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Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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ärgerte sich die alte Dame, und sie rief laut, er habe nur gefragt, was geschehen sei.
    „Das stimmt“, sagte der Doktor. „Genauso ist es.“
    „Und wenn Sie mich anbrüllen“, rief die alte Dame, „sage ich gar nichts mehr!“
    Der Gendarm schnaufte sehr und knöpfte sein Hemd oben auf, weil der Hals so arg angeschwollen war vor lauter Wut. Mit einer sehr zarten Stimme fragte er noch, ob sie den Schützen erkannt oder die Nummer des Motorrads oder sonst etwas Bestimmtes gesehen habe. Das war aber nicht der Fall, weil man eben erschrickt, wenn geschossen wird, und in seinem Schrecken leicht vergißt, was man tun sollte. So ist es nicht nur bei einer alten Dame, sondern auch bei einem Jungen.
    Schließlich gingen die Leute. Der Hund winselte nur noch leise. Ich führte ihn in den Hof und wusch ihn dort mit Kamillentee, den Mutter rasch gekocht hatte. Kamillen haben nämlich eine heilende Wirkung. Außerdem wurde so das Fell von Blut gereinigt. Er tat mir schrecklich leid, weil er soviel erdulden mußte, und ich streichelte ihn hinterher und versprach ihm bei meiner Ehre, diesen verfluchten Schurken zu suchen und zu fangen. Da freute er sich ein bißchen und leckte mir dankbar die Hand ab. Ich dachte, wie freundlich doch so ein Tier ist, wenn man es gut behandelt. Aber wie viele Tiere werden von uns Menschen schlecht behandelt, auch von manchen Kindern. Und das ist Scheiße!

Endlich eine heiße Spur

    D as Dorf Schrullbach heißt so, weil der Schrullbach zwischen den paar Häusern hindurchfließt. Es liegt in einem Tal, wo auf den Wiesen viele schwarz-weiß gescheckte Rindviecher ihr tägliches Gras fressen, und daneben erheben sich einige Berge, von denen einer fast vierhundert Meter hoch sein soll, und sie sind ganz von Wald bedeckt. Im Dorf gibt es eine kleine und ziemlich alte Kirche mit einem Zwiebelturm, auf dessen Spitze ein goldener Hahn in der Sonne glänzte, weil schönes Wetter war mit blauem Himmel und manchmal einer dicken weißen Wolke, in der man richtige Gesichter erkennen konnte; eines glich dem Assessor Biehl, unserem Mathepauker, wenn er sich fuchst und die Mundwinkel vor Wut weit nach unten zieht.
    Dem X ging es nach ein paar Tagen wieder besser, die Wunde war fast schon verheilt. Aber den Übeltäter hatte die Polizei immer noch nicht gefangen, weshalb ich meinen Plan weiter ausführte und nun diesen Ort durchkämmte, um zu sehen, ob der X etwas merkt. Wir liefen durch die Straßen, wo es Misthaufen gab, aber auch Bauerngärten ganz voll mit dicken Kohlköpfen und wunderschönen Blumen: feuerroten Gladiolen, gelben Sonnenblumen, violetten Astern und Dahlien in allen Farben und Formen. Er hatte den Schwanz hochgestellt, was bedeutet, daß sich ein Hund wohl fühlt, und er pinkelte mit Vergnügen an Mauern, Bäume und Pfosten. Aber die Leute schimpften deshalb nicht, weil Bauern wissen, daß ein Tier kein Klo benützt, auch ihre Ochsen nicht, und sie machen deshalb nicht gleich eine Unanständigkeit daraus wie die Städter.
    Plötzlich zoppelte X wie verrückt an der Leine und wackelte ganz aufgeregt mit dem Schwanz. Er zog mich über die Straße zu einem Haus. Dort bellte er schrecklich laut und kratzte an der Tür. Ich dachte, daß es vielleicht eine Hündin gibt in dem Haus und er sich wieder verlieben will. Deshalb versuchte ich, ihn wegzuziehen. Aber er stemmte sich gegen mich und bellte so laut, daß die Tür geöffnet wurde und eine Frau heraustrat.
    „Was ist los?“ fragte sie.
    „Ich weiß auch nicht“, sagte ich.
    „Warum bellt er?“
    „Kennen Sie ihn?“ fragte ich.
    „Nein.“
    „Haben Sie ihn früher mal gesehen?“
    „Nie.“
    „Wissen Sie, ob er aus Schrullbach stammt?“
    „Das kann ich nicht wissen.“
    „Weshalb nicht?“
    „Weil wir neu zugezogen sind.“
    Daraufhin ging die Frau wieder hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Es roch nach gebratenem Fleisch, daß ich Appetit kriegte und dachte, vielleicht habe er deswegen so aufgeregt gebellt, weil er auch Hunger verspürte, denn ein gutes Stück Fleisch ist für einen Hund der beste Leckerbissen. Während ich ihn zu beruhigen versuchte, kam ein Opa die Straße herab mit einer Pfeife im Mund, aus der dichte Rauchwolken aufstiegen. Auch er guckte, weil der X immer noch Radau machte, und dann blieb er stehen, um ihn mit zusammengekniffenen Augen genau zu betrachten und dabei schrecklich viel Rauch auszustoßen. Er schaute mich an und den Hund und wieder mich und wieder den Hund.
    „Das ist doch der Wao

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