Sigma Force 01 - Sandsturm
Farbton. Ein Sturm kündigte sich an. Er würde die Gegend in wenigen Stunden treffen. Schon jetzt wehten Böen Sand durch das Wadi und rüttelten an ihrem Auto.
Nach einer scharfen Biegung im Flussbett tauchten plötzlich zwei Kamele samt zwei verhüllten Beduinen vor ihnen auf. Omaha trat zu heftig auf die Bremse, das Heck brach aus, und der Eurovan krachte mit der Flanke gegen ein Wegzeichen aus wackelig aneinander gelehnten Steinplatten. Metall knirschte. Die Steinplatten fielen um.
Clay wachte schnaubend auf.
»Noch so ein Ding, und die Karre ist Schrott«, nörgelte Danny.
Die beiden Kamele, schwer beladen mit Ballen und überquellenden Körben, schrien sie an und schüttelten die Köpfe, während sie an ihnen vorbeigeführt wurden. Es sah aus, als würden sie einen ganzen Haushalt auf dem Rücken tragen.
»Flüchtlinge«, sagte Painter und nickte zu ähnlich beladenen Kamelen, Mulis und Pferden, die den trockenen Wasserlauf hochwanderten. »Sie fliehen vor dem Sturm.«
»Sind alle okay?«, fragte Omaha, während er mit Ganghebel und Kupplung kämpfte. Der Wagen ruckelte und bockte und rollte schließlich wieder.
»Gegen was sind wir da hinten eigentlich geknallt?«, fragte Coral und schaute zurück zu den umgeworfenen Steinplatten.
Danny deutete auf ähnliche Steinkonstruktionen, die über den ganzen Friedhof verteilt standen. »Trilithen«, antwortete er. »Uralte Gebetssteine.« Sie bestanden aus jeweils drei Steinplatten, die aneinander gelehnt eine kleine Pyramide bildeten.
Omaha fuhr langsam weiter und achtete jetzt verstärkt auf Steinpyramiden. Dies wurde umso schwieriger, als der »Verkehr« im Flussbett immer dichter wurde.
Die Menschen flohen in Scharen aus der Wüste.
»Ich dachte, Sie sagten, kein Mensch kennt dieses Hintertürchen aus der Wüste«, sagte Painter zu Barak.
Der Araber zuckte die Achseln. »Wenn man es mit der Mutter aller Sandstürme zu tun hat, flieht man auf höheres Gelände. Irgendwohin. Ich schätze, dass jedes Flussbett so bevölkert ist wie das da. Und auf den Hauptstraßen ist es sicher noch schlimmer.«
Sooft der Empfang es erlaubte, hatten sie unterwegs den Wetterbericht im Radio gehört. Der Sandsturm war noch weiter angewachsen, inzwischen nahm er die ganze Breite der Küste ein. Wind mit bis zu achtzig Meilen pro Stunde wirbelte scheuernden Sand hoch und schob Sanddünen vor sich her, als wären es Wogen auf einem stürmischen Meer.
Und das war noch nicht das Schlimmste. Das Hochdrucksystem vor der Küste bewegte sich inzwischen landeinwärts. Die beiden Systeme würden sich über der omanischen Wüste treffen, eine sehr seltene Kombination von Wetterbedingungen, wie man sie seit Urzeiten nicht mehr erlebt hatte.
Trotz der inzwischen aufgegangenen Sonne blieb der nördliche Horizont von einer rauchigen Dunkelheit verhüllt. Während sie die Bergpiste hinunterfuhren, wurde der Wind immer stärker und stärker.
Schließlich erreichten sie das Ende des Wadis. Die Uferböschungen zu beiden Seiten verflachten und gingen über in eine sandige Salzebene.
»Willkommen im Rub’ al-Khali«, verkündete Omaha. »Im Leeren Viertel.«
Der Name konnte nicht passender sein.
Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Ebene aus grauem Kies, durchzogen von den Piktogrammen bläulich-weißer Salzflächen. Und dahinter markierte ein roter Kamm den Rand der endlos dahinrollenden Sanddünen, die ganz Arabien durchzogen. Von ihrem Standort aus glühte der Sand in Rosa-, Braun, Purpur- und Karmesintönen. Eine Palette von Schattierungen.
Omaha schaute auf die Tankanzeige. Mit ein wenig Glück reichte das Benzin gerade noch bis Shisur. Er schaute über die Schulter zu dem Wüstenphantom, ihrem einzigen Führer. »Dreißig Kilometer, richtig?«
Barak lehnte sich zurück und zuckte die Achseln. »So ungefähr.«
Mit einem Kopfschütteln drehte Omaha sich wieder um und fuhr in die Ebene hinein. Einige Nachzügler wanderten noch immer auf die Berge zu. Die Flüchtlinge zeigten kein Interesse an dem Fahrzeug, das in den Sturm hineinfuhr. So etwas konnten nur Narren tun.
Niemand im Wagen sagte etwas, alle Blicke waren auf den Sturm gerichtet. Das einzige Geräusch: das Knirschen von Sand und Kies unter ihren Reifen. Da das Gelände nun etwas leichter zu befahren war, beschleunigte Omaha auf dreißig Meilen pro Stunde.
Doch leider schien der Wind mit jeder halben Meile stärker zu werden, inzwischen blies er Sandfahnen von den Dünen. Sie konnten von Glück reden, wenn sie in
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