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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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wieder aufnahm. »Wir sprachen über die Aufgaben, die in Germanien warten«, sagte er sachlich. Rullianus schwieg abwartend, und der Princeps fuhr fort: »Seit ein paar Tagen bekomme ich Nachrichten, dass Krieger einiger suebischer Teilstämme westlich der Albis aufgetaucht sind. Unsere cheruskischen Verbündeten glauben, es könnte sich um Anhänger von Marbod handeln. Siewollen nicht ausschließen, dass von dieser Seite ein Angriff droht.«
    Caius sah aus dem Augenwinkel, wie Rullianus Luft holte und seine Gedanken ordnete. Die Ankunft des Legaten hatte dazu geführt, dass er sich in Gegenwart von Augustus wieder klein und überflüssig vorkam. Er spürte, dass sich die Aufmerksamkeit des Princeps von einem Moment zum anderen vollständig auf die Angelegenheiten in Germanien konzentrierte.
    Â»Ich habe gerade die Berichte der Kundschafter gelesen«, entgegnete Rullianus schließlich. »Marbod hält sich zurzeit am ganz anderen Ende seines Reiches auf.«
    Â»Wie es der Zufall will, habe ich die Berichte auch gelesen«, gab Augustus spöttisch lächelnd zurück. »Marbod selbst wird dort ohnehin nicht angreifen. Vielleicht schickt er seine Freunde vor, um zu zeigen, dass man jederzeit mit ihm rechnen muss.«
    Rullianus überlegte wieder. »Ich sehe da noch ein ganz anderes Problem«, sagte er. »Wie lange sind diese Cherusker schon unsere Verbündeten?«
    Â»Spar dir deine rhetorischen Fragen.« Augustus machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Rullianus überging den Einwurf des Princeps. »Diese Sueben sind nicht nur wegen ihrer eigenen Überfälle ein Risiko. Sie hetzen unsere Verbündeten gegen uns auf.«
    Â»Denen du ohnehin nicht über den Weg traust.«
    Â»Wozu sie uns ja auch keinen Grund liefern. Sie haben in der Vergangenheit oft genug die Seite gewechselt.«
    Â»Ihre Hilfstruppen sind hervorragend«, widersprach ihm Augustus.
    Â»Solange sie für uns kämpfen.«
    Â»Dazu werden sie bald wieder Gelegenheit bekommen.« Der Princeps richtete sich in seinem Sessel auf.
    Â»Wie soll ich das verstehen?«, fragte Rullianus.
    Â»Varus wird in ein paar Wochen zu einer weiteren Inspektionsreise ins Innere der Provinz aufbrechen. Allerdings wird er diesmal statt der üblichen Eskorte drei Legionen der Rheinarmee samt Hilfstruppen mitnehmen. Er hat von mir den Auftrag bekommen, an die Albis zu ziehen, den Strom zu überqueren und diesen Sueben einen Denkzettel zu verpassen. Die XVII. und die XVIII. unter dem Kommando von Caius Numonius Vala sind dabei. Und die XIX. Deine XIX.«
    Rullianus zog eine Augenbraue hoch. »Vala und ich. Da werden die Sueben nicht viel zu lachen haben.«
    Caius sah, dass Augustus seinem Vater einen kurzen Blick zuwarf, bevor er weitersprach: »Nicht nur die. Wir haben in der Provinz hier und da Probleme mit der Steuereintreibung.«
    Â»Und Varus greift nicht richtig durch«, sagte Rullianus kopfschüttelnd.
    Â»Varus ist ein erstklassiger Statthalter.«
    Â»Aber er ist es gewohnt, Provinzen zu verwalten, in denen die Leute wissen, was Gesetze sind, was Steuern sind und warum man sie bezahlt. Das Problem in Germanien ist grundsätzlicher. Für die Leute dort sind unsereSteuern nichts anderes als Tribute, die der eine Stamm dem anderen so lange abpressen kann, wie das Kriegsglück auf seiner Seite ist. Dass sie mit ihren Steuern eine staatliche Ordnung erhalten, kümmert sie nicht, weil sie mit dieser Art von Ordnung gar nichts anfangen können. Dass unsere Gesetze den Frieden sichern, macht auf sie überhaupt keinen Eindruck, weil Frieden für sie kein erstrebenswerter Zustand ist. Wer Frieden bringt, ist nach ihrer Logik geradezu ein Unruhestifter.«
    In diesem Augenblick schaltete sich Quintus ein, der das Gespräch die ganze Zeit aufmerksam, aber schweigend verfolgt hatte. »Da spricht der Soldat«, sagte er ruhig. »Kann es sein, dass Leute wie du und Vala nach all den Jahren bei den Legionen den Frieden selbst als eine Art unnatürlichen Zustand betrachten? Haben wir die meisten unserer Kriege nicht selbst vom Zaun gebrochen oder zumindest provoziert, um anschließend zu behaupten, die anderen hätten uns keine Wahl gelassen?«
    Rullianus schien für einen kurzen Moment verunsichert. Offenbar war er Widerspruch nicht gewohnt, zudem strahlte Quintus nicht zuletzt durch sein höheres Alter eine überlegene Gelassenheit aus, auf

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