Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
kreise wie ein Hai. Er brauchte lediglich abzuwarten. Die anderen beiden Tiger näherten sich ebenfalls, eine Rudel das seine Beute langsam einkreiste.
Setzen Sie die Maschine genau über den Tiger, sagte Painter und führte die Hände übereinander. Gunther gehorchte stirnrunzelnd. Painter drehte sich zu Anna um. Beobachtet den Gegner durch die Seitenfenster. Sagt mir Bescheid, wenn der Tiger sich genau unter uns befindet. Beide nickten. Painter konzentrierte sich auf den vor ihm befindlichen Hebel. Genau in Position, meldete Lisa von der anderen Kabinenseite her. Jetzt, rief Anna einen Moment später. Painter riss den Hebel zurück. Er gehörte zu der Winsch an der Unterseite der Maschine, mit der Painter abgeseilt worden war, als er Lisa aus der Bibliothek gerettet hatte. Diesmal aber wollte er kein Geschirr hinunterlassen. Der Not hebel diente dazu, die Winsch abzuwerfen, wenn das Seil sich irgendwo verfangen hatte. Er riss den Hebel vollständig zurück und spürte den Ruck, mit dem sich die Wisch löste. Painter presste das Gesicht ans Fenster. Gunther schwenkte den Helikopter herum, damit sie besser sehen konnten. Die Winsch überschlug sich in der Luft, wobei sich das Seil verhedderte.
Dann krachte sie gegen den Rotor des Tigers. Die Wirkung war ebenso zerstörerisch wie ein Volltreffer eines Explosivgeschosses. Die Rotorblätter wurden in alle Richtungen geschleudert. Der Helikopter drehte sich um die eigene Achse, kippte zur Seite und stürzte ab.
Painter zeigte auf die einzige Erhebung, die bis in diese Höhe reichte. Vor ihnen ragte der weiße, von Wolken verschleierte Gipfel des Everest auf.
Sie mussten das tiefer gelegene Basislager erreichen – doch in der Tiefe drohte Gefahr. Zwei Helikopter rasten wie zornige Hornissen auf sie zu. Und Painter hatte keine Winsch mehr, die er hätte abwerfen können.
Lisa beobachtete, wie die beiden Helikopter von Mücken auf Falkengröße anschwollen. Jetzt ging es um die Wurst. Gunther tauchte steil in die Tiefe und ließ die dünne Luft hinter sich. Er hielt auf die Lücke zwischen dem Mount Everest und dem Mount Lhotse zu. Ein Grat – der berühmte Südsattel – verband den Lhotse mit dem Everest. Den mussten sie überwinden und den Berg zwischen sich und die Verfolger bringen. Das Basislager befand sich unmittelbar am Fuße des Sattels. Wenn es ihnen gelang, das zu erreichen …
Sie dachte an ihren Bruder, stellte sich sein Lausbubenlächeln vor, die widerspenstige Tolle am Hinterkopf, die er ständig zu glätten versuchte. Was dachten sie sich eigentlich dabei, diesen Krieg ins Basislager zu bringen, zu ihrem Bruder?
Der vor ihr sitzende Painter neigte sich zu Gunther hinüber. Wegen des Motorengebrülls war nicht zu verstehen, was er sagte. Sie musste ihm vertrauen. Er würde das Leben anderer Menschen bestimmt nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen.
Der Grat kam näher. Als sie zum Bergpass hinabstießen, weitete sich die Sicht. An Steuerbord füllte der Everest das Fenster aus, vom Gipfel wehte eine Schneefahne. Der Lhotse, der Viertgröße Berg der Welt, ragte zur linken auf wie eine Wand. Gunther machte den Sinkwinkel noch steiler. Lisa klammerte sich an den Gurt, denn sie hatte das Gefühl, sie könnte jeden Moment durch die Windschutzscheibe fallen. Schnee und Eis füllten die Fenster aus. Eine Rakete! Schrie Anna. Gunther riss den Steuerknüppel zurück. Die Nase des Helikopters ruckte nach rechts oben. Die Rakete schoss unter den Kufen vorbei, und schlug in die Ostflanke des Grats ein und explodierte. Gunther schwenkte von der Einschlagstelle weg und senkte erneut die Nase des Helikopters.
Lisa presste die Wangen ans Fenster und blickte nach hinten. Die beiden gegnerischen Maschinen hatten aufgeholt, und hielten auf sie zu. Plötzlich verdeckte ihr eine Eis wand die Sicht. Wir sind über den Grat drüber, rief Painter. Festhalten! Lisa sah wieder nach vorn. Der Heli jagte in schwindelerregendem Sturzflug den Hang des Südsattels hinunter. Schnee und Eis rasten unter ihnen vorbei. Vor ihnen tauchte ein dunkler Flecken auf. Das Basislager. Sie hielten geradewegs darauf zu, als wollten sie die Zeltstadt rammen.
Das Lager wurde mit jeder Sekunde größer. Die flatternden Gebetsfahnen und einzelne Zelte waren bereits erkennbar. Das wird eine harte Landung, rief Painter. Gunther bremste einfach nicht ab. Unwillkürlich murmelte Lisa ein Gebet oder auch ein Mantra. O Gott … O Gott …
In diesem Moment zog Gunther
Weitere Kostenlose Bücher