Sigma Force 02 - Feuermönche
Holz ab.
In der Hocke bewegte er sich zur anderen Seite und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Bei dem Tritt hatte die Frau die Taschenlampe fallen lassen. Jetzt wälzte sie sich über den Boden und warf dabei unstete Schatten. Er betastete seine Brust. Die Stelle, wo der erste Schuss ihn getroffen hatte, brannte unangenehm.
Blut spürte er keins.
Die Frau rief aus dem Schatten hervor: » Flüssiger Körperschutz. «
Gray duckte sich noch mehr und versuchte, die Position der Frau auszumachen. Beim Hechtsprung unter den Tisch war das Helmdisplay beschädigt worden. Die holographischen Bilder flackerten zusammenhanglos vor dem Visier und erschwerten ihm die Sicht, doch er wagte es nicht, den Helm abzunehmen. Er bot den besten Schutz gegen die Waffe, mit der die Frau ihn bedrohte.
Der Helm und der Bodysuit.
Die Frau hatte Recht. Flüssiger Körperschutz . 2003 vom Forschungslabor der US Army entwickelt. Der Stoff des Bodysuits war mit einer Flüssigkeit getränkt, die sich bei Gewalteinwirkung verdichtete – harte Mikropartikel aus Silizium, suspendiert in einer Polyethylen-Glykol-Lösung. Bei normalen Bewegungen verhielt sie sich wie eine Flüssigkeit, doch wenn eine Kugel auftraf, verdichtete sich das Material und wurde undurchdringlich. Der Bodysuit hatte ihm das Leben gerettet.
Zumindest einstweilen.
Die Frau näherte sich langsam der Tür. Ihre Stimme klan g k alt und ruhig. » Ich habe das Gebäude mit C4 und TNT präpariert. Da es sowieso abgerissen werden soll, war das ganz leicht. Die Army hat freundlicherweise die erforderlichen Vorarbeiten übernommen. Ich brauchte den Sprengzünder nur ein wenig zu modifizieren. Jetzt wird das Gebäude nach oben explodieren, anstatt in sich zusammenzufallen. «
Gray stellte sich die Rauchwolke und die Trümmer vor, die in den Morgenhimmel emporschießen würden. » Die Anthraxampullen … «, murmelte er so laut, dass sie ihn hörte.
» Es schien uns nahe liegend, die Zerstörung des Stützpunkts zur Verbreitung des Gifts zu benutzen. «
Herrgott noch mal, es ging nicht nur um den Stützpunkt, sondern um die ganze Stadt.
Er musste sie aufhalten. Wo steckte sie nur?
Er näherte sich seinerseits der Tür. Zwar fürchtete er ihre Waffe, durfte sich davon aber nicht abschrecken lassen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Er versuchte, das Nachtsichtgerät einzuschalten, was lediglich einen weiteren Hitzeschwall am Ohr zur Folge hatte. Das Display flackerte knisternd weiter und erschwerte ihm die Sicht.
Zum Teufel damit.
Er löste die Sicherung und riss den Helm ab.
Die Luft roch gleichzeitig abgestanden und antiseptisch. Er stand geduckt da, den Helm in der einen, den Dolch in der anderen Hand. Er konnte erkennen, dass die Schwingtür sich nicht bewegt hatte. Die Frau war immer noch im Raum.
Aber wo?
Und wie sollte er sie zur Strecke bringen? Er krampfte die Hand um das Heft des Messers. Pistole gegen Dolch. Ein ungleicher Kampf.
Plötzlich bemerkte er nahe der Tür eine Veränderung der Schatten. Er bewegte sich nicht. Sie hockte drei Schritte von der Tür entfernt, geschützt durch einen Tisch.
Diffuses Licht sickerte durch den Gang und fiel durch die Scheiben der Schwingtür. Es dämmerte bereits. Wenn di e F rau flüchten wollte, musste sie die Deckung verlassen. Einstweilen wartete sie in der Dunkelheit des Labors ab, denn sie wusste nicht, ob ihr Gegner bewaffnet war.
Gray musste aufhören, nach den Regeln der Drachenlady zu spielen.
Mit einer weit ausholenden Bewegung schleuderte er den Helm zur anderen Seite des Labors. Glas klirrte, als irgendein Behälter zerbrach.
Er rannte auf sie zu. Ihm blieben nur wenige Sekunden.
Sie sprang aus der Deckung hervor, schwenkte herum und feuerte in die Richtung, aus der der Lärm kam. Wie vom Rückstoß ihrer Waffe angetrieben sprang sie im selben Moment katzengleich auf die Tür zu.
Gray war unwillkürlich beeindruckt, zögerte aber keinen Moment.
Er schleuderte den Dolch. Perfekt ausbalanciert verfolgte die Karbonklinge mit mörderischer Präzision ihre Bahn.
Sie traf die Frau in der Halsgrube.
Gray stürmte vor.
Dann bemerkte er, dass er einen Fehler gemacht hatte.
Flüssiger Körperschutz.
Kein Wunder, dass die Drachenlady sich auskannte. Sie trug den gleichen Bodysuit wie er.
Allerdings warf der Treffer sie aus der Bahn. Sie landete unbeholfen auf dem Boden und verdrehte sich dabei ein Knie. Als Profikillerin ließ sie ihr Ziel jedoch keinen Moment aus den Augen.
Aus nächster Entfernung
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