Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
übergeben haben, wird man Ihnen das Gegenmittel aushändigen.«
»Ich begreife das nicht. Von welchem Schlüssel reden Sie da eigentlich?«
»Von dem Gegenstand, den Pater Giovanni gesucht hat. Vom Schlüssel zum ›Doomsday Book‹.«
Wallace schaltete sich ein. »Der ist doch bloß ein Mythos.«
»Um Rachel willen sollten Sie vom Gegenteil ausgehen. Wir haben drei Tage Zeit, ihn zu finden.«
»Und wer garantiert uns, dass Sie die Abmachung einhalten werden?«
Seichan rollte mit den Augen. »Muss ich darauf wirklich antworten ?«
Gray musterte sie finster. Seichan hatte recht. Eine Antwort erübrigte sich. Es gab keine Garantie, und Seichan brauchte auch keine anzubieten. Da es um Rachels Leben ging, hatten sie keine Wahl.
Kowalski verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Gray an. »Beim nächsten Mal, Pierce, sollten Sie besser auf den Hund hören.«
17
13. Oktober, 3:23 Oslo, Norwegen
KRISTA HATTE NICHT geschlafen.
Es war eine lange Nacht gewesen, und die Lage hatte sich immer weiter verschlechtert. Erst in der letzten Stunde hatte sie eine Wendung zum Besseren genommen. In wenigen Minuten würde sie mehr erfahren.
Sie stand vor einem lodernden Kaminfeuer, gekleidet in ein italienisches Kaschmirkleid. Der Kamin war so groß, dass man darin hätte herumspazieren können, ohne sich zu bücken. Ihre nackten Zehen gruben sich in den Vorleger aus Zobelfell. Spitzbogenfenster boten Ausblick auf den verschneiten Hof der Burg Akershus. Der Mond tünchte die Szenerie mit silbrigem Licht, doch das Fensterglas spiegelte auch die Flammen wider.
In der Mitte ihr Spiegelbild.
Zwischen Feuer und Eis.
Eine Gedichtzeile von Robert Frost ging ihr durch den Sinn. Sie hatte das Gedicht auf der katholischen Mädchenschule am Stadtrand von Boston auswendig gelernt, in der Zeit, als ihr Vater des Nachts zu ihr kam, wenn ihre Mutter sich betrunken hatte.
Manche sagen, die Welt wird im Feuer enden.
Die anderen: im Eis.
Krista war der Ausgang gleichgültig, solange sie nur auf der Seite der Gewinner stand. Sie blickte wieder in die Flammen, dachte jedoch an ein anderes Feuer. An eines, das beinahe alles ruiniert hätte. Kurz nach Mitternacht hatte ihr ein Beobachter aus den englischen Fells Bericht erstattet und gemeldet, die vorbereiteten Brandsätze seien erfolgreich gezündet worden. Das Feuer habe sich jedoch rasch ausgebreitet und alles zu vernichten gedroht. Anschließend hatte sie weitere zwei Stunden warten müssen, bis die Bestätigung eintraf, dass die Gruppe aus dem brennenden Wald entkommen war. Und dass die Operation wie geplant weiterlief.
Wenn ich abermals versagt hätte…
Sie fröstelte.
Das wäre eine Katastrophe gewesen, zumal wenn sie bedachte, wie es im Grand Hotel gelaufen war. Sie hatte so lange gebraucht, um herauszufinden, dass es Antonio Gravel gewesen war, der mit dem Senator Kontakt aufgenommen hatte, und dann hatte er es ihr viel schwerer gemacht als erwartet. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Senator war der Mann verschwunden. Er war weder im Hotel gewesen noch auf dem Gipfeltreffen. Viel zu spät hatte sie von seiner Vorliebe für junge Nutten erfahren, für die Mädchen, denen es nichts ausmachte, ein bisschen hart rangenommen zu werden. Da sie ihn auf die Schnelle nicht aufspüren konnte, hatte sie im Hotel einen Hinterhalt gelegt. Dabei musste sie energischer vorgehen, als ihr recht war, doch für falsche Rücksichtnahme war keine Zeit. Außerdem hatte sie gehofft, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Sie hatte ihre Leute angewiesen, Antonio beim Betreten des Hotels zu erschießen und bei dem darauf folgenden Durcheinander den Senator zu eliminieren.
Senator Gormans Tod war nicht speziell angeordnet worden. Er sollte nur dann getötet werden, wenn Antonio mit ihm gesprochen hätte, doch Krista mochte keine losen Enden. Vor allem solche nicht, die sie wiedererkennen konnten. Der liebestolle Jason Gorman hatte seinem Vater Fotos von seiner neuen Freundin geschickt.
Das bereitete ihr Sorge.
Und sie machte sich nicht gerne Sorgen.
Dann aber war der Senator entkommen, wenngleich sie keine Schuld daran hatte. Sie hatte ihre Leute ausdrücklich angewiesen, den dunkelhaarigen Sigma-Agenten nicht zu verfolgen. Sie konnte nichts dafür, dass er auf der Bildfläche aufgetaucht war.
Gleichwohl war sie noch immer angespannt und fror. Sie hielt sich dicht am Feuer und kuschelte sich in den Morgenmantel.
Endlich vibrierte ihr Handy. Sie hielt es sich ans
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