Sigma Force 02 - Feuermönche
Rechten. Ein rotes EXIT-Schild spendete ein wenig Licht. Er schaltete den Motorradhelm auf Nachtsicht. Auf einmal war die Umgebung in Grün- und Silbertöne getaucht. Er stieg zum dritten Stock hoch.
Oben angelangt, drückte er gegen die Tür auf dem Treppenabsatz.
Er hatte keine Ahnung, wo er seine Kontaktperson treffen würde. Er wusste nur, dass er auf ein Zeichen warten sollte. An der Tür blieb er einen Moment stehen und musterte den Gang. Er gefiel ihm nicht.
Das Treppenhaus befand sich in der Ecke des Gebäudes. Vor ihm lag ein gerader Flur; der andere führte nach links. Die Innenwand war gesäumt von Milchglasscheiben, dahinter lagen Büros; die andere Wand war von Fenstern durchbrochen. Langsam ging er weiter und hielt aufmerksam Ausschau nach einer Bewegung.
Plötzlich fiel helles Licht durch eines der Fenster.
Aufgrund des Nachtsichtgeräts geblendet, sprang er zur Wand, ging im Schatten in Deckung. War er entdeckt worden? Der Lichtstrahl bohrte sich nacheinander durch die anderen Fenster und wanderte vor ihm den Flur entlang.
Er beugte sich vor und spähte durch ein Fenster nach draußen. In der Tiefe sah er den Hof vor dem Gebäude. An der anderen Straßenseite fuhr ein Humvee im Schritttempo die Straße entlang. Der Suchscheinwerfer schwenkte über den Hof.
Eine Patrouille.
Würde sich seine Kontaktperson davon verscheuchen lassen?
Lautlos fluchend wartete Gray darauf, dass der Jeep seine Runde beendete. Die Patrouille verschwand vorübergehend außer Sicht, als sie hinter einem massigen Gebäude vorbeifuhr, das mitten auf dem Hof aufragte. Es ähnelte einem verrosteten Raumschiff. In Wahrheit handelte es sich um einen drei Stockwerke hohen Hochsicherheitstrakt, der auf einem Dutzend Beinen stand. Leitern und Gerüste umgaben das Gebilde, das gerade renoviert wurde, ein Versuch, die Forschungseinrichtung aus dem Kalten Krieg in altem Glanz wiederherzustellen.
Gray kannte den Spitznamen des Gebildes: das Große Schlamassel.
Als ihm seine eigene Lage bewusst wurde, lächelte er trocken.
Jetzt saß er am Großen Schlamassel in der Patsche.
Schließlich tauchte die Patrouille an der anderen Seite des Gebildes wieder auf, überquerte langsam die Vorderseite des Hofs und entfernte sich.
Erleichtert ging Gray weiter. Am Ende des Flurs war eine Schwingtür, doch durch ein schmales Fenster konnte man in einen größeren Raum blicken. Er machte ein paar hohe, schlanke Behälter aus Metall und Glas aus. Ein altes Labor. Fensterlos und dunkel.
Offenbar war er bereits bemerkt worden.
Im Raum flammte ein Licht auf, gerade hell genug, dass Gray das Nachtsichtgerät ausschalten musste. Eine Taschenlampe. Sie blinkte dreimal.
Ein Zeichen.
Er näherte sich der Tür, drückte mit der Zehenspitz e e inen der beiden Türflügel auf und zwängte sich durch de n S palt.
» Hier drüben «, sagte eine ruhige Stimme. Es war das erste Mal, dass Gray die Stimme seiner Kontaktperson hörte. Bislang war sie immer elektronisch verzerrt gewesen, und zwar in geradezu paranoidem Ausmaß.
Es war eine Frauenstimme. Sein Misstrauen war sogleich geweckt. Überraschungen mochte er nicht.
Er schritt durch ein Labyrinth von Tischen, auf denen Stühle gestapelt waren. Sie saß vor einem der Tische. Die anderen dazugehörigen Stühle waren noch gestapelt. Bis auf einen. Sie trat gegen eins der Stuhlbeine.
» Setzen Sie sich. «
Gray hatte einen nervösen Wissenschaftler erwartet, der sein Gehalt aufbessern wollte. In den hochrangigen Forschungseinrichtungen kam Geheimnisverrat gegen Bezahlung immer häufiger vor.
USAMRIID war da keine Ausnahme … nur tausendfach gefährlicher. Jedes Fläschchen, das zum Verkauf stand, besaß das Potenzial, Tausende zu töten, wenn man seinen Inhalt in einer U-Bahn-Station oder in einem Busbahnhof versprühte.
Und diese Frau bot gleich sechzehn Ampullen zum Kauf an.
Er setzte sich und legte die Geldtasche auf den Tisch.
Sie war Asiatin … nein, Eurasierin. Ihre Augen waren eher rund, die Haut hatte einen tiefen Bronzeton. Sie trug einen ähnlichen schwarzen Bodysuit mit Rollkragen wie er und wirkte schlank und geschmeidig. Um den Hals baumelte ein silberner Anhänger, der sich deutlich vom schwarzen Bodysuit abhob und einen zusammengerollten Drachen darstellte. Im Gegensatz zu ihm wirkte die Drachenlady nicht angespannt und wachsam, sondern eher gelangweilt.
Ihr Selbstvertrauen bezog sie von einer mit Schalldämpfer ausgestatteten 9-mm-Sig-Sauer-Pistole, die auf seine Brust zielte.
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