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Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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nach vorne geneigte Haltung angewöhnt, weil sie nicht immer »von oben« herunter-schauen wollen. Ebenso haben manche besonders kleine Menschen eine leicht nach hinten geneigte Haltung einzunehmen gelernt, damit sie nicht immer den Kopf nach oben richten müssen. Demnach kann die Körperhaltung, was den eben besprochenen Aspekt angeht, ein Signal darstellen, aber eben nur eins. Erst wenn andere Aspekte den gewonnenen Eindruck verstärken, kann man annehmen, daß man die Signale des anderen versteht. Ein solcher zweiter Aspekt auf den wir achten können, ist die Offenheit bzw. Geschlossenheit einer Haltung. Damit ist der Hals- und Brustraum gemeint. Seit Urzeiten schützt ein Lebewesen seine Halsschlagader bei Gefahr. Der Mensch tut dies, indem er die Schultern anhebt und/oder den Kopf einzieht. U. U. verschanzt er sich (zusätzlich) hinter seinen Armen bzw. hinter einem Gegenstand (z.B. einem Aktendeckel), den er wie ein Schutzschild einsetzt ( Abb. 4 , siehe unten).
    Sicher kennen Sie Menschen, die diesen Bereich fast nie, andere, die ihn chronisch abdecken. Der eine läuft, eine Akte tragend, offen durch die Firma ( Abb. 4 A ), der andere geschlossen ( Abb. 4 B ).
    Das Gegenteil der letztgenannten Haltung sehen wir bei einer »über-heb-lichen«. Hier signalisiert der Mensch, wie sicher er sich fühlt. Oder will er diese Sicherheit, die er so übertrieben zur Schau stellt, vielleicht eben durch diese Haltung erreichen? [Ich persönlich gehe von der Annahme aus, daß es keine »echte« Überheblichkeit gibt, sondern daß alle Aspekte des sich ostentativ Über-andere-Erhebens bzw. des Auf-andere-herabsehen-Wollens immer aus dem Bedürfnis heraus entstehen,Unsicherheit (vor sich und anderen) verbergen zu wollen. Deshalb wirkt so ein Mensch oft »arrogant« auf andere (s. Einleitung und Kap. 1 ).]

    Abb. 4
    Die gerade Haltung nennen wir daher auch eine offene. Sie signalisiert sowohl Offenheit anderen und der Welt gegenüber als auch eine Position, aus der heraus man in beiden Richtungen re-agieren kann, wenn die Umstände es erfordern. Also auch eine flexible Haltung!
    Nun geht die Haltung aber noch mit anderen Signalen einher, z. B. mit der Art und Weise, wie jemand uns (oder auch nicht) anschaut. (Ein kleiner Vorgriff auf Kap. 5 , um das Zusammenspielen von Signalen aufzuzeigen.)

    Abb. 5
    Die Haltung A, die wir als »überheblich« bezeichnet haben, wirkt erst dann so, wenn die Blickrichtung gleichzeitig von oben nach unten verläuft. Dann nämlich unterstellen wir beim anderen so ein »Ich-da-oben-du-da-unten-Gefühl«, um WALLRAFFs Titel (86) zu mißbrauchen. Interessant erscheint mir die Tatsache, daß man dazu neigt, sich wegen der überheblichen Haltung eines anderen zu ärgern. Vielleicht sollte uns ein Mensch leid tun, der es nötig hat, diese Haltung einzunehmen. Größe, die man wirklich besitzt, braucht man m. E. nicht besonders zu demonstrieren!
    Die Haltung B, die wir als »offen« bezeichnet haben, geht in der Regel mit einem geraden (offen wirkenden) Blick einher. Also empfinden wir dieses Signal nicht als negativ, außer, der andere »starrt« uns an (s. Kap. 5 ).
    Die Haltung C, im allgemeinen die »Demuts-Haltung« genannt, geht entweder mit einem Blick von unten, oder aber mit fehlendem Augenkontakt einher. Beides empfinden wir, aber wie empfinden wir das? Esgibt Menschen, die lieben Demuts-Haltungen in anderen, und es gibt Menschen, die sich mit so einem Gesprächspartner nicht wohl fühlen. Etwas boshaft könnte man sagen, daß es sich bei so manchen Behörden empfiehlt, die Demutshaltung einzunehmen, wenn man etwas erreichen will…
    Worauf wir bei der Haltung ebenfalls achten können ist, ob ein Mensch frei steht oder ob er irgendwo eine Stütze sucht. Es gibt Menschen, die müssen sich immer irgendwo anlehnen. Andere wiederum machen von Möglichkeiten des sich-Anlehnens keinen Gebrauch, selbst wenn diese vorhanden sind. Dies können Sie in einem Stehausschank oder an manchen Bars vorzüglich beobachten. Wieder gibt uns der Volksmund einen Hinweis, wenn er sagt, jemand sei anlehnungsbedürftig. Denn, ein Mensch, der in seinem Skelett hängt (FELDENKRAIS 29), in seiner Erdmitte ruht (DÜRKHEIM 22) oder Sicherheit durch Bodenhaftung besitzt (LÖWEN 27a), wird sich zwar manchmal, keineswegs jedoch ständig anlehnen wollen.
    Diesen Aspekt kann man besonders gut bei Lehrern oder bei Rednern beobachten. (Die nächste Bundestagsdebatte, die im Fernsehen übertragen wird, wäre ein guter Anfang!)

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