Sigma Force 02 - Feuermönche
«
Gray konzentrierte sich wieder auf den offenen Schrein. Er nahm einen Leuchtstift aus dem Rucksack und untersuchte den Hohlraum. Die Oberfläche war unverkleidet. Eine glatte Goldoberfläche. Auf dem Boden war weißes Pulver verstreut. Inertes Gold? Oder Knochenasche?
Es gab nur eine Möglichkeit, sich Gewissheit zu verschaffen.
Er nahm ein Probengefäß aus dem Rucksack und saugte mittels einer batteriebetriebenen Vakuumpumpe etwas von dem Pulver in das sterile Teströhrchen.
» Was machen Sie da? «, fragte Rachel.
» Wenn das Knochenstaub ist, könnten sich daraus ein paar Antworten ergeben. «
» Zum Beispiel? «
Er setzte sich auf den Boden und betrachtete das Teströhrchen. Er hatte lediglich ein paar Gramm des grauen Pulvers aufgesammelt. » Wir könnten den Staub auf sein Alter untersuchen. Herausfinden, ob die Knochen von einer Person stammen, die zur Zeit Christi gelebt hat. Oder auch nicht. Vielleicht ging es bei dem Verbrechen ja darum, die Familiengebeine eines Angehörigen des Drachenordens zu bergen. Etwa die Gebeine eines alten Fürsten. «
Gray verschloss das Röhrchen und packte es weg. » Außerdem brauche ich ein paar Proben vom geborstenen Panzerglas. Sie könnten uns Rückschlüsse darauf geben, auf welche Weise das unbekannte Gerät das kugelsichere Glas zerstört hat. Unsere Labors können die kristalline Mikrostruktur auf Bruchmuster hin untersuchen. «
» Ich kümmere mich darum «, erbot sich Monk und ließ seinen Rucksack zu Boden gleiten.
» Was ist mit den Steinmetzarbeiten? «, sagte Rachel. » Und den anderen Materialien in der Kathedrale? «
» Worauf wollen Sie hinaus? «, fragte Gray.
» Das, was den Tod der Kirchenbesucher herbeigeführt hat, könnte Auswirkungen auf Stein, Marmor, Holz oder Plastik gehabt haben, die mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen sind. «
Daran hatte Gray nicht gedacht. Aber er hätte dran denken sollen. Monk fing seinen Blick auf und hob kurz die Brauen. Rachel war offenbar mehr als eine hübsche Dreingabe.
Gray wandte sich Kat zu, um mit ihr zusammen einen Plan für die Probennahme zu erstellen. Kat aber war beschäftigt. Zuvor hatte er bemerkt, dass sie sich für den Schrein interessierte und am liebsten den Kopf hineingesteckt hätte. Jetzt hockte sie weit vorgebeugt auf dem Marmorboden.
» Kat …? «
Sie reckte einen kleinen Nerzhaarpinsel. » Gleich. « In der anderen Hand hielt sie einen Gasanzünder. Als sie den Auslöser drückte, zischte aus dem Ende eine kleine blaue Flamme hervor. Sie hielt die Flamme an das Pulverhäufchen, das sie offenbar mit dem Pinsel aus dem Schrein entnommen hatte.
Nach einer Weile schmolz das Pulver, warf Blasen und bildete eine transparente bernsteinfarbene Flüssigkeit. Sie verteilte sich auf dem kalten Marmor und erstarrte zu einer glasartigen Substanz. Das Funkeln war unverkennbar.
» Gold «, sagte Monk. Das Experiment hatte alle Blicke auf sich gelenkt.
Kat richtete sich auf und schaltete die Flamme ab. » Das Pulver im Schrein … ist das gleiche wie in den vergifteten Hostien. Monoatomares Gold im m-Zustand. «
Gray dachte an Direktor Crowes Bericht über die Labortests. Man hatte herausgefunden, dass sich das Pulver zu einer glasartigen Substanz umschmelzen ließ. Zu einem Glas aus reinem Gold.
» Das ist Gold? «, fragte Rachel. » Das kostbare Edelmetall? «
Sigma hatte den Vatikan flüchtig über die vergifteten Hostien informiert, damit man Bäckereien und Vorräte daraufhin untersuchen konnte, ob Manipulationen stattgefunden hatten. Die beiden Agenten waren ebenfalls eingeweiht, aber offenbar nach wie vor skeptisch.
» Sind Sie sicher? «, fragte Rachel.
Kat war bereits damit beschäftigt, ihre Annahme zu beweisen. Aus einer Pipette ließ sie eine Flüssigkeit auf das Glas tropfen. Gray wusste, was in der Pipette war. Das speziell für diesen Zweck geeignete Reagens hatten sie von den Sigma -L abors bekommen. Ein Zyanid. Bergleute wuschen damit Gold aus Erzabfällen heraus. Das umweltschädliche Verfahren wurde als Auslaugen bezeichnet.
Die Flüssigkeit ätzte das Glas an, was aussah, als werde es von einer Säure verbrannt. Anstatt das Glas zu trüben, ließ das Zyanid jedoch eine Spur aus glänzendem Gold zurück , eine Metallader im Glas. Jetzt waren auch die letzten Zweifel zerstreut.
Monsignore Verona machte große Augen und betastete seinen Priesterkragen. Er murmelte: » Und die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie ein durchscheinend Glas. «
Gray musterte den
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