Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
mancher Jugendsekten, auch bei Teilnehmern mancher sog. Rhetorik-Seminare!
Halten wir also fest, daß ein »fester« stetiger Blick auch ein lebendiger ist. So wie alles Leben pulsiert, so bewegt sich auch die Pupille ständig um (Fraktionen eines) Millimeter(s) hin und her.
5.4.2 Augen-Kontakt
Als Regel möchte ich folgenden Satz in den Raum stellen:
Augenkontakt heißt Augenkontakt, weil er Kontakt schafft.
Nun kann Augenkontakt diesen Kontakt aber auch vermeiden, wiewohl er ihn zu suchen scheint. Dies ist der Fall, wenn man jemanden anstarrt (wie in den erwähnten Beispielen oben). Eine Regel mancher Rhetorik- und Kommunikations-Trainer besagt z. B., man solle beim anderen fest und bestimmt auf die Nasenwurzel sehen. Dies kann keinen echten, warmen, verständnisvollen Kontakt fördern, sondern muß befremden!! Außerdem werden die Pupillenbewegungen bei einem Starren auf einen Fleck so minimal, daß sie vom nackten Auge kaum mehr wahrgenommen werden können. Während ein lebendiger Blick, bei dem man von Pupille zu Pupille »wandert«, die Art des Blickes ist, die wir unter Augenkontakt meinen!
Nun besagt die Theorie, daß das Auge ein hervorragender Indikator für Interesse sei. Aber bitte nicht vergessen, daß es nur ein Indikator sein kann, denn auch der Brustraum (s. Kap. 4.2.4 ) sowie der Mund (s. u.) spielen hier eine wesentliche Rolle.
Bei Augenkontakt können wir also davon ausgehen, daß die Kommunikation »gut« verläuft. Wie aber steht es, wenn der Augenkontakt vermieden wird?
Zuerst wieder ein Experiment: Führen Sie demnächst ein Gespräch mit jemandem, bei dem Sie sich wechselseitig etwas erzählen. Falls Sie schnell einen Plausch mit einem Nachbarn oder Kollegen einlegen könnten, ehe Sie weiterlesen, wäre es optimal. Sie werden dabei auf Augenkontakt achten und versuchen festzustellen, was ein »guter« Augenkontakt ist.
Stop.
Falls Sie Gelegenheit hatten, diesen Versuch zu machen, konnten Sie vielleicht schon folgende Feststellung beobachten:
Im Gegensatz zur landläufigen Auffassung ist »guter« Augenkontakt kein ständiger. Sondern wir verstehen unter »gutem« Augenkontakt, daß der Zuhörer den Sprecher (fast) ständig anblickt, während der Sprecher den Zuhörer weniger häufig anschaut. Das hängt mit der Tatsache zusammen, daß wir nicht gleichzeitig intensiv nachdenken und Informationen wahrnehmen können, die für diesen Denkprozeß irrelevant sind. Deswegen blickt ein Nachdenkender oft zur Decke (als ob es da geschrieben stünde) oder seitlich weg bzw. nach unten. Dieser Blick ist in Wirklichkeit kein Blicken, da er im Augenblick nicht bewußt wahrnimmt. Er »blickt nach innen« oder er »versinkt in Gedanken«.
Je mehr jemand also über das, was er sagen will, nachdenken muß oder will, desto wahrscheinlicher ist es, daß er den Augenkontakt solange unterbricht!
Auch dies können Sie wieder gezielt testen:
5.4.3 Experiment zum Augenkontakt
Stellen Sie einer Person eine Frage, bei der Sie davon ausgehen können, daß sie darüber nachdenken muß. Z.B.: Was hast du vorgestern abend unternommen? Oder: Wann warst du zuletzt im Kino? Oder: Kannst du »Nürnberg« rückwärts buchstabieren?
Hierbei werden Sie feststellen, daß die meisten Personen bei Ihrer Einleitung (du, ich wollte dich was fragen) Sie ansehen, beim Nachdenken wegsehen und dann, noch wegsehend, zu sprechen beginnen. Erst bei den letzten Worten (oder danach) blickt die Person dann wieder zu Ihnen hin.
Sie hingegen haben, wie jeder Zuhörer, der »guten« Augenkontakt pflegt, die ganze Zeit über hingeschaut, damit Ihr Gegenüber bei kleinen Kontrollblicken (hört der auch zu?) jedesmal Ihre Aufmerksamkeit registrieren konnte!
5.4.4 Noch zwei Experimente!
Probieren Sie einmal, in einem Gespräch ca. zehn Minuten lang jede einzelne Aussage erst zu Ende zu denken, ehe Sie diese aussprechen! Sie werden feststellen, daß dies zunächst unmöglich erscheint!
Bitten Sie dann andere Personen, dasselbe zu probieren und unterhalten Sie sich gemeinsam über die Schwierigkeiten, die Sie dabei erleben.
Als zweites Experiment können Sie folgendes probieren: Schauen Sie einer Person, die gerade zu Ihnen spricht, über die Schulter! Sie werden feststellen, daß der Sprecher dies aus den Augenwinkeln heraus registriert, auch wenn er Sie nicht direkt angesehen hat. Er wird sich unterbrechen, vielleicht sogar umsehen, um festzustellen, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit gelenkt haben!
Das heißt, wiewohl wir beim
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