Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
sich an dieser Stelle im Seminar häufig die Frage, inwieweit man seine nicht-sprachlichen Signale manipulieren könne. Inwieweit es z. B. möglich wäre, sich nicht anmerken zu lassen, ob man etwas begreift bzw. gutheißt?
Antwort: Natürlich kann jeder lernen, seine Körpersprache bis zu einem gewissen Grad zu beeinflussen (s. Aktiv Körpersprechen, Kap. 2.10 ).
Es ist jedoch besonders schwierig, die Gesichtsmuskeln unter Kontrolle zu bekommen. So kann man z. B. oft beobachten, daß jemand äußerlich ruhig wirkt, weil er gelernt hat, seine Hände zu kontrollieren (z. B. indem er die Finger ineinander verschlingt, um zu verhindern, daß ernervös herumspielt). Trotzdem wird sich eine innere Unruhe (wenn vorhanden) ausdrücken und zwar am ehesten im Gesicht. Warum fällt die Manipulation unserer Gesichtsmuskeln so besonders schwer? Das Wort »manipulieren« beinhaltet das Wort »manus« (lat., die Hand). Um etwas gekonnt hand-haben zu können, muß man es jedoch gut kennen. Unsere Gesichtsmuskeln kennen wir zuwenig, um sie sicher in den Griff zu bekommen. Wir wissen im allgemeinen nicht, wie wir aussehen, bzw. wie wir auf andere wirken. Versuchen Sie es (jetzt gleich) selbst! Überprüfen Sie Ihren eigenen Gesichtsausdruck …
Ein richtiges Experiment hierzu würde folgendermaßen aussehen können: Sie besorgen sich einen kleinen Taschenspiegel, den Sie in der nächsten Zeit immer griffbereit haben. Nun werden Sie ab und zu versuchen, erst Ihren Gesichtsausdruck zu erfühlen, um dann sofort blitzartig in den Spiegel zu sehen. Fragen Sie sich, bevor und während Sie hineingucken, jeweils: »Wie sehe ich jetzt aus? Wie wirke ich wohl jetzt auf andere?« (Bzw. wie würde ich jetzt wohl auf andere wirken?)
Sie werden höchst aufregende Überraschungen erleben, wiewohl diese nicht für jeden einen positiv-faszinierenden Charakter haben. Manche Menschen sind entsetzt, wenn sie feststellen, wie häufig sie einen unzufriedenen, mißmutigen Zug um Mund und Augen haben, der ihnen überhaupt nicht bewußt gewesen war! Je weniger man jedoch über seinen Gesichtsausdruck weiß, je weniger man ihn wirklich kennt, desto weniger kann man ihn natürlich auch manipulieren, also hand-haben.
Ein zweites Mini-Experiment, das Sie sofort durchführen können, bestätigt dies. Schließen Sie nach dem Lesen der Anweisung kurz die Augen und bemühen Sie sich, Ihr Gesicht, insbesondere die Lippen und die Kinnpartie so weit wie möglich zu ent-spannen. Beobachten und erfühlen Sie dabei bewußt, wie es sich anfühlt.
Stop.
Nun drei Fragen:
1. Haben Sie eine Entspannung zustande gebracht?
2. Haben Sie ein Gespür für das Er-fühlen der eigenen Gesichtsmuskeln bekommen?
3. Waren Ihre Lippen lose aneinandergelegt?
Wenn Sie die letzte Frage mit Ja beantwortet haben, dann haben Sie bestätigt, was FELDENKRAIS (29) meint, wenn er sagt:
»Wie kommt es, daß so ein wichtiger Körperteil wie der Unterkiefer ständig obengehalten wird? Von Muskeln, die, solange wir wach sind, ununterbrochen arbeiten, ohne daß wir auch nur im geringsten spürten, daß wir etwas tun, um den Kiefer oben zu halten?
Um ihn fallen zu lassen, muß man sogar lernen, die betreffenden Muskeln zu hemmen. Versucht man, seinen Unterkiefer so weit zu entspannen, daß er durch das eigene Gewicht fällt und den Mund ganz öffnet, so wird man sich wundern, wie schwierig das ist. Gelingt es schließlich, so wird man Veränderungen im Gesichtsausdruck und an den Augen bemerken. Wahrscheinlich wird einem nachträglich auch auffallen, daß man seinen Unterkiefer gewöhnlich nach oben preßt bzw. seinen Mund fest geschlossen hält.« (S. 112)
Haben die kleinen Versuche Ihnen ein wenig vermitteln können, wie wenig man normalerweise über seine Gesichtsmuskeln weiß? Jeder Schauspieler, der sich auch (oder hauptsächlich) mit Pantomime beschäftigt, kennt die Schwierigkeiten, die mit dem bewußten Schöpfen einer gewünschten Mimik einhergehen.
Das Wissen um die Schwierigkeiten, die eigene Mimik zu manipulieren, ist nicht nur wichtig, wenn wir unsere eigene Mimik unter Kontrolle bringen möchten (wobei zuviel Kontrolle, falls sie gelingt, eine roboterhafte, un-lebendige Miene zur Folge hat!), sondern die Information ist auch wesentlich, wenn wir die Signale anderer interpretieren wollen. Da ja der andere sich seiner Mimik ebensowenig bewußt ist, kann man sich auf das Mienenspiel im allgemeinen recht gut verlassen.
Übrigens unterteilt man das Studium des Gesichtsausdrucks
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