Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Titel: Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber
Autoren: Heinrich Kraus
Vom Netzwerk:
nickte verlegen. „Weil ich mit den andern Krach gekriegt habe.“
    „Und wohin willst du geh’n ?“
    „Nach Haus“, log ich, aber es war eine Notlüge, die nicht so schlimm ist, vor allem, wenn man etwas Gutes damit erreichen will, das in diesem Fall darin bestand, drei Verbrechern das Handwerk zu legen und sie vielleicht zu fangen.
    Um ihn von diesem Thema abzubringen, fragte ich ihn, ob er nicht wüßte, was man anstellen könnte, um sich einen Spaß zu machen. Er sagte, daß er etwas sehr Gutes habe, nämlich einen Kanonenschlag, weil morgen abend ein Sommernachtsstrandfest stattfinden werde mit Blasmusik, Bierzelt und einem Feuerwerk um Mitternacht; er zeigte mir ein Plakat, das an der Wirtschaft klebte, worauf es angekündigt stand. Er wollte ihn mir für einen Streich zur Verfügung stellen, weil mich keiner kenne und er einen schlechten Ruf habe als schlimmster Lausejunge seiner Gemeinde.
    Ich war bereit, zumal ich einen Herrn am Tisch nebenan erblickte, der mit der Wirtin schimpfte, weil er eine Mücke in seiner Milch gefunden hatte. Er schrie, daß er gesund werden wolle auf dem Land mit Milch trinken und radfahren, was nicht möglich sei, wenn es Mücken mit Bakterien im Glas gebe und die Straßen von Kuhscheiße bedeckt seien; deshalb wollte er nicht bezahlen. Die Wirtin entgegnete, sie könne weder Mücken befehlen, wohin sie fliegen, noch den Kühen, wohin sie scheißen sollen; er müsse bezahlen, da beim Servieren noch keine Mücke in der Milch geschwommen habe — das Tierchen zappele ja noch!
    Der Tourist, der einen Schnurrbart, eine Sonnenbrille auf der krummen Nase und Lederhosen an seinen dünnen Beinchen trug, krakeelte immer mehr. Schließlich erhob er sich und nahm sein Fahrrad, das an dem Baum neben seinem Tisch lehnte und an dessen Gepäckträger ich den Kanonenschlag schon befestigt hatte. In der Aufregung bemerkte er ihn nicht, weil er immer nur auf die Mücke starrte und wie ein Berliner schrie, was wie geölt klingt und sehr schnell. Als er abfuhr, hielt ich eine glühende Zigarettenkippe, die er selbst vorher weggeworfen hatte, an die herunterhängende Zündschnur.
    Er trat mit seinen dünnen Beinchen stramm in die Pedale und schimpfte immer noch über ländliche Insekten, wobei er den dünnen Rauchfaden übersah, der hinter seinem Gepäckträger entstand. Er raste die Straße hinauf, und plötzlich gab es einen lauten Knall mit Feuer und Rauch unter seinem krachledernen Hintern, so daß er vor Schreck einen Satz machte und in den Graben fuhr. Aber er verletzte sich nicht dabei, weil Jauche hindurchfloß und alles sehr weich war. Mit Mühe und unter dem Gelächter aller Leute, auch der Wirtin, kletterte er verschmiert wieder heraus. Drohend schüttelte er die Faust, obwohl er nicht wußte, wer ihn hereingelegt hatte. Zurückzukommen wagte er jedoch nicht, weil das Gelächter anschwoll und immer mehr Leute zusammenliefen. So setzte er sich dreckig auf sein Fahrrad und brauste ab.
    „Bitteschön!“ sagte der Wirt und stellte ein Tablett mit den herrlichsten Speisen auf den Tisch: mit Würstchen, Käse, Eiern und knusprigem Bauernbrot, so daß einem das Wasser im Maul zusammenlief.
    „Wohl bekomm’s , meine Herren!“

    Ich schnappte mir gleich eine Wurst, eine Mettwurst, die knackte, als ich hineinbiß, und würziger Saft lief mir am Kinn hinunter, während ein wunderbarer Geschmack in meinem Mund entstand. Der Toni grapschte auch eine und biß hinein, und wir kauten um die Wette, daß es ein Spaß war für uns beide. Die Brocken rutschten in meinen Schlund, während mein Magen darunter mit solcher Wonne darauf wartete, daß er vor Freude knurrte. Im Nu war die Wurst weggeputzt und die nächste an der Reihe, eine Leberwurst, die das gleiche Schicksal erleiden mußte wie die Mettwurst; danach erging es einer Blutwurst ebenso, sowie einem Stück Brot.
    „Ein Feuerwerk?“ fragte ich.

    „Der Verkehrsverein veranstaltet es“, sagte Toni.
    „Wozu?“
    „Damit mehr Touristen unseren Weiher besuchen.“
    „Weshalb?“
    „Wegen des Geldes, das sie ausgeben.“
    „Machen die Leute auch mit?“
    „Fast alle wollen etwas in die Luft schießen.“
    „Und wo gibt’s solche Raketen zu kaufen?“
    „Beim Krämer.“
    Ich hatte nämlich eine Inspiration, wie ich die Gangster hereinlegen könnte, aber ich verriet Toni nichts davon. Wir machten uns statt dessen an die Eier, um mit Genuß die Schale abzukribbeln, worauf wir das ganze Ei in den Mund steckten, so daß wir dicke Backen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher