hast du wohl recht. Und ich frage mich noch heute, wie diese verdammte Stellung aussah. Wieso hielt sie die Beine aus dem Fenster? Ich meine, verdammt noch mal, wo bin ich da gewesen?«
    »Im Fußraum, Rodenstock. Zwischen Gas und Bremse wahrscheinlich.«
    Die nächsten zehn Kilometer kicherte er nur noch.
    Heiner Sieweking erwies sich als ein dürres, kleines Männchen, bei dem ich an alles Mögliche dachte, nur nicht an einen Clown oder lustigen Menschen. Er war ungefähr vierzig Jahre alt, hatte ein rundes, gutmütiges Gesicht unter langen, sehr dünnen, blonden Haaren, die man mit einem Staubwedel hätte wegwischen können. Er war ein ausgesprochenes Tränentier und hatte vor Furcht ganz große Augen, als erwarte er den augenblicklichen Untergang der Welt. Er sagte zur Einleitung ganz traurig: »Ich bin stark verunsichert.«
    »Warum das denn?«, fragte Rodenstock.
    »Na, wegen meiner Verbindung zu Jakob Stern. Der Mann ist ja nun tot, und da fragt man sich doch gleich, ob da ein dickes Ende kommt. Eine Zeitung schreibt, er wäre ein Schamane, aber auf keinen Fall ernst zu nehmen.« Seine Hände flatterten wie verirrte Vögel. Dann sah er mich und meinen Gips an und bemerkte: »Der ist aber sehr neu, oder? Tut weh, oder?«
    »Ja!«, ergriff Rodenstock die Chance. »Herr Baumeister wurde von unbekannten Männern attackiert, die ihm den Arm brachen und versicherten, sie kämen immer wieder, wenn Herr Baumeister weiter in der Sache Jakob Stern recherchiert. Also, sehr massiv.«
    »Ach, du lieber Gott!«, stieß Sieweking hervor. »Das muss man dann ja ernst nehmen.«
    »Das denken wir auch!«, dröhnte Rodenstock. »Nun erzählen Sie mal, wie Sie an Jakob Stern gekommen sind.«
    »Ja, eigentlich ganz normal. Er hockte da in einer Kneipe am Dom, wo wir immer alle hocken. Und er war ja in, jeder wollte was von ihm.«
    »Was wollten die Leute denn?«, fragte ich.
    »Ratschläge, also gesundheitliche Ratschläge. Er war ja ein begehrter Therapeut, er galt ja als der Beste.«
    »Er war aber doch kein Therapeut im klassischen Sinn«, hielt ihm Rodenstock entgegen.
    »Das hat er auch nie behauptet«, sagte Sieweking etwas schrill und hielt seinen Zeigefinger hoch. »Man sagte ja immer, er sei ein Schamane.«
    »Hat er sich selbst so bezeichnet?«, fragte Rodenstock weiter.
    »Nein, hat er eigentlich nicht. Aber wir wussten ja alle, dass er Kräuter und Wurzeln kennt und jede Menge Teesorten mischt und besondere Salben. Und dass er dauernd bei den Indianern in den Staaten war, und dann auch in Asien irgendwo. Dass es da eine Firma geben sollte, die das alles vermarktet, darüber wurde auch geredet. Das habe ich inzwischen erfahren oder gelesen oder gehört, ich weiß nicht mehr. Schade um den Mann. Meine Frau hat gesagt, sie würde auch gerne mal zu ihm in die Therapie gehen.«
    »Wie sah denn die Therapie aus?«, fragte ich.
    »Er packte mich sofort bei meiner Ehre«, sagte er. Es klang wie eine Schlagzeile. »Meine Frau sagte, das sei ganz richtig so. >Du musst endlich mal zugeben, dass du auch was falsch gemacht hast.<«
    »Was haben Sie denn falsch gemacht?«, fragte Rodenstock. Er trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf die Sessellehne, was immer bedeutete, dass er innerlich zu kochen begann.
    »Ich denke, ich habe mich zu sehr dem Stress meines Berufes ausgesetzt«, erklärte er.
    »Sie waren also nervös, hatten schlechte Blutwerte, waren dauernd erschöpft, konnten nicht schlafen«, half Rodenstock weiter. »Und was machte nun der Jakob Stern mit Ihnen?«
    »Er

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