Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
neuartige Biokraftstoffe erhoffte.
Mit einem Räuspern unterbrach der General Painters Gedankengang. »Das ist der dreiundzwanzigjährige Sohn des Senators. Der junge Mann hat seinen Master in Molekularbiologie gemacht und arbeitete an seiner Doktorarbeit, bis er nach Mali ging, um dem Senator über das dortige Landwirtschaftsprojekt Bericht zu erstatten.«
Allmählich begriff Painter, weshalb dieser Fall in Washington so hohe Wellen schlug. Der einflussreiche Senator, beunruhigt und entschlossen, die Todesumstände seines Sohnes aufzuklären, hatte offenbar den Capitol Hill aufgeschreckt. Allerdings verstand Painter noch immer nicht, welche Rolle Sigma bei alledem spielte. Dem NATO-Bericht zufolge war der Überfall von aufständischen Tuareg ausgeführt worden, einer brutalen Gruppe, die der westafrikanischen Republik schon seit Längerem zu schaffen machte.
Metcalf fuhr fort: »Senator Gorman hat an dem Morgen, als der Angriff stattfand, eine E-Mail von seinem Sohn erhalten. Darin wurde der Überfall in knappen Sätzen geschildert. Da Helikopter und Napalmbomben eingesetzt wurden, kann man von einer militärisch durchgeführten Großaktion ausgehen.«
Painter straffte sich.
»Der Mail waren Forschungsdaten beigefügt. Der Senator konnte sich weder erklären, weshalb sein Sohn ihm die Dateien geschickt hatte, noch konnte er sich auf deren wissenschaftlichen Inhalt einen Reim machen. Da er sich nicht anders zu helfen wusste, leitete er die Dateien an Dr. Henry Malloy von der Princeton University weiter, den Doktorvater seines Sohnes.«
»Ich würde mir die Dateien gern mal ansehen«, sagte Painter,
dem allmählich dämmerte, weshalb man Sigma eingeschaltet hatte. Der unerklärliche Überfall, das geheimnisvolle Forschungsprojekt, dies alles fiel in das Arbeitsgebiet von Sigma. Im Geiste beschäftigte Painter sich bereits mit der Logistik und der weiteren Planung. »Ich könnte binnen vierundzwanzig Stunden jemanden in Mali vor Ort haben.«
»Nein. Sie werden sich zunächst mal zurückhalten.« Metcalf senkte die Stimme. »Wenn das so weitergeht, fliegt uns bald die Scheiße um die Ohren. Senator Gorman betreibt eine Hexenjagd und hält nach Sündenböcken Ausschau.«
»General…«, sagte Painter.
»Sigma bewegt sich auf dünnem Eis. Ein Fehltritt, und man wird uns in der Luft zerreißen.«
Painter verzichtete auf eine Entgegnung und ließ das angedeutete Misstrauen gegenüber seiner Organisation an sich abprallen. Er musste sich genau überlegen, welche Konflikte er mit dem General austragen wollte und welche nicht. Dieser hier gehörte nicht dazu.
»Welche Rolle soll Sigma Ihrer Ansicht nach spielen?«
»Machen Sie sich über die Dateien schlau und prüfen Sie, ob weitere Nachforschungen angebracht sind. Als Erstes sollten Sie sich Dr. Malloy vornehmen. Ich möchte, dass Sie mit ihm sprechen und sich die Dateien anschauen.«
»Ich könnte ein Team rüberschicken, das sollte am Nachmittag dort eintreffen.«
»Ausgezeichnet. Aber da ist noch etwas. Etwas, dessen Sie sich persönlich annehmen sollten.«
»Und das wäre?«
»Eine Information wurde bislang geheim gehalten. Ich möchte, dass Sie sich darum kümmern.« Der General tippte etwas in den Computer, worauf Jason Gormans Gesicht größer angezeigt wurde. »Ganz gleich, wer den Jungen gefesselt und verstümmelt hat.«
Painter erhob sich und trat näher an den Wandmonitor heran. Auf der Stirn hatte der junge Mann ein Brandmal, als hätte ihn jemand mit einem Brandeisen malträtiert. Ein Kreis mit eingeschriebenem Kreuz.
»Ich will wissen, weshalb man das getan hat«, sagte Metcalf. »Und was es bedeutet.«
Painter nickte. Das hätte auch er gern gewusst.
21:35 Rom, Italien
RACHEL MANÖVRIERTE DEN Mini Cooper auf den reservierten Parkplatz ihrer Wohnanlage. Sie blieb noch einen Moment hinter dem Steuer sitzen und vergegenwärtigte sich ihr Vorgehen. Auf dem Beifahrersitz lag ein kleiner Plastikbeutel, darin befand sich der Lederbeutel mit dem makaberen Inhalt.
Sie hatte niemandem von dem Fund erzählt.
Es ist spät in der Nacht , hatte ihre Rechtfertigung gelautet. Ich kann den Beutel morgen an die Ermittlungsbeamten weiterleiten und Meldung erstatten.
Das war jedoch nicht die ganze Wahrheit. Ihr Onkel hatte sie zu dem versteckten Beutel geleitet. Deshalb glaubte sie, einen gewissen Besitzanspruch darauf zu haben. Wenn sie den Beutel den Behörden übergab, würde man ihr nicht nur die Überschreitung ihrer Befugnisse vorhalten, sondern sie
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