Silberband 001 - Die Dritte Macht
Gefahr im Interesse der Forschung auf sich nahmen.
Ganz anders sah es aber aus, wenn es hier zu überraschenden Verwicklungen kommen sollte. Dafür
war Manoli nicht der Mann. Von Gedanken geplagt, lauschte er auf das Summen des Kranmotors.
Rhodan und Flipper kamen im Korb nach oben. Auf den eingeschalteten Bildschirmen war Bullys
kleiner werdende Gestalt zu sehen. Schließlich verschwand sie im Dunkel eines sonnengeschützten
Überhangs.
Nach Augenblicken pfiff es in der Luftschleuse. Der Druckausgleich erfolgte. Als Rhodan und
Flipper eintraten, zeigte Manoli ein verkrampftes Lächeln.
»Hallo!« sagte er. »Im Peiler war nichts zu hören. Nur euer Gerede.«
Rhodan schälte sich aus dem Raumanzug. Flippers Gesicht war schweißüberströmt. Er scheuerte
den juckenden Rücken an einer Wandverstrebung.
»Oh – oh …«, seufzte er. »Das ist wie ein Himmelreich auf Erden.«
»Auf der Erde werden sie uns für verschollen halten«, warf Manoli leise ein. Flippers Laute
verstummten.
»Ja«, bestätigte Rhodan gelassen, »das werden sie. Aber nicht mehr lange. Wir beginnen nach
dem Essen mit dem Ausbau der Beinstütze.«
Manoli dachte an seine Frau, Flipper an das Baby. Niemand sprach darüber, doch jeder wußte,
daß dies eine Situation war, zu deren Beherrschung ein starker Wille erforderlich war.
Sie waren allein auf einer fremden Welt ohne Luft, ohne Wasser und ohne Leben.
Die dünne Molverdinhaut des flachgebauten Raupenpanzers hätte zweifellos den Beschuß
mittelschwerer Geschütze ausgehalten; dennoch vermochte sie nicht das Gefühl der Sicherheit und
Geborgenheit zu vermitteln.
Direkt hinter den Stahlblechen begann das Nichts, das absolute Vakuum des Raumes mit all
seinen Tücken und Gefahren. Es war weniger diese ständige Todesdrohung, die die Nerven der Männer
strapazierte. Es waren mehr die trostlose, fremde Umgebung, die Sichel der grellweißen Sonne und
die aufgetürmten Kraterwälle zwischen kahlen, von tiefen Bodenrissen durchsetzten Ebenen.
Die ödeste irdische Wüste wäre dagegen lebensfreundlich und paradiesisch erschienen.
All diese Tatsachen bedeuteten einen psychologischen Druck für die Männer. Es waren jene
Gefahren für Geist und Seele, die man hier hinnehmen mußte. Entweder man akzeptierte und überwand
sie oder man ging daran zugrunde. Es gab kein Medikament gegen die bedrohlichen
Umwelteinflüsse.
Aus den Erwägungen heraus hatte Rhodan Clark G. Flipper und Dr. Manoli im Schiff
zurückgelassen. Ganz davon abgesehen, daß wenigstens zwei Männer bei der STARDUST verbleiben
mußten, traute der Kommandant weder Flipper noch Manoli die erforderliche Nervenstärke zu.
Flipper hatte den Befehl erhalten, die STARDUST nach eigenem Ermessen zu starten und sie in
den Fernsteuerbereich der Raumstation zu bringen, falls er, Rhodan, nicht innerhalb von 18 Tagen
irdischer Zeitrechnung zurückgekehrt war.
Captain Flipper hatte stumm genickt. Er war ohne weiteres fähig, die vollautomatische Rakete
in den Raum zu bringen und die nötigen Schaltungen vorzunehmen.
Zur Reparatur der angebrochenen Landestütze hatten sie nur fünf Tage benötigt. Weitere 24
Stunden hatten die Montage und Ausrüstung des Mondpanzers beansprucht.
Nach einer ausgiebigen Schlafperiode unter der Einwirkung von Psychonarkotin waren Rhodan und
Reginald Bull aufgebrochen. Das Kettenfahrzeug war unter schwierigsten Bedingungen erprobt
worden. Es konnte keine Versager geben. Jedes Einzelteil war viele Male von Fachleuten überprüft
und kontrolliert worden.
Der Panzer war ein unbewaffnetes, geländegängiges Transportfahrzeug, mit einer geräumigen
Viermannkabine, deren durchsichtige Stahlplastikkuppel nach Belieben abgedunkelt werden konnte.
Die kleine Ladefläche hinter der Druckkuppel enthielt zur Zeit nur Ausrüstungsgegenstände und
Ersatzteile. Rhodan war nicht gewillt, mit dieser Fahrt einen der vielen Forschungsaufträge
durchzuführen.
Hier ging es ums nackte Leben, vordringlich aber um die Benachrichtigung der Bodenstation. Der
Sender des Panzers konnte mit voller Triebwerksenergie betrieben werden. Mit einer Sendestärke
von 12 kW mußten sie einwandfrei zur Raumstation durchkommen.
Nun waren sie seit 24 Stunden unterwegs. Nur fünf Stunden davon hatten sie geschlafen. Dann
hatte Perry Rhodan den Wagen mit aufheulenden E-Motoren über die nächste Bodenwelle
gesteuert.
Die Sichel der Sonne hatte sich bereits merklich abgerundet. Es war nicht mehr weit bis zum
Pol.
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