Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
Stirnbereich (Interpretation)
Da wir ja nicht die Form der Stirn analysieren wollen, geht es uns um die mimischen Ausdrucksmöglichkeiten der Stirnfalten, welche waagerecht und/oder senkrecht sein können. Meist gehen waagerechte Falten mit einem Heben der Augenbrauen einher. Aber es gibt auch ein kaum wahrnehmbares Heben einer oder beider Brauen, bei dem es nicht zur Faltenbildung kommt.
5.3.1 Waagerechte Stirnfalten
Als Faustregel können wir sagen
Waagerechte Stirnfalten deuten an, daß die Aufmerksamkeit stark in Anspruch genommen ist.
Allerdings kann diese starke Aufmerksamkeit sehr unterschiedliche Anlässe haben. Zum Beispiel nennt ZEDDIES (94) folgende:
1. Schreck
2. Angst
3. Begriffsstutzigkeit
4. (Er-)Staunen
5. Verwunderung
6. Verwirrung
7. Überraschung.
Wieder wird klar, daß einzelne Signale (meist) im Verband mit anderen gesehen werden müssen. Dies gilt auch innerhalb einer Kategorie, wie der der Mimik.
Denn die Stirnfaltenbildung geht automatisch mit anderen Muskelbewegungen des Gesichtes einher, welche dann zu offenen Augen (oder einem offenen Mund) u. ä. führen können. Solch eine Kombination stellt z. B. die folgende dar: Waagerechte Falten und offene Augen. Nach ZEDDIES (94) bedeuten die beiden Signale gemeinsam interpretiert: »Die seelische Haltung liegt in einer abwartenden, aufmerksamen Einstellung auf irgendwelche Gegebenheiten, die sich dem Bewußtsein anbieten.«
Eine andere Kombinationsmöglichkeit zweier mimischer Signale wäre z. B. die Bildung waagerechter Stirnfalten in Verbindung mit halbgeschlossenen (= leicht zugekniffenen) Augen. Diese Kombination kann man z. B. beobachten, wenn jemand sich große Mühe gibt, zuzuhören bzw. aufzupassen; bei Schwerhörigen zum Beispiel oder in Situationen, in denen uns die Lautstärke des Senders (inkl. technische Tonquellen wie ein Radio) nicht ausreicht. Der Volksmund beschreibt dies mit dem Ausdruck »die Ohren spitzen«. Diese Formulierung aber beschreibt nichtnur »im übertragenen Sinne«, sondern deutet physiologische Prozesse an. Wenn wir nämlich die Ohren spitzen, bewegen wir tatsächlich unsere stark verkümmerten Ohrmuskeln in einem Reflex, den man bei Hunden und Katzen, sowie Kaninchen ausgeprägt beobachten kann. Oft wird das Bemühen, unsere »Löffel« ebenfalls »spielen« zu lassen, sogar noch von einer zusätzlichen Geste und/oder einer Haltungsänderung begleitet.
Erstere besteht darin, die Hand an die Ohrmuschel zu legen, um diese zu vergrößern und nach vorne zu richten. (Dies ist genau analog dem gespitzten, aufgerichteten Hundeohr.)
Letztere besteht aus einem Sich-Hinneigen zur »Tonquelle«, z.B. zu dem Sprecher, den man gerade besser verstehen möchte. Allerdings kann man dieses Sich-Hinwenden auch bei mechanischen Tonquellen wie einem Fernsehapparat beobachten.
Da es den Rahmen unserer zwangsläufig sehr groben Analyse sprengen würde, alle möglichen Kombinationen von zwei oder mehreren Signalen aufzulisten (was, je nach Genauigkeit, 600 bis 60 000 Seiten in Anspruch nehmen würde), werden wir uns auf einfache Signale beschränken. Die oben angeführten Beispiele sollten nur erahnen lassen, wie detailliert selbst »grobe« wissenschaftliche Untersuchungen angelegt sein können.
Am meisten lernen Sie über die Stirnregion, wenn Sie lernen, die Primär- (= hauptsächlichen) Signale bewußt zu registrieren, während Sie durch regelmäßige Übung gleichzeitig ein unbewußtes Gespür für die Sekundär-Merkmale entwickeln. Am einfachsten wird dies, wenn Sie gleich einem Wissenschaftler lernen, Signale, die Sie studieren wollen, gezielt bei anderen hervorzurufen! Dieser andere kann im Nachhinein darüber aufgeklärt werden, daß Sie ihn als »Versuchskaninchen« (Verzeihung, als Versuchsperson) eingesetzt haben, oder auch nicht, wenn Sie geschickt vorgehen. Eine Möglichkeit zur gezielten Beobachtung bietet folgendes Experiment, das Sie so oft wie möglich durchführen sollten.
5.3.2 Ein Experiment zur waagerechten Faltenbildung
Sie besorgen sich eine Kassette (ein Tonband) mit einem fremdsprachlichen Text, Prosa oder auch Lieder. Nach dem Motto »do you speak English?« suchen Sie sich nun jemanden, der diese Fremdsprache »ganz gut«, aber eben nicht flüssig beherrscht. Nun bitten Sie diese Person,Ihnen zu helfen, Ihren Kassetten-Text genau zu verstehen. Dann spielen Sie Ihre Aufnahme vor, lehnen sich bequem zurück und beobachten die (mehr oder minder ausgeprägte) Bildung waagerechter Falten auf
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