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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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und mit zurückhaltender Freundlichkeit zu beantworten. »Ich bin Caius Cornelius Castor«, sagte er. Es kam ihm vor wie eine alberne Formalität. »Und das ist Lucius Flavius Verucla.«
    Â»Aha.« Silanus machte eine Pause, als müsste er überlegen. Nach einem kurzen Augenblick der offensichtlich inszenierten Ahnungslosigkeit hellte seine Miene sich auf. »Caius!«, rief er. »Natürlich!« Die Ablehnung schien von ihm abzufallen, und auch Caius, der stocksteif dagestanden hatte, lockerte seine Haltung etwas. »Der Brief deines Vaters kam erst vor ein paar Tagen«, sagte Silanus. »Es war alles etwas kurzfristig. Aber jetzt seid ihr ja da. Setzt euch.«
    Caius und Lucius nahmen gegenüber von Silanus Platz und blickten abwartend und etwas verlegen auf die Tischplatte.
    Silanus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Habt ihr eine Unterkunft?«, fragte er.
    Â»Ja«, sagte Caius.
    Â»Und, ist es erträglich? Hier in der Provinz ist das ja leider alles andere als selbstverständlich.« Silanus seufzte theatralisch. »Diese Ubier sind furchtbar. Sie sind und bleiben Barbaren in jeder Hinsicht, außer vielleicht im Hinblick auf die paar Tugenden, die sie angeblich irgendwann einmal gehabt haben. Die ungehobelte Aufdringlichkeit ihrer germanischen Großväter haben sie mit der Bauernschläue ihrer keltischen Nachbarn zu verfeinern versucht,und was dabei herausgekommen ist, kann man in den Straßen dieser sogenannten Stadt besichtigen. Ansonsten ahmen sie uns in allem nach. Und in nichts gelingt es ihnen wirklich. Was wir ihnen beibringen, verstehen sie nur zur Hälfte, und was sie verstanden zu haben glauben, übertreiben sie.«
    Caius war unschlüssig, ob er auf den gehässigen Erguss dieses verwöhnten Schnösels eingehen sollte oder nicht. »Unsere Unterkunft ist nicht schlecht«, sagte er etwas unschlüssig. »Sie hat sogar eine eigene Thermalanlage.«
    Silanus lehnte sich noch weiter zurück. Er schien nur auf Stichworte zu warten, die ihm Gelegenheit zu weiteren Tiraden gaben. »Eine Thermalanlage!«, rief er in spöttischer Anerkennung. »Da bekommt ihr was zu lachen. Sie gehen ins Bad und machen sich einen Spaß daraus, wer am längsten im kalten Wasser sitzen kann. Und wenn sie vor Kälte blau angelaufen sind, springen sie ins heiße Wasser, trinken unverdünnten Wein und warten, bis sie rot werden.«
    Â»Und dann laufen sie grün an, weil ihnen schlecht wird«, gab Caius zurück, doch als Silanus auflachte, bereute er seinen Einwurf schon wieder. Er wollte sich nicht zum Komplizen dieser giftigen Boshaftigkeit machen. Schnell bemühte er sich vom Thema abzulenken und sachlich zu werden. »Wie lange bist du schon hier oben?«, fragte er.
    Â»Viel zu lange«, antwortete Silanus in gespielter Erschöpfung. »Ein Dreivierteljahr. Eine Woche hätte gereicht.«
    Â»Und bist du schon auf der anderen Seite gewesen?«
    Â»Nein. Aber ich muss auch nicht hin, um mir vorstellen zu können, was einen da erwartet. Ihr müsst verrückt sein, dass ihr euch das freiwillig antut.« Er wandte sich an Lucius. »Quintus schrieb mir, dass dein Vater dort eine Silbermine gepachtet hat?«, fragte er.
    Â»Blei«, sagte Lucius.
    Â»Soso, Blei. Passt auch eigentlich besser in dieses Land. Glanzlos und schwer.« Silanus, der den letzten Satz mehr zu sich selbst gemurmelt hatte, beugte sich vor. »Also, wenn ich das richtig verstanden habe, geht ihr mit uns über den Rhein, und du machst dann einen Abstecher zu dieser Mine. Caius bleibt bei der Armee und schaut sich an, wie unser Statthalter seine Provinz aufbaut.«
    Â»So ungefähr«, sagte Caius.
    Â»So ungefähr«, wiederholte Silanus und verzog die Mundwinkel. »Ein etwas unüblicher Beginn für eine Karriere.«
    Â»Mein Vater meint, dass man auf diese Weise mehr lernt«, sagte Caius. »Und der Princeps glaubt das auch.« Der letzte Satz hatte etwas trotzig geklungen.
    Â»So ist das«, gab Silanus etwas nachdenklich zurück. »Mit dem Segen von ganz oben.« Er überlegte kurz. »Dann will ich mal sehen, was ich für euch tun kann«, sagte er schließlich mit gönnerhaftem Unterton. »Ich muss jetzt zu einer Besprechung im Stabsgebäude. Ihr könnt mich ja begleiten und wir unterhalten uns unterwegs weiter.« Er rollte den Papyrus ein, leerte

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