Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
die davon aufsteigende Hitze.
Dann kamen sie am gegenüberliegenden Ufer auf.
Gray wurde wieder nach unten in den Sattel gedrückt und federte den Aufprall geschickt ab. Der Hengst lief noch ein paar Schritte weiter, dann zog Gray die Zügel stramm und lenkte ihn herum.
Seichan saß immer noch hinter ihm.
Mit einem Seufzer der Erleichterung ritt er zum flammenden Flussbett zurück. Da er fürchtete, die Stimme könnte ihm versagen, forderte er die anderen mit einer Handbewegung auf,
es ihm nachzutun. Er erschauerte, doch Seichan hielt ihn fest umarmt.
»Wir haben es geschafft«, flüsterte sie an seinem Rücken.
Nun machten sich die anderen bereit. Wallace übersprang den Graben mit Rufus auf dem Schoß. Der alte Bursche war ein ausgezeichneter Reiter, das musste Gray ihm lassen.
Rachel kam als Nächste dran. Sie nahm Anlauf und übersprang problemlos die Rinne. Grays Pony war das kräftigste, Rachels Tier jedoch das schnellste. Als es am anderen Ufer aufkam, passierte es.
Der Boden gab nach, das Pony rutschte mit einem Huf aus.
Gray ahnte, was schiefgegangen war. Der Sprung war zu tief angesetzt gewesen, und das Pony war seitlich aufgekommen.
Rachel würde es nicht schaffen.
Rachel kämpfte darum, im Sattel zu bleiben. Als die Stute absprang, spürte sie, wie sich der Schwerpunkt unter ihr verlagerte. Um nicht abgeworfen zu werden, presste sie die Schenkel an. Die Zügel zog sie dicht an die Brust und beugte sich über den Sattelknauf vor.
In schiefer Haltung blickte sie geradewegs aufs Torffeuer hinunter. Der höchste Punkt der Flugbahn war bereits überschritten. Sengende Hitze hüllte sie ein.
Sie hörte Warnrufe.
Dann setzte das Pony auf. Mit den Vorderhufen erreichte es festen Boden, doch mit dem Hinterteil brach es in den schwelenden Randbereich des Feuers ein.
Rachel wurde beim Aufprall flach auf den Bauch gedrückt. Die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst, sie ließ die Zügel los, glitt mit den Füßen aus den Steigbügeln und rutschte rückwärts aufs Feuer zu.
Die arme Stute wieherte gequält und versuchte, sich zu befreien, was die Flammen nur noch mehr anfachte.
Im Rutschen bekam Rachel den Sattelknauf zu fassen. Das Feuer leckte bereits an ihren Stiefelsohlen. Die bockende Stute versuchte, sie in ihrer Panik abzuwerfen. Dann wälzte sie sich auch noch auf die Seite.
»Festhalten!«, schrie jemand.
Rachel schaute hoch. Seichan warf sich nach vorn und ergriff die Zügel der Stute. Gray war an der anderen Seite aufgetaucht und versuchte, das Zaumzeug zu packen.
Gemeinsam bemühten sie sich, die Stute daran zu hindern, sich herumzuwälzen.
Seichan schlang sich die Zügel um die Handgelenke, ließ sich auf den Po fallen und grub die Absätze in den Boden. Als die Stute wiehernd den Kopf warf, entglitt Gray das Zaumzeug. Er wollte erneut danach greifen.
»Halt dich fest!«, brüllte Seichan, die ihrerseits immer näher ans Flussbett gezerrt wurde.
Rachel musste ihre ganze Kraft aufbieten, um sich festzuhalten. Sie hatte das Gefühl, ihre Hose sei bereits in Brand geraten. Dann war auf einmal Gray da und packte sie beim Handgelenk. Er hatte sich über den Widerrist der Stute geworfen. Mit einer Hand riss er Rachel nach vorn, mit der anderen stützte er sich am Sattelknauf ab. Langsam zog er sie an seine Brust heran, vor Anstrengung puterrot im Gesicht.
»Kletter über mich drüber! «, sagte er.
Die Entschlossenheit in seinen stahlblauen Augen verlieh ihr ungeahnte Kräfte.
Keuchend streckte sie den Arm aus und bekam seine Jacke zu fassen. Sie zog sich auf seinen Rücken, packte mit der anderen Hand seinen Gürtel und kroch über ihn hinweg. Als sie die Uferböschung erreicht hatte, rollte sie sich ab und landete auf allen vieren im Schnee.
Gray kroch nach oben, ließ sich neben ihr fallen, legte ihr den Arm um die Brust und schleppte sie die Böschung hoch.
Seite an Seite sanken sie in den Schnee. Rachel klammerte sich schluchzend an ihn.
Plötzlich knallte hinter ihnen ein Schuss.
Grays Kopf ruckte herum. Seichan wandte ihnen den Rücken zu. In der Hand hielt sie eine qualmende Pistole. Das Wiehern der Stute brach ab. Sie sackte zusammen und rutschte ins Feuer hinunter.
Seichan sank auf dem verschneiten Ufer nieder.
Na großartig.
Kowalski hatte vom anderen Ufer aus beobachtet, wie Rachels Stute gestolpert war. Ihr Pony verbrannte im Flussbett. Wie sollte er es ans andere Ufer schaffen? Sein Wallach war kleiner als Grays Hengst und nicht halb so schnell wie Rachels
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