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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schwitzte, weinte und tropfte. Das Wasser lief wie schwarzes Öl daran herab. Es war, als löste sich die Burg vor ihren Augen auf und verschmölze wieder mit der Felswand.
     
Das Licht, das aus einigen der Fenster fiel, überzog die nasse Fassade   mit einem Höllenglanz, der Painter an die Bilder von Hieronymus Bosch erinnerte. Der Künstler aus dem fünfzehnten Jahrhundert hatte sich auf verschrobene Höllenvisionen spezialisiert. Hätte Bosch jemals die Tore der Unterwelt gemalt, wäre bestimmt etwas ganz Ähnliches dabei herausgekommen wie diese Burg. Painter blieb nichts anderes übrig, als hinter Anna durch den Torbogen zu treten. Unwillkürlich hielt er Ausschau nach dem Spruch, der Dante zufolge am Eingang der Hölle stand. Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren. Hier hätte er gut gepasst. Lasst alle Hoffnung fahren …   Das traf es.
     

     

     

     

     
20:13
     
Kopenhagen, Dänemark
     

     
Als der Explosionslärm verhallt war, packte Gray Fiona beim Arm und stürmte mit ihr durch einen Nebengang der Konditorei. Er gelangte auf eine Nebenstraße und zwängte sich zwischen den Kunden hindurch, die den Gehsteig verstopften. In der Ferne gellte Sirenengeheul.
     
Die Kopenhagener Feuerwehr hatten heute eine Menge zu tun. Fiona im Schlepptau, erreichte er die Straßenecke. Der Qualm und das Chaos lagen bereits hinter ihnen. Plötzlich barst an seinem Ohr ein Backstein, und er hörte das Ping eines Querschlägers. Jemand hatte auf ihn geschossen. Er wirbelte herum, riss Fiona in die Gasse hinein, duckte sich und hielt Ausschau nach dem Schützen. Und dann sah er ihn. Ganz in der Nähe.
     
Einen halben Block entfernt, auf der anderen Straßenseite. Es war die weißblonde Frau von der Auktion. Jetzt aber trug sie ein schwarzes, hautenges Trikot. Außerdem hatte sie sich mit einem neuen Accessoire ausgestattet: mit einer Pistole samt Schalldämpferaufsatz. Sie hielt die Waffe in Kniehöhe und näherte sich zielstrebig seiner Position. Plötzlich fasste sie sich ans Ohr und bewegte die Lippen.
     
Sie stand mit jemand in Funkkontakt. Als die Frau unter einer Straßenlaterne vorbeikam, bemerkte Gray seinen Irrtum. Das war nicht die Frau von der Auktion. Diese hier hatte längeres Haar. Ihr Gesicht war hagerer. Offenbar eine ältere Schwester des Pärchens. Gray schwenkte herum.
     
Er hatte geglaubt, Fiona wäre weitergerannt, dabei saß sie nur fünf Meter entfernt auf einer verrosteten, lindgrünen Vespa. Was machen Sie da? Ich habe uns einen fahrbaren Untersatz besorgt. Sie ließ einen Schraubenzieher in die offene Handtasche fallen. Gray eilte zu ihr. Wir haben keine Zeit, die Zündung kurzzuschließen.
     
Fiona blickte sich über die Schulter zu ihm um, während sie an den Zünddrähten herumfummelte. Sie verzwirbelte zwei Drähte. Verdammt noch mal …
     
Sie war gut – aber sein Vertrauen hatte Grenzen. Ich fahre, sagte Gray. Fiona rutschte achselzuckend auf den Rücksitz. Gray saß auf, rollte das Gefährt vom Ständer und gab Gas. Mit ausgeschaltetem Scheinwerfer fuhren sie die dunkle Gasse entlang. Das heißt, eigentlich ging es nur im Schneckentempo voran. Komm schon, sagte Gray. Schalten Sie in den Zweiten Gang hoch, sagte Fiona. Den Dritten können Sie vergessen. Diese alten Kisten muss man prügeln. Ich brauche keinen Fahrunterricht.
     
Trotzdem fogte Gray ihrem Rat, betätigte die Handkupplung und schaltete hoch. Der Roller machte einen Satz wie ein erschrecktes Fohlen. Während sie beschleunigten, wich er im Zickzack den Mülltonen aus.
     
Hinter ihnen gellten Sirenen. Gray blickte sich um. Ein Feuerwehrwagen schoss mit Blaulicht an der Eimündung der Straße vorbei. Bevor Gray den Kopf wieder nach vorn wandte, gelangte eine Gestalt in Sicht, die sich als dunkle Silhouette von den Straßenlaternen abhob. Die Schützin.
     
Er gab noch mehr Gas und schwenkte um einen Container herum. Jetzt war der Frau die Sicht verdeckt. Wenn er sich dicht an der Hauswand hielt, konnte er gefahrlos aus der Gasse hinausfahren. Die Straßenmündung leuchtete hell wie ein Leuchtfeuer. Die mussten sie erreichen.
     
Plötzlich tauchte in der Straßenmündung eine zweite dunkle Gestalt auf und blieb dort stehen. Die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos verwandelten ihr blondes Haar in Silber. Der Bruder der Frau trug einen langen dunklen Mantel. Er schlug den Trenchcoat auf und hob ein Gewehr. Offenbar hatte ihm seine Schwester über Funk Bescheid gegeben, er soll den Roller aufhalten.

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