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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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Füßen legen, lauter echten! Überleg Dir, ob Du mich magst, und rufe Deine Antwort in den dunklen Wald, wo ich Deine Antwort mit Sehnsucht in der Brust erwarte. In Liebe, Dein Black Joe.“
    „Das hast du davon!“ sagte Onkel Edi kichernd.
    „Na und?“ fragte Patin Berta.
    „Bildest dir wohl etwas darauf ein, daß sich einer in dich verliebt?“
    „Warum nicht?“
    „Und was wirst du antworten?“
    „Was schlagt ihr vor?“
    „Natürlich wirst du ablehnen!“ zischte Onkel Eduard.
    „Ärgerst du dich etwa?“ spottete sie. Onkel Edi antwortete nicht.
    Dafür sagte ich: „Es ist zu gefährlich!“
    „Du hast recht , lieber Sigi.“
    Sie rief dreimal „nein“ in die Dunkelheit des Waldes, und nach einer Weile hörten wir das Getrappel eines Pferdes, das sich entfernte. Da meine Wache ohnehin fast vorüber war, erlaubte mir Onkel Edi, der als nächster an der Reihe war, zu pennen. Ohne Widerspruch setzte ich mein Meerschweinchen in die Tasche, rollte mich in die Decke und wartete darauf, daß der Wind über mir im Gezweig verstummte, ich also eingeschlafen war.

Kapitel 10
    Ich hatte den Eindruck, als spuckte mir einer ins Gesicht, aber als ich die Augen öffnete, merkte ich, daß Regen durch die Blätter der Bäume tropfte. Es tagte bereits. Ich wunderte mich darüber, daß wir so lange geschlafen hatten an diesem Morgen, und schaute mich erstaunt um. Dabei stellte ich fest, daß Onkel Edi auch gerade von den Tropfen geweckt wurde, die in seine Kriegsbemalung klatschten. Ich überlegte, ob sich ein Indianer überhaupt wäscht, während er sich auf dem Kriegspfad befindet. Da ich nie davon gelesen hatte, mußte ich mir die Frage verneinen.

    Es wäre auch zu umständlich gewesen, die Bemalung täglich zu erneuern. Mir wurde dieses Volk noch sympathischer. Dann bemerkte ich, daß etwas fehlte, und Onkel Edi bemerkte es auch: Seine Frau war verschwunden!
    Entsetzt sprangen wir auf, rannten umher und schrien ihren Namen. Zuerst nahmen wir an, sie wäre aus einem bestimmten Grund mal ins Gestrüpp gegangen. Doch als sie keine Antwort gab, fingen wir an zu kapieren, daß etwas passiert sein mußte, während sie ihre Wache gehalten hatte. Onkel Edi war so verzweifelt, daß ich befürchtete, er schnappte vor Aufregung über.

    „Wo ist sie?“ heulte er.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Das ist eine Entführung!“
    Ich wußte keine Antwort darauf.
    „Weshalb sind wir nicht vorsichtiger gewesen?“
    „Aber wir haben doch...“
    „Das kann nur Black Joe gewesen sein!“
    „Oder die Jäger? Vielleicht wollten sie sich auf diese Weise rächen?“
    „Nein!“ wimmerte er. „Nur Black Joe kann das gewesen sein!“
    „Hab keine Angst!“ sagte ich, um ihn zu trösten. „Patin Berta ist stark.“
    „Aber einem solchen Verbrecher muß man doch alles Zutrauen!“ schrie er und blickte mich so böse an, als ob alles meine Schuld wäre — vielleicht, weil ich den Brief geschrieben hatte. Doch sie waren ja freiwillig gekommen, deshalb ärgerte ich mich über ihn — und auch, weil Patin Berta die Provianttasche mit-
    genommen hatte und wir nun ohne Nahrung in der Wildnis hockten. Mit knurrenden Mägen begaben wir uns auf den Kriegspfad. Eine Rückkehr ins Dorf war unmöglich, da sich alle Leute über uns totgelacht hätten, vor allem Maxi und Fred, und auch Annegret hätte trotz ihrer Enttäuschung gelächelt.
    „Was unternehmen wir jetzt?“ heulte Onkel Edilein .
    „Woher soll ich das wissen?“ knurrte ich, da ich ein bißchen beleidigt war. „Wer von uns beiden ist Häuptling: ich oder du?“
    „Fällt dir nichts ein?“
    „Wir sollten herauszufinden versuchen, wo er seinen Wigwam aufgeschlagen hat!“
    „Seinen Wigwam...?“ murmelte er ungläubig.
    „ Wereine Squaw raubt, muß ihr wenigstens einen Haushalt bieten.“
    „Da hast du recht!“ rief er mit Erleichterung in der Stimme.
    „Vielleicht besitzt er eine Hütte?“
    „Oder eine Höhle?“
    „Oder auch nur ein Zelt?“
    „Wir werden es finden!“

Kapitel 11
    Den ganzen Morgen über rannten wir vergeblich umher, um meine Patin zu suchen. Dabei quasselte Onkel Edi so komisches Zeug, daß ich meinem Vater in Gedanken recht geben mußte, der stets behauptete, er habe eine Falte zuviel im Gehirn. Allmählich wurden wir furchtbar müde, und großer Hunger plagte uns, da wir nichts gegessen hatten als eine Zuckerrübe, die wir aus einem Feld gerissen hatten. Wir legten uns ins Gestrüpp, um ein wenig zu ruhen. Allerdings spähte mein Onkel

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