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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Eine merkwürdige Erregung wallte trotz der Müdigkeit in ihr auf.
    Â»Schlaft gut«, meldete sich Silanus noch einmal aus der Schwärze. »Und eins noch: Ich erlaube mir, daran zu erinnern, dass ich auch hier bin.« An seiner Stimme hörte Fastrada, dass er grinste.

36
    Caius schlief unruhig, immer wieder musste er sich vergewissern, dass Fastrada neben ihm lag. Erst wenn er ihre Wärme neben sich unter der Wolldecke spürte, ihren Atem hörte und fühlte, wie ihre Brust sich hob und senkte, wusste er, dass er alles nicht nur geträumt hatte. Mit beiden Armen hatte er sie umschlungen und sie dicht an sich gezogen. Einmal konnte er der Verlockung nicht widerstehen, sie zu küssen. Er war erstaunt, als sein Kuss erwidert wurde. Es war ein magischer Augenblick zwischen Wachen und Schlafen, gegen den die bevorstehenden Gefahren unbedeutend erschienen.
    Wieder erklangen vor Sonnenaufgang Hornsignale und wieder erwachte das ganze Lager von einem Moment auf den anderen zum Leben.
    Während sich Fastrada seufzend auf die Seite wälzte und Silanus auch noch zu schlafen schien, stand Caius auf und schlich sich aus dem Zelt.
    Draußen nahmen die ersten Abteilungen Aufstellung, doch vom einstigen Stolz des Imperiums war nicht vielgeblieben: Zerbeulte Panzer, blutverkrustete Uniformteile, mit schmutzigen Verbänden umwickelte Gliedmaßen und Köpfe, von Müdigkeit und Anstrengung ausgezehrte, unrasierte Gesichter zogen an ihm vorbei, während andere ihre verbliebenen Habseligkeiten zusammenrafften und sich hinter den Feldzeichen sammelten, die von ihren Trägern immer noch trotzig in die Höhe gereckt wurden. Einige Syrer hasteten vorbei und hätten Caius um ein Haar umgerannt. Zwei Legionäre stritten um ein liegen gebliebenes Paket mit Essensrationen, bis ein Centurio dazwischenging. Alle schienen langsam dazu überzugehen, nur an sich selbst zu denken. Maultiere wurden vor die verbliebenen Wagen gespannt, auf denen sich Schwerverwundete stapelten. Ein Mann ohne Uniform war dabei, die Verletzten anzusprechen. Auf ein Zeichen von ihm zerrten zwei Legionäre einen leblosen Soldaten vom Wagen, der offenbar in der Nacht gestorben war. Irgendwann kam jemand mit einem Bündel Stroh und stopfte es büschelweise in die Glocken der Maultiere.
    Beim Anblick der Szenerie packte Caius das Grausen. Wie sollte es weitergehen? Es war abzusehen, dass diese humpelnde Marschkolonne im Lauf des Tages in kleine Teile zerhackt und aufgerieben werden würde, wenn die Germanen ihre Angriffe fortsetzten. Was würde aus ihm und Fastrada werden? Wäre es nicht besser, sich gleich abzusetzen, ohne weiter machtlos zusehen zu müssen, wie die ganze Armee unterging? Erschrocken stellte er fest, dass auch er nur noch an sich dachte. Aber war dasverwerflich? Im Kampf war er ohnehin keine große Hilfe. Während er nachdenklich auf eine Kette von ruckend anfahrenden Wagen blickte, fiel ihm wieder ein, wie alles angefangen hatte.
    Lucius und er auf der Raststation in den Bergen mit dem Brief des Statthalters. Lucius und er auf dem Gerüst des Stabsgebäudes von Oppidum Ubiorum. Lucius und er bei Varus, der von dem Mitbringsel der parthischen Gesandten berichtete. Lucius und er. Ihr gemeinsames Abenteuer. Sie waren dem Geheimnis so nahe gewesen, und jetzt schien alles in diesem schrecklichen Wald zu enden.
    Der Himmel fand langsam zu einem zarten Blau. Über den Wipfeln der Bäume am Horizont ging die Sonne auf und riss lange Schatten aus dem sich mühsam ordnenden Chaos. Eine merkwürdige Stimmung herrschte im Lager. Es war, als würde das Land ein letztes Mal Luft holen, um dann den Atem anzuhalten.
    Hinter Caius erschien Fastrada im Zelteingang, ging auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Ihm fiel auf, dass er sie bisher nur einmal bei Tageslicht gesehen hatte, in Castra Lupiana. Und obwohl sie übernächtigt und erschöpft wirkte, kam sie ihm vor wie eine Göttin.
    Kurz darauf trat Silanus ins Freie, der von einem Sklaven in aller Eile angekleidet worden war; er trug schon wieder seine Rüstung. »Ein schöner Tag«, sagte er. »Ich bin mal gespannt, ob wir das heute Abend auch noch sagen werden.«
    Ein weiterer Sklave erschien mit ihren Pferden. Sie saßen auf und schlossen zum Stab auf, der gerade das Lager verließ.
    Kaum hatten sie die Ebene hinter sich gelassen und waren in den Wald eingetaucht, wurde wieder Kampflärm laut. Er schien

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