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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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trat ihm so heftig ans Schienbein, daß sich der vor Schmerz krümmte, eine Gelegenheit, die er nützte, um ihm noch ein Büschel Haare auszureißen. Dadurch geriet nun auch der andere außer sich vor Zorn und zerfetzte dem Onkel fast ein Ohr. Der Federschmuck lag ebenso wie seine Häuptlingswürde im Dreck.
    Der Kampf wurde hart und unerbittlich. Es krachte, als sie einander mit den Fäusten vermöbelten, bis ihre Gesichter geschwollen waren. Sie merkten, daß es keine Boxentscheidung geben würde, worauf sie zum Ringkampf übergingen, einander zwickten und grapschten und eng umschlungen in den Dreck fielen, wo sie sich wälzten und einander Arme und Hälse verdrehten, bis ihre Kleider von oben bis unten verschmutzt waren. Onkelchen siegte schließlich deshalb, weil er Herrn Lehrer in den Hintern biß, was eigentlich als unfairer Trick verboten ist, und dieser mit lautem Geschrei und unter Zurücklassung eines Schuhs und eines Schlipses zur Landstraße flüchtete und in Richtung Dorf davonrannte.

    Auf allen vieren krabbelte Onkel Edi zu mir herauf. Er war nicht imstande, gerade zu laufen, so sehr hatte der Kampf ihn geschwächt. Seine Nase stand schief, seine Unterlippe war geplatzt, und an seiner Stirn wuchsen einige Beulen. Er tat mir jetzt doch ein bißchen leid.
    „Dem hast du’s gegeben!“ lobte ich ihn.
    Er versuchte, mit einigem Stolz zu lächeln.
    „Der wird sein Lebtag daran denken!“ fügte ich hinzu.
    „Aber es war eine harte Schlacht!“ krächzte er.
    „Ich habe nie einen so tapferen Krieger wie dich gesehen!“ lobte ich ihn erneut.
    „Doch ich hab’ ein komisches Gefühl!“ japste er nach einer Weile.
    „Was meinst du, Onkel Eduard?“
    „Daß es gar nicht der Black Joe war!“

Kapitel 12
    Auch den ganzen Nachmittag verbrachten wir damit, das Gelände zu durchstreifen, Flur, Moor und Wald, und einige Leute zu erschrecken, die noch nie zwei derart verwilderte Indianer gesehen hatten. Der erste war ein Angler gewesen, der vor Schreck in den Bach fiel, als wir nach lautlosem Anschleichmanöver plötzlich hinter ihm standen; der zweite ein Holzdieb, dessen Karren wir erbeuteten, da er wie ein Hase geflohen war, nachdem er Onkelchen, der mit Kampfgeschrei gegen ihn angerannt war, in einen glücklicherweise dürren Brennesselhaufen geschmissen hatte; und die dritten eine Gruppe von Rentnern, von denen wir mit Spazierstöcken traktiert wurden, weil wir ihre Identität überprüfen wollten.

    „Es scheint, als ob unsere Methode nicht die richtige wäre“, sagte ich nach all den Strapazen.
    „Ist es deine Idee oder meine gewesen?“ entgegnete Onkelchen gereizt. „Erst lockst du uns in dieses gottverdammte Kaff, dann überredest du uns dazu, als Indianer kostümiert deutsche Wälder zu durchstreifen, und nun, da meine liebe Frau sich in den Händen dieses Narren befindet, möchtest du die Ermittlungen abbrechen!“
    „Ich habe nicht von Abbruch gesprochen!“ verteidigte ich mich.
    „Weißt du denn etwa einen anderen Trick, an diesen Verrückten heranzukommen?“ konterte Onkelchen.
    Ich schwieg, aber im stillen hatte ich den Eindruck, es mit zwei Narren zu tun zu haben. Vielleicht hatten die Schläge, die durchwachten Nächte und die Sorge um Tante Berta auch seinen Verstand verwirrt. Jedenfalls war er nun soweit, daß er in jedem harmlosen Spaziergänger einen verkleideten Black Joe sah. Er konnte sich dessen Überlegenheit nicht anders erklären, als daß er in verschiedenen Gestalten auftrat und damit nicht nur die Polizei, sondern auch uns immer wieder täuschte und allen Nachstellungen entging.
    „Traust du einem Irren denn soviel Schläue zu?“ fragte ich.
    „Wer ist nicht verrückt?“ zischte Onkelchen. „Hat nicht jeder seinen Sparren? Kennst du überhaupt einen ganz und gar normalen Menschen?“
    „Weiß nicht...“
    „Nimm mich zum Beispiel. Man hält mich für spleenig, weil ich unbedingt das Böse in der Welt verfolgen und hinter Verbrechern herschnüffeln will. Wie reden die Leute denn über mich, das mußt du doch am besten wissen? Wie stufen sie den Detektiv Eduard Brummer ein, vor allem wenn er einmal danebengetappt ist?“
    Da ich nicht lügen wollte, zog ich es vor, darauf keine Antwort zu geben.
    „Gerade der Narr, der sich so sehr in eine bestimmte Vorstellung verstrickt, daß er von anderen für bekloppt gehalten wird, entwickelt in seinem Bereich oft die verblüffendsten Ideen.“
    Ich konnte ihm nicht widersprechen und war auch zu müde dazu. Deshalb freute

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