Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
größerer Entschlossenheit als zuvor ans Werk. Mühsam zog er sich auf den nächsthöheren Ast hinauf. Er legte sich das Seil im die Hüften und schüttelte es aus dem Geäst frei. Dabei stellte er sich gar nicht so ungeschickt an. Khamisi holte das schlaffe Seil ein und befestigte das Ende an einen der stählernen Stützpfosten des Hochwegs. Ich ziehe dich jetzt hoch! Du wirst ein Stück zur Seite pendeln.
Machen Sie schnell, rief der Junge aufgeregt und zu laut. Khamisi schwenkte herum und sah, dass der Ukufa auf den Jungen aufmerksam geworden war. Die Bewegung fesselte das Tier wie die Maus die Katze. Es grub die Klauen in den Stamm und kletterte daran hoch.
Khamisi begann unverzüglich das Seil einzuholen. Nach kurzer Zeit spürte er das Gewicht des Jungen. Er beugte sich vor. Der Junge schwang hin und her wie ein Pendel. Der Ukufa folgte der Bewegung mit den Augen, ohne mit Klettern innezuhalten. Khamisi ahnte seine Absicht. Er wollte springen und sich den am Seil hängenden Jungen schnappen. Khamisi holte das Seil schneller ein. Der Junge schwang noch immer hin und her. Wie zijn u, rief jemand hinter ihm. Vor Schreck hätte er das Seil um ein Haar losgelassen. Er blickte sich über die Schulter um.
Auf dem Hochweg stand eine groß gewachsene, schlanke Frau, schwarz gekleidet und mit wildem Blick. Das blonde Haar hatte sie kurz geschoren. Eines der älteren Waalenbergkinder. Offenbar hatte sie ihn durch Zufall entdeckt. In der Hand hielt sie ein Messer. Khamisi wagte nicht, das Seil loszulassen. Gar nicht gut. Der Junge stieß einen Schrei aus. Khamisi und die Frau sahen nach unten. Der Ukufa hatte inzwischen die Höhe des Jungen erreicht und war kurz davor zu springen. Das Gelächter der Frau mischte sich mit dem Bellen der Riesenhyäne. Die Holzbohlen knackten, als sie mit dem Messer in der Hand hinter Khamisi trat. Die Situation war ausweglos.
06:38
Gray kniete an der Kreuzung nieder. Der Hochweg gabelte sich hier dreifach. Über den linken Weg gelangte man zum Herrenhaus zurück. Der mittlere Weg führte am Waldrand entlang und bot Ausblick auf den Park. Der rechte Weg mündete geradewegs im Dschungel. Wohin sollte er sich wenden?
Aus der Hocke heraus musterte Gay die Schatten und verglich sie mit dem Videobild, das er zuvor auf dem Monitor gesehen hatte. Länge und Ausrichtung der Schatten ließen Rückschlüsse auf die Position der aufgehenden Sonne in Relation zur Position des Käfigs zu, in dem Fiona gefangen gehalten wurde. Die abzusuchende Fläche aber war trotzdem immens groß.
Leises Fußgetrappel war zu hören, und der Weg erzitterte leicht. Eine Patrouille. Zwei Trupps war er bereits begegnet. Gray schulterte das Gewehr, wälzte sich zum Rand des Weges und ließ sich fallen. Er hielt sich am Geländer fest und hangelte sich daran entlang bis zu einen dicht belaubten Ast. Kurz darauf polterten über ihm drei Wachposten vorbei. Die Vibration der Holzbohlen pflanzte sich durchs Stahlseil fort.
Als die Männer ihn passiert hatten, zog er sich am Ast wieder auf den Weg hinauf. Als er das Bein über das Stahlseil schwang, bemerkte er eine rhythmische Vibration. Näherte sich eine weitere Patrouille? In der Bauchlage legte er das Ohr ans Seil und lauschte wie ein Indianer auf Fährtensuche. Die Vibration hatte einen bestimmten Rhythmus, wie die angezupfte Stahlseite einer Gitarre. Dreimal schnell, dreimal langsam, dreimal schnell. Dann weiderholte sich das Muster. Ein Morsecode. SOS.
Jemand übermittelte über das Seil einen Hilferuf. Gray richtete sich auf und näherte sich geduckt der Weggabelung. Er betastete die Absperrseile. Nur eins davon vibrierte. Dieses Seil führte in den Dschungel hinein. Sollte das tatsächlich …?
In Ermangelung eines besseren Hinweises folgte Gray dem rechten Weg. Dabei hielt er sich dicht am Rand und bemüht sich, möglichst vorsichtig aufzutreten, damit der Hochweg nicht in Schwingungen geriet. An jeder Kreuzung hielt Gray an und vergewisserte sich, in welche Richtung das vibrierende Seil führte.
Er war so darauf konzentriert, den richtigen Weg zu finden, dass er sich plötzlich einem nur vier Meter entfernten Wachposten gegenübersah, als er unter einem herabhängenden Palmwedeln hindurchtrat. Der Mann war braunhaarig, Mitte zwanzig, ein typischer Hitlerjunge. Er lehnte am Stahlseil und blickte Gray entgegen. Er hob bereits die Waffe, da er durch das Schwanken des Palmwedels aufmerksam geworden war.
Gray hatte
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