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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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vorzudrängeln.« Der Princeps machte eine Pause und beugte sich vor, um seinen Becher auf dem kleinen Tisch neben der Karaffe abzustellen. Die Spannung war kaum zu ertragen. Caius hörte, wie sein VaterLuft durch die Nase einzog. Augustus lehnte sich wieder zurück, dann blickte er Quintus gerade in die Augen. »Quintus Cornelius Castor«, sagte er, »mir fällt niemand ein, der für diese Aufgabe besser geeignet ist als du.«
    Caius traute seinen Ohren kaum. Sein Vater als Sondergesandter des Princeps in Germanien! Ein Gefühl von Stolz durchflutete ihn wie ein warmer Regen.
    Â»Du hast den besten Ruf in allen maßgeblichen Kreisen. Du kennst dich mit der Verwaltung aus und mit der Armee und hast von beiden den nötigen Abstand. Du hast Augenmaß und diplomatisches Geschick. Du bist ein hervorragender Anwalt. Und genau das brauche ich in Germanien: einen hervorragenden Anwalt.«
    Â»Hervorragende Anwälte gibt es viele in Rom«, erwiderte Quintus.
    Â»Aber keinen, der unbestechlich ist.«
    Quintus schob das Kinn vor und lächelte. »Es ehrt mich, was du sagst, Princeps. Und es hätte mich doch sehr gewundert, wenn ich heute ungeschoren davongekommen wäre.«
    Â»Du nimmst an?«
    Â»Ja.«
    Â»Du enttäuschst mich. Ich hatte damit gerechnet, dich lange bitten zu müssen.«
    Â»Die Antwort wäre am Ende dieselbe gewesen.«
    Mit welcher lässigen Entschlossenheit sein sonst so besonnener Vater eine Entscheidung fällte, die seinem ganzen Leben und dem seiner Familie eine neue Wendunggeben würde, erstaunte Caius. Aus dem Augenwinkel musterte er Rullianus, der nicht recht wusste, wo er hinblicken sollte. Sein dünnes Lächeln kostete ihn einige Anstrengung. Die Idee mit dem Sondergesandten hatte ihm ganz offensichtlich schon nicht gefallen; darüber hinaus schien die Lobeshymne des Princeps auf Quintus seine eigene Eitelkeit zu verletzen.
    Augustus beugte sich wieder vor und griff nach seinem Glasbecher. »Auf was trinken wir?«, fragte er.
    Â»Auf die neue Provinz«, sagte Quintus.
    Â»Auf die Rheinarmee«, gab Rullianus zurück.
    Der Princeps verzog das Gesicht. »Beides nicht sehr einfallsreich.« Plötzlich wandte er sich an Caius. »Weitere Vorschläge?«, fragte er aufmunternd lächelnd.
    Â»Auf die Unbestechlichkeit?«, schlug Caius vor und war überrascht, wie spontan und selbstbewusst sein Mund Antwort gab.
    Â»Sehr gut«, sagte der Princeps anerkennend. »Auf die Unbestechlichkeit.«
    Während sie tranken, spürte Caius erneut den abschätzigen Blick, mit dem Rullianus ihn von der Seite musterte.
    In diesem Moment erschien wieder ein Sklave in der Tür. Augustus gab ihm ein Zeichen, und der Sklave nickte und verschwand. Augustus lächelte und sah Quintus an, den Becher immer noch in der Hand. »Da ich von deiner Einwilligung ausgegangen bin, habe ich mir erlaubt einen Brief an Varus vorzubereiten, der ihn über deine Ernennunginformiert«, sagte er und fügte augenzwinkernd hinzu: »Jetzt kannst du es dir nicht mehr anders überlegen.«
    Der Sklave tauchte mit einer Papyrusrolle in der Hand erneut in der Tür auf.
    Auf einen Wink des Princeps trat er ein und überreichte Augustus das Schriftstück. Dieser entrollte und überflog es, dann wandte er sich an den Sklaven. »Hol Philippos«, sagte er knapp. »Philippos ist für Germanien das, was Patroklos für Gallien ist, nämlich der Schnellste«, erklärte er seinen Gästen. »An den Stationen am Rhein kennen sie ihn schon. Wenn Philippos zur Stalltür hereinkommt, ducken sich die Gäule weg, weil sie wissen, dass es nun ernst wird. Ist eine Nachricht wirklich wichtig, dann ist Philippos dafür zuständig.« Augustus drehte sich zu Quintus. »So viel zur Bedeutung deines neuen Postens.«
    Caius war überrascht, mit welcher Detailversessenheit der Princeps sich mit Dingen wie dem Nachrichtenwesen beschäftigte. Konnte ein Mann in seiner Stellung sich überhaupt um derart viele Einzelheiten kümmern? Das Erscheinen eines weiteren Sklaven unterbrach ihn in seinen Gedanken.
    Auch er hatte eine dieser Lederschatullen mit aufgeprägtem Muster in der Hand, und auch er schob das von Augustus überreichte Schriftstück sorgfältig in das röhrenförmige Futteral. Als er an dem Band zog, bemerkte Caius, dass ihm an der rechten Hand Daumen und Zeigefinger fehlten.
    Â»Die

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