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Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Titel: Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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bekamen, was man daheim nicht tun darf. Alles, was Spaß macht, erklären sie für unanständig, aber jetzt war niemand da, der das Recht hatte, uns auszuschelten. Der Wirt lachte nur; vielleicht aß er auch gern große Brocken, denn ein dicker Bauch und ein breiter Hintern können nicht vom Fasten entstehen. Ich schloß daraus, daß es ihm Freude machte, wenn es seinen Gästen schmeckte. „Bleibst du hier?“ fragte Toni.
    „Nein“, sagte ich.
    „Warum nicht?“
    „Weil ich irgendwohin muß.“
    „Schade!“
    „Aber ich werde morgen abend wiederkommen.“
    „Wirklich?“
    „Wir treffen uns hier an der Wirtschaft.“ Ich war schon ziemlich satt, aber der Käse
    sah so verlockend aus, daß ich nicht widerstehen konnte, sondern hineinbeißen mußte; das gab wieder einen guten Geschmack in meinem Mund, und ich kaute lange darauf herum, um ihn zu genießen. Nach vier Tagen Hunger macht das Essen sehr viel Spaß; aber mein Bauch begann weh zu tun, weil ich vielleicht schon zuviel hineingestopft hatte, und er mußte alles verdauen, was für einen Bauch eine schwere Arbeit ist. Dann fragte ich den Wirt, wieviel die Mahlzeit koste; er entgegnete, das Geld stimme.
    Inzwischen hatte sich der Nebel über dem Weiher völlig aufgelöst. Ich erkannte die Schilfinsel in der Mitte, wo die drei Gangster mit meinem Strups hockten. Am blauen Himmel blinkte die Sonne, und keine Wolke trübte die Stimmung der Leute, die alle fröhlich waren. Ich hatte allerdings wenig Zeit, die Schönheit der Landschaft zu genießen, denn ich mußte meinen Plan wohl überlegen und alles so ausführen, daß ich eine Chance hatte, mein Ziel zu erreichen. Deshalb nahm ich sowohl vom Wirt als auch von Toni Abschied.
    „Kann ich mich auf dich verlassen?“ fragte er.
    Ich nickte.
    ,,Und wenn du nicht kommst?“
    „Dann hat mich der Teufel geholt.“
    „Oder die drei Ganoven halten dich gefangen!“ sagte Toni und grinste.
    Ich erschrak zuerst. Aber ich erzählte ihm schließlich alles, nachdem er auf Ehrenwort versprochen hatte, wieein Grabzu schweigen . Ersagte, erwürde sich erst an die Polizei wenden, wenn er erkannte, daß sich mein Plan nicht verwirklichen ließ; vielleicht konnten sie mich dann doch noch retten.

    „Wenn Polente aufkreuzt, bin ich verloren“, seufzte ich.
    „Ich werde ihnen schon sagen, daß sie aufpassen müssen“, entgegnete Toni und reichte mir die Hand. „Sie haben Kapazitäten, denen wird sicher etwas Schlaues einfallen.“

Kapitel 13
    Der Laden war sehr klein und mit Weibsleuten gefüllt. Es herrschte ein Geschnatter darin, denn alle sprachen vom bevorstehenden Fest, von neuen Kleidern, die sie dafür gekauft hatten, von ihren Frisuren und vom Feuerwerk, das zum ersten Mal in Hinterkrottelbach stattfinden sollte. Zuerst bemerkten sie mich gar nicht; doch ich drängelte mich zwischen prallen Einkaufstaschen und dicken Hintern hindurch zur Theke und hustete dort so lange, bis mich die Geschäftsfrau erblickte und mich nach meinen Wünschen fragte.
    „Einige Raketen!“ sagte ich.
    „Was für Raketen?“
    „Solche, die hochfliegen und am Himmel zerplatzen.“
    Sie kletterte auf eine Leiter, um die Feuerwerkskörper aus dem Regal zu holen; die anderen quasselten immer noch, daß vielleicht sogar der Landrat käme und einer vom Ministerium, weil diese Gegend gefördert und zum Touristengebiet erklärt werden sollte; mit der Bankraubgeschichte sei Hinterkrottelbach ohnehin im Fernsehen gezeigt worden, eine gute Werbung für diesen Ort, denn der Sprecher habe gesagt, die Spur der Kidnapperbande sei in dieser idyllischen Gegend verlorengegangen, was ein Rätsel sei; niemand wisse, ob der arme Junge noch lebe oder ob alle im Ausland verschwunden seien, falls es sich um eine internationale Bande handele; die Polizei müsse selbst zugeben, daß sie keinen Dunst habe und wie im Dunkeln herumtappe.
    „Was noch?“ fragte die Geschäftsfrau.
    „Einen Behälter, damit sie nicht naß werden. Wir wollen sie vielleicht auf dem Weiher loslassen.“
    Sie hatte einen Plastikbehälter, den man zuschrauben konnte, so daß er völlig wasserdicht war. Dort hinein steckte ich die Raketen, sowie ein Knäuel Schnur und eine Schachtel Streichhölzer. Die Weibsleute schnatterten immer noch über mich und was mir alles passiert sein sollte; zwei begannen zu streiten, als die eine behauptete, ich habe einen Schock erlitten, von dem ich mich mein Lebtag nicht erholen könne und von dem für immer eine große Nervosität zurückbleibe; die

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