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Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Titel: Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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andere meinte dagegen, ein Lausejunge sei nicht so arg empfindlich und werde es schon überstehen, sofern mich die Gangster nicht mißhandelten; daraufhin rief die erste, die zweite zeige Gefühlskälte und habe kein Verständnis für die sensible Psyche eines Kindes.
    „Hast du noch einen Wunsch?“
    „Eine Flasche Schnaps“, sagte ich, „und ein Päckchen Zigaretten.“
    „Für dich?“
    „Nein“, sagte ich. „Für meinen Onkel.“ Die Geschäftsfrau lachte, und die Weibsleute hörten auf zu zanken, weil sie mitkriegen wollten, weshalb da gelacht wurde; aber der Witz war schon vorüber. Ich verlangte noch eine Schachtel Pralinen, eine Schachtel Cognacbohnen und bezahlte schnell, weil mich alle mit nachdenklichen Gesichtern anstarrten. Vielleicht überlegten sie, wer ich war, weil ich ihnen bekannt vorkam, obwohl ich nicht aus dem Dorf stammte. Die Geschäftsfrau gab mir das Wechselgeld zurück, wobei sie mir ebenfalls einen seltsamen Blick zuwarf. Ich packte alles in eine Plastiktüte und verließ den Laden so, daß sie mein Gesicht nicht mehr richtig sahen. Hinter mir entstand aber schon ein Getuschel.
    „Was ist das für ein Knilch?“
    „Den hab’ ich auch schon mal gesehen!“
    „Aber aus dieser Gegend stammt der nicht!“
    „Vielleicht der Sohn einer Touristenfamilie?“
    „Oder auch...“
    Schnell flitzte ich um die Ecke, rannte die Dorfstraße hinab und kroch durch ein Loch in einen Garten voller Büsche und Bäume, wo mich keiner finden würde. Dort suchte ich mir ein Plätzchen mit Gras und Stachelbeersträuchern drumherum, denn ich wollte mich in die Sonne legen und nicht gestört werden, wenn ich die feinen Pralinen verspeiste, die innen mit Marzipan, Krokant oder Nougat gefüllt waren, manche sogar mit Schnaps, der mir auf der Zunge brannte und mich müde machte.
    Ich legte mich zurück und schloß langsam meine Augen.
    Stille herrschte in diesem Garten. Nur manchmal zirpte eine Grille im Unkraut, oder eine Biene summte zwischen den Blüten. Alle Viertelstunde schlug die Uhr der Dorfkirche, und irgendwo übte jemand auf der Ziehharmonika; obwohl er viele Fehler machte, klang es trotzdem schön. Ich dachte an die Gangster, die mit leeren Bäuchen und vom Hunger geplagt auf der Insel warteten, und dann an Patin Berta und Onkel Edilein, die sich nun um mich sorgten und sicher bereuten, daß sie so oft mit mir geschimpft hatten wegen des bißchen Drecks am Hals oder wegen eines harmlosen Streiches...

    Ich erwachte, weil etwas Warmes über mein Gesicht glitt. Es war die Zunge eines riesigen Schäferhundes, der gefährlich knurrte, als ich mich aufzurichten versuchte. Ich dachte schon, nun sei es aus mit meinem schönen Plan; doch da fiel mir ein, daß ein Hund immer gern nascht und ich noch eine Schachtel Cognacbohnen hatte, die ich öffnete. Er wedelte schon mit dem Schwanz und winselte, um eine zu erhalten. Ich tat ihm den Gefallen, und er zerkaute sie rasch und schluckte sie, um nur ja noch eine zu kriegen und eine dritte und vierte. Dann waren wir Freunde geworden und einander sympathisch.
    Wir spielten den ganzen Nachmittag miteinander, und zwischendurch bekam Bello immer wieder eine Cognacbohne. Ich kannte seinen Namen, da die Bäuerin mehrmals nach ihm rief und er die Ohren aufstellte, ohne jedoch zu gehorchen. Dann verdrehte er die Augen und wackelte hin und her, was vielleicht von dem Cognac kam; schließlich purzelte er herum wie ein Betrunkener und legte sich auf den Rücken, damit ich ihn am Bauch kitzelte, wobei er seinen Spaß hatte, denn er grunzte genüßlich und wackelte mit dem Schwanz, was ein Zeichen für hündische Freude ist; da ein Tier nicht lachen kann, muß es dies mit dem Schwanz zeigen oder mit einem anderen Organ.
    Als der Nachmittag vorüber und die Cognacbohnenschachtel leer war, wurde der Bello müde, da Alkohol eine beruhigende Wirkung hat. Er legte sich in den Schatten und fing an zu schnarchen. So gelang es mir zu verduften, ohne daß er es merkte. Ich huschte aus dem Garten, denn die Sonne hing über dem Weiher und ich mußte meine Rückkehr zur Insel vorbereiten; dort war ja Strups, den die Gangster möglicherweise quälten. Auf der Straße nahm niemand Notiz von mir; die Leute unterhielten sich über ihr Fest und über das große Feuerwerk.
    Da ich nicht zur Wirtschaft zurückgehen wollte, wo ich gefrühstückt hatte, wanderte ich zu einer zweiten, die ,,Zum Krokodil“ hieß, wie mir ein Junge sagte. Dort probte gerade eine Blaskapelle, wobei die Trommel

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