Silberband 001 - Die Dritte Macht
Rückkehr zur Erde gedacht, nicht wahr?« fragte Rhodan ruhig. »An das Baby,
oder?«
Flipper schwieg. Sein Mund kniff sich zusammen.
»Okay, wir verstehen das. Du solltest aber nicht zu oft daran denken. Unsere Planung liegt
fest. Wir haben es lange genug durchgekaut. Wir werden nicht eher auf eine Erkundigungsfahrt
gehen, bis die STARDUST einwandfrei in Ordnung ist. Einen Kurzstart mit anschließender Landung
jenseits des Pols können wir nicht riskieren, da das beschädigte Teleskopbein eine erneute
Belastung nicht mehr aushielte. Natürlich könnten wir einige Kilometer in die Höhe gehen und mit
einem kurzen Umlenkmanöver in direkte Sichtlinie zur Erde kommen. Dann aber müßten wir – wie
gesagt – wieder landen. Dabei dürfte die STARDUST so ernsthaft zu Bruch gehen, daß wir sie
mit Bordmitteln nicht mehr in Ordnung bringen können. In dieser Situation würde ich mich
allerdings auch fragen, ob wir Sauerstoff zur Füllung des Druckzelts verschwenden sollten. Jetzt
können wir es noch, klar?«
Rhodan lächelte ausdruckslos. Flipper spähte noch immer in den Raum empor.
»Völlig klar«, echote er. »Da ist nur eine andere Frage aufgetaucht! Wäre es nicht besser,
sofort zum Rückflug zu starten? Warum sollen wir uns mit der Reparatur der Landestütze abplagen?
Die Erdlandung erfolgt mit Hilfe der Tragflächen. Wir setzen mit dem Fahrgestell auf. Es spielte
daher keine Rolle, ob das Bein nun angebrochen ist oder nicht. Wir kämen auf alle Fälle
herunter.«
Sein Blick senkte sich.
Rhodan verlor nicht die Geduld. Nur sein Ton wurde um eine Nuance schärfer.
»Flipp, dein Vorschlag wäre natürlich realisierbar, aber er wäre auch identisch mit
Fahnenflucht. Ich möchte einmal so sagen: Wir haben hier eine Aufgabe zu erfüllen, und ein
angeknackstes Landebein wird mich nicht zum Start verführen. Außerdem habe ich das ungute Gefühl,
als kämen wir nicht unangefochten in den Raum. Hier ist etwas, was wir vorher zu klären
haben.«
Flipper fing sich sofort.
»Vergiß meine Worte«, sagte er. »Es war nur eine Idee. Nach dem Essen werden wir erfahren, wo
der Störsender zu suchen ist. Die Grunddaten habe ich ermittelt. Ich tippe sie nachher in die
Elektronik.«
»Ich bin sehr neugierig«, nickte Rhodan. »Schön, wollen wir sehen, was unser Mediziner
zusammengebraut hat.«
In den Helmgeräten wurde ein empörter Schnaufer laut. Dr. Manoli erklärte weitschweifig,
weshalb und wieso die Kochkunst großer Meister identisch wäre mit einer simplen Beherrschung
chemischer Vorgänge. Es klang gut, aber etwas schien dabei nicht zu stimmen.
Vor der noch schwach radioaktiv strahlenden Landezone unterhalb der STARDUST-Triebwerke blieb
Rhodan stehen. Vor ihm hing der weitmaschige Transportkorb des ausgeschwenkten Lastenaufzugs. Der
lange Arm des Kranes ragte aus der geöffneten Großschleuse des Laderaums hervor. Er lag direkt
unter der Aufenthaltskabine. Rhodan hatte darauf verzichtet, die ausklappbaren Leitersprossen
entlang der Schiffshülle zu benutzen. Sie hätten unter den weitgespreizten Landebeinen hindurch
dicht an das stark nachstrahlende Triebwerk treten müssen.
»Jemand wird auf den bevorstehenden Hochgenuß einstweilen verzichten müssen«, erklärte Rhodan.
Seine Augen suchten die Gesichter der beiden Männer.
»Äh, Bully, du wirst so freundlich sein und mittlerweile die Außenwache übernehmen. Ich löse
dich in einer guten halben Stunde ab. Da oben auf dem Hang ist ein guter Platz. Sieh dich gut um.
Wir bleiben auf Sprechfunkempfang.«
Reginald Bull sagte keinen Ton. Rhodans Stimme hatte ihm genug verraten. So ruhig der
Kommandant auch äußerlich war – innerlich beherrschten ihn die beunruhigenden Probleme. Ehe
Bully mit schußbereiter Waffe ging, meinte er noch gedehnt:
»Eine Frage: Denkst du noch an die Informationen, wonach eine bemannte Rakete der Asiatischen
Föderation kurz vor uns gestartet sein soll?«
»Du hast es erfaßt«, bestätigte Rhodan. »Es könnte sein, daß sich jemand von unserem Absturz
persönlich überzeugen will. Meiner Meinung nach muß der Störsender nahe der Polgegend stehen.
Sieh dich also um! Unser automatischer Frequenzpeiler tastet laufend alle gängigen Wellenlängen
ab. Wenn wir fremde Töne vernehmen sollten, dürfte sich hier etwas ändern.«
Weiter oben, im Kabinenraum der Rakete, begann Dr. Manoli zu frösteln. Er fühlte sich
plötzlich sehr unbehaglich.
Er gehörte zu den Männern, die Mühsal und
Weitere Kostenlose Bücher