Sigma Force 02 - Feuermönche
sich der Porta Sant ’ Anna bis auf drei Blocks. Der Ursprung der Rauchwolke lag jetzt unmittelbar vor ihnen. Der hinter den Mauern des Vatikans gelegene Turm der Winde war die zweithöchste Erhebung der Vatikanstadt. Die oberen Stockwerke brannten. Der Turm hatte sich in eine steinerne Fackel verwandelt.
O nein …
Der Turm beherbergte die Archive des Vatikans. Rachel wusste, dass ihr Onkel in den Bibliotheken des Heilige n S tuhls recherchiert hatte. So kurz nach dem Attentat konnte das Feuer kein bloßer Unfall sein.
Plötzlich bremste der Wagen scharf. Rachel wurde gegen den Gurt gedrückt. Der brennende Turm verschwand aus ihrem Blickfeld.
Ab hier ging es nicht mehr weiter.
Rachel konnte nicht länger warten. Sie riss die Tür auf und wollte aus dem Wagen springen.
Der Carabiniere packte sie bei der Schulter und hielt sie zurück. » Tenente Verona «, sagte Norre. » Nehmen Sie das. Sie werden es vielleicht brauchen. «
Er hielt eine schwarze Beretta 92, seine Dienstwaffe, in der Hand. Mit einem Nicken nahm Rachel sie entgegen. » Benachrichtigen Sie die Wache. General Rende von der TPC soll wissen, dass ich wieder im Vatikan bin. Dort kann er mich über die Vermittlung erreichen. «
» Seien Sie vorsichtig, Tenente «, sagte Norre.
Aus allen Richtungen tönte Sirenengeheul. Rachel schob die Pistole hinter den Gürtel und ließ die Bluse lose darüberfallen. Da sie keine Uniform trug, war es nicht ratsam, in dieser Notsituation mit sichtbarer Waffe herumzurennen.
Die Gehsteige waren voller Menschen. Rachel zwängte sich zwischen den eingekeilten Wagen auf der Straße hindurch und rutschte einmal sogar über eine Motorhaube. Weiter vorn näherte sich ein rotes Auto der städtischen Feuerwehr dem St.-Anna-Tor. Es würde knapp werden. Zu beiden Seiten des Tores bildete ein Trupp Schweizergardisten eine Sperrkette. Hier gab es keine zeremoniellen Hellebarden. Jeder hatte ein Sturmgewehr in der Hand.
Rachel näherte sich den Wachposten.
» Leutnant Verona von den Carabinieri! «, rief sie und hielt den Ausweis hoch. » Ich muss zu Kardinal Spera! «
Die Gardisten verzogen keine Miene. Offenbar hatten sie Befehl, den Eingang zum Heiligen Stuhl abzusperren und nur Rettungspersonal durchzulassen. Ein Leutnant der Carabinieri hatte keine Befehlsgewalt über die Schweizergarde.
Ein einzelner Gardist in mitternachtsblauer Uniform trat von hinten vor. Rachel erkannte den Mann wieder, mit dem sie schon einmal gesprochen hatte. Er zwängte sich zwischen den Gardisten hindurch und kam ihr entgegen.
» Leutnant Verona «, sagte er. » Ich habe Anweisung, Sie zu eskortieren. Kommen Sie mit. «
Sie schloss sich ihm an und trat durchs Tor. » Mein Onkel … Monsignore Verona … «
» Ich weiß nur, dass ich Sie zum Heliport bringen soll. « Er führte sie zu einem elektrisch betriebenen Servicewagen gleich hinter dem Tor. » Befehl von Kardinal Spera. «
Rachel stieg ein. Der schwere Feuerwehrwagen rollte vor ihnen auf den großen Hof der vatikanischen Museen und gesellte sich zu den anderen Rettungsfahrzeugen, darunter zwei Militärfahrzeuge mit kleinen Maschinenpistolen.
Der Wachposten schwenkte nach rechts und fuhr um die Fahrzeugansammlung vor den Museen herum. Der Turm brannte noch immer. Von der Seite schoss eine Wasserfontäne in die Höhe. Aus den Fenstern der obersten drei Etagen schlugen Flammen. Schwarze Rauchwolken wogten. Der Turm war voller Bücher, Dokumente und Schriftrollen und brannte wie Zunder.
Es war eine gewaltige Katastrophe. Was das Feuer verschonte, würde Qualm und Wasser zum Opfer fallen. Jahrhundertealte Aufzeichnung, welche die Geschichte des Westens dokumentierten, waren für immer verloren.
Rachels Sorge aber galt allein ihrem Onkel.
Der Wagen schoss am Parkhaus vorbei über eine gepflasterte Straße. Er hielt sich parallel zur leoninischen Mauer, der Barriere aus Stein und Mörtel, welche die Vatikanstadt umschloss. Sie umfuhren den Museumskomplex und gelangten zu den weitläufigen Gärten, welche die Hälfte der Grundfläche des Stadtstaates einnahmen. In der Ferne tanzten Springbrunnen. Die Welt war in Grünschattierungen gemalt, was allzu idyllisch wirkte angesichts des hinter ihnen liegenden Höllenszenarios aus Rauch, Feuer und Sirenengeheul.
Schweigend fuhren sie bis zum äußersten Rand des Geländes.
Vor ihnen tauchte ihr Ziel auf. In einem ummauerten Alkoven lag der Hubschrauberlandeplatz des Vatikans. Der ehemalige Tennisplatz war jetzt betoniert und von ein paar
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