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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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nichts dagegen haben, es ist schon spät, und es liegt noch eine Menge Arbeit vor mir.«
    Der Mann zuckte die Achseln und trat beiseite, ließ ihr aber nur wenig Platz, sodass sie ihn streifte. Er beugte sich zu ihr hinunter, versuchte, sie mit seiner Größe einzuschüchtern. Rachel kannte das Spiel. Bei den Carabinieri, wo es fast nur Männer gab, wurde sie entweder als Bedrohung oder als Herausforderung empfunden, die es zu erobern galt.
    Ihre Verärgerung ließ die Besorgnis kurzzeitig in den Hintergrund treten. Sie zwängte sich an dem Typen vorbei, jedoch nicht, ohne ihm mit dem Absatz kräftig auf den Spann zu treten.
    Mit einem verdutzten Brummen wich der Polizist zurück.
    » Scusi «, entschuldigte sie sich kühl und betrat den Platz, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    » Zoccola! «, rief er ihr nach.
    Ohne ihn zu beachten, ging Rachel über den leeren Petersplatz. An den Seiten wurde er von Berninis Kolonnaden umsäumt. Als sie am Obelisken und dem Springbrunnen vorbeikam, wurde sie schneller und wandte sich zum Haupteingang der Basilika.
    Als sie zwischen den großen Statuen des heiligen Petrus und des Paulus hindurchschritt, die vor der Basilika Wache hielten, warf sie einen Blick auf die Inschrift unter dem schwerttragenden Apostel Paulus. In Hebräisch stand dort: »Alles vermag ich durch den, der mich stark macht.« Sie konnte kein Hebräisch, doch ihr Onkel hatte ihr den Text schon in ihrer Kindheit übersetzt. Der Spruch und die Erinnerung an Vigor machten ihr Mut.
    Mit frischer Entschlossenheit stieg sie die Eingangstreppe hoch. Das Portal war unverschlossen. Sie ging durch den Portikus und betrat das höhlenartige Kirchenschiff. Es hatte eine Länge von fast zweihundert Metern. Abgesehen von ein paar flackernden Votivkerzen war es in der Kirche dunkel, doch
der Papstaltar am anderen Ende des Kirchenschiffs wurde von tragbaren Natriumdampflampen erhellt. Selbst aus dieser Entfernung konnte Rachel das Klebeband erkennen, mit dem die Polizei den Tatort markiert hatte.
    Die Explosion hatte in der Apsis stattgefunden, in der halbkreisförmigen Nische hinter dem Hauptaltar. Rachel schritt den Mittelgang entlang, ohne die hier versammelten Kunstwerke und Geschichtszeugnisse zu beachten. Sie konzentrierte sich ganz auf ihr Ziel.
    Sie passierte den Hauptaltar und näherte sich dem Tatort. Zu dieser späten Stunde war die Kirche menschenleer. Vor zwei Tagen war hier die Spurensicherung mit ihren Plastiktüten, Pinseln, Tupfern, Proberöhrchen und Chemikalien zugange gewesen. Man wusste bereits, dass hier Heptanitrocuban zum Einsatz gekommen war, das einer neuen Klasse hochwirksamer Sprengstoffe angehörte.
    Schaudernd musterte sie den geschwärzten Marmor. Das war die einzige Spur, die vom Attentat zurückgeblieben war. Selbst das Blut hatte man bereits entfernt. Die Klebeband-Markierungen am Boden machten allerdings noch immer die Verteilung der Blutspritzer und die Wucht der Detonation deutlich. An der anderen Seite der Apsis war mit Kreide der Umriss des Leichnams von Pater Marco Giovanni gezeichnet. Er hatte am Fuße des Petrusaltars gelegen, unter dem Alabasterfenster mit dem Heiligen Geist in Gestalt einer Taube.
    Rachel hatte die Ermittlungsakte gelesen. Giovanni hatte bei ihrem Onkel Archäologie studiert. Die letzten zehn Jahre hatte er in Irland verbracht und dort die Wurzeln des keltischen Christentums und die frühe Verschmelzung heidnischer Riten mit dem katholischen Glauben erforscht. Sein besonderes Augenmerk galt dem Mythos der Schwarzen Madonna, die häufig als Sinnbild der Verschmelzung der Erdmutter mit der Jungfrau Maria gedeutet wurde.

    Weshalb sollte jemand einen Archäologen umbringen wollen? Oder war es ein Zufall gewesen? Hatten ihr Onkel und dessen Student sich zur falschen Zeit am falschen Ort befunden?
    Das alles ergab keinen Sinn.
    Rachel schluckte und drehte sich um. Ihr Onkel war bewusstlos am Papstaltar gefunden worden. Die Druckwelle der Explosion hatte ihn dorthin geschleudert.
    Da sie keine Spuren verwischen wollte, hielt sie sich außerhalb der markierten Bereiche. Sie stieg die beiden Stufen an der linken Seite der Apsis hoch. Dort war wenig Platz. Vorsichtig rückte sie bis zum Monument Papst Pauls III. vor. Die Statuen stellten die Tugenden Gerechtigkeit und Klugheit dar, mit den Gesichtern der Schwester und der Mutter des Papstes.
    Sie wurde langsamer.
    Wonach suche ich eigentlich?
    Auf einmal wurde Rachel sich der Grabesstille in der Basilika, des lastenden

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