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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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erst auf den Waldweg hinab, um zu kontrollieren, ob dort nicht unser Feind vorbeiritt,
    und dann ich, während Onkelchen, allerdings sehr unruhig, schlief. Er träumte heftig und schien im Traum mit Black Joe zu kämpfen. Das erkannte ich daran, daß er die Zähne fletschte und wilde Knurrlaute ausstieß, wenn ich ihn mit einem Grashalm an der Nase kitzelte. Strups huschte munter umher, knabberte an allem, was ihm schmeckte, an Löwenzahn, Spitzwegerich und Klee, bis er besser gesättigt war als wir.
    Dann erblickte ich tatsächlich einen Mann, der ganz in Gedanken versunken den Weg herabschritt. Manchmal verharrte er und bückte sich, um eine Pflanze zu betrachten, woran ich feststellte, daß es sich um Herrn Lehrer Schnall handelte, einen begeisterten Liebhaber der Botanik. Seine Schüler, die er mit Strafarbeiten, Verweisen und sogar Schlägen arg schikanierte, liebte er weniger. Auch mich hatte er mal verprügelt, weil ich einen nassen Schwamm unter sein Kissen gelegt hatte und er sich darauf setzte, wobei sein Hintern durchnäßt wurde. Deshalb dachte ich, es könnte nicht schaden, wenn auch er mal verprügelt werden würde, und zwar von Onkelchen, den ich sogleich aus dem Schlaf schüttelte. Er war noch verwirrter als zuvor und glotzte mich ziemlich verständnislos an.
    „Da kommt einer!“ flüsterte ich.

    Angestrengt starrte er in die Richtung, die ich mit dem Finger andeutete, flickerte mit den himmelblauen Augen und wackelte mit den abstehenden Ohren. Ich muß gestehen, daß ich auch ihm eine Tracht Prügel gönnte, da er mir ungerechterweise die Entführung seiner Frau angelastet hatte.
    „Siehst du ihn nicht?“ fragte ich leise.
    Er nickte und machte ein mürrisches Gesicht dabei.
    „Vielleicht ist es der Schuft?“
    Er zog die Mundwinkel nach unten, wodurch er wohl ausdrücken wollte, daß er mir nicht glaubte.
    „Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden.“
    „Kaum!“ knurrte er nur.
    „Vielleicht verkleidet er sich manchmal.“
    „Wozu?“
    „Damit man ihn nicht so leicht findet.“ Onkel Edi machte ein nachdenkliches Gesicht.
    „Mal gibt er sich als Opa aus, mal als Jäger und dann vielleicht als Lehrer der Botanik.“
    „Zutrauen kann man ihm alles!“
    Ich freute mich, da er nun doch anfing, meinen Worten Glauben zu schenken.
    „Sein schwerer Gang, die breiten Schultern!“ murmelte er. „Ich werde runtersteigen und ihn fragen, ob er Black Joe ist, und wenn sich deine Vermutung bewahrheitet, werde ich ihn windelweich schlagen!“
    Das bezweifelte ich, da Herr Lehrer Schnall größer und dicker als Onkelchen war, doch tat ich hinterhältig, als ob ich ihm glaubte, und sagte, er werde ihn mit der linken Hand aufs Kreuz legen. Er nickte voller Überzeugung. Da sieht man, wie sich ein wutentbrannter Mensch in seiner Verblendung mit Leichtigkeit aufhetzen läßt. Ich fügte nur noch hinzu, daß ich nicht lange reden würde, weil dieser Schurke voraussichtlich alles abstreiten werde. Da brach Onkel Eduard schon aus dem Gestrüpp und sprang hinab auf den Weg. Vorher hatte er mir leise, aber energisch als mein Häuptling befohlen, mich nicht einzumischen, da er meinen Eltern versprochen habe, mich unversehrt zurückzubringen.
    So standen sich die beiden gegenüber, und Herr Lehrer Schnall machte den entscheidenden Fehler, sein Gegenüber, dessen Kopf mit Federschmuck und Kriegsbemalung verziert war, dumm anzugrinsen, als ob er ihn für einen Fastnachtsgecken hielte.
    „Hab’ ich dich endlich!“ schrie Onkelchen.
    „Wie bitte?“ lachte Lehrer Schnall, der alles für einen Witz hielt.
    „Du elendes Miststück!“
    „Ich wüßte nicht, daß wir uns je geduzt hätten.“
    „Du miserabler Lazeroner !“
    „Mäßigen Sie sich, mein Herr!“ brüllte nun auch der Schnall.
    „Ich soll mich mäßigen?“ Die Stimme meines Onkels überschlug sich.
    „Sonst zeige ich Sie an!“
    „Oder ich dich, verdammter Kidnapper!“
    „Das nehmen Sie zurück!“
    „Im Gegenteil!“ schrie Onkelchen. „Wenn du nicht sofort meine Frau herausrückst, brech ’ ich dir Gangster alle Knochen im Leib!“
    „Sie spinnen wohl!“
    Das war vorläufig das letzte, was der Herr Lehrer äußerte, da eine Faust seine gelehrte Klappe traf und eine andere sein linkes Auge. Von der Wucht der Schläge fiel er um, sprang jedoch gleich wieder auf die Beine und haute Onkel Edi eins auf die Nase, so daß der aus beiden Löchern zu bluten begann, was ihn rasend machte. Er griff den Schnall wie ein tollwütiger Hund an und

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