Silberband 001 - Die Dritte Macht
dann …«
»… könnte es unter Umständen passieren, daß wir zur Einheit gezwungen werden!« unterbrach
Mercant mit einem spöttischen Unterton.
Kosselow hüstelte. Ein sinnender Blick streifte die Runde.
»Wir sind der Auffassung, daß die Verhinderung eines Atomkriegs durch Rhodans Machtmittel
nicht gerade als Schurkentat zu werten ist«, erklärte Marschall Petronskij. »Ganz im Gegenteil.
Sie, meine Herren, haben in heller Panik auf die Knöpfe gedrückt. Ihre ballistischen Kernraketen
explodierten aber nicht, wonach wir es diesem Perry Rhodan zu verdanken haben, daß wir heute eine
Konferenz abhalten können. Das ist die andere, positive Seite der Geschehnisse. Man sollte es
nicht vergessen.«
»Niemand übersieht es«, gestand Mercant. »Andererseits gebe ich zu bedenken, daß es wohl kaum
zum berühmt-berüchtigten ›Knopfdruck‹ gekommen wäre, wenn Rhodan nicht auf dem Gebiet der
Asiatischen Föderation gelandet wäre. Wir haben in zahlreichen Noten beteuert, daß die Landung
nicht unseren Absichten entsprach. Peking hatte es jedoch vorgezogen, an einen provozierenden
Stützpunkt des Westens inmitten der Zentral-Gobi zu glauben. Wir sollten diese Dinge ruhen
lassen. Hier gilt nur noch die Frage, in welcher Form wir zu einer Einigung gelangen können.«
»Es sollte etwas geschehen«, meinte Mao-Tsen gedehnt. »Wir lehnen es entschieden ab, die
sogenannte ›Dritte Macht‹ auf dem Territorium der Asiatischen Föderation zu dulden. Rhodans
Vorgehen ist verbrecherisch. Er leistet Widerstand gegen eine autorisierte Macht dieser
Welt.«
»Bedenken Sie dabei Rhodans Gesichtspunkte«, warf General Pounder ein. »Das scheint eine
Konferenz des offenen Wortes zu sein. Schön, dann lassen Sie mich an dieser Stelle sagen, daß ich
es im Sinne des Weltfriedens für durchaus vorteilhaft halte, wenn uns eine neutrale Macht in die
Schranken weist. Ich brauche Sie wohl nicht darüber zu belehren, wie explosiv die weltpolitische
Lage war. Rhodans Landung in der Zentral-Gobi war kein entscheidender Faktor für den Knopfdruck
in Ost und West. Vielleicht war Rhodan der zündende Funke, nachdem wir in einem jahrzehntelangen
Kalten Krieg genügend Sprengstoff angehäuft hatten.«
Der östliche Abwehrchef schien nervös zu werden. Tonlos entgegnete er:
»General Pounder – mir scheint, als sähen Sie Perry Rhodan nach wie vor als Ihr
verhätscheltes Sorgenkind an. Ich darf Sie darüber belehren, daß auch wir nicht mit einer
Machtgruppe einverstanden sind, die plötzlich auf der Erde aufgetaucht ist. Ganz abgesehen von
der juristischen Situation, die ich als unhaltbar bezeichnen möchte, geht es nicht an, daß wir
uns zu Befehlsempfängern degradieren lassen. Wer gibt uns die Garantie, daß mit Rhodan nicht ein
weltbeherrschender Diktator entsteht? Noch ist er klein und immobil in einer rätselhaften
Schutzhülle. Es dürfte an der Zeit sein, das wissenschaftliche und industrielle Potential aller
Großmächte gegen Rhodan einzusetzen. Zuvor sollten wir erfahren, wer hinter ihm steht. Wir
bezweifeln die Angaben der IIA!«
Allan D. Mercant zeigte ein humorloses Lächeln. Er erhob sich bedächtig.
»Ich habe Sie ins Hauptquartier der IIA gebeten, um Sie mit den letzten Unterlagen meiner
Organisation vertraut zu machen. Alle bekannten Fakten wurden dem größten und leistungsfähigsten
E-Gehirn der Erde übergeben. Um die Ermittlung guter Endergebnisse nicht noch mehr zu erschweren,
verzichteten wir darauf, das Gehirn nach dem Wert oder Unwert einer überlegenen Technologie im
Besitz eines erdgeborenen Menschen zu befragen. Es bleibt daher das Problem offen, ob Rhodan den
friedfertigen Aufpasser über das Weiterkommen der gesamten Menschheit zu spielen gedenkt oder ob
er vorhat, sich mit Hilfe grenzenlos überlegener Geräte zum Diktator aufzuschwingen.«
»Genau das!« fuhr Kosselow auf. »Was sonst sollte ihn zu dem Vorgehen bewegen?«
»Gedulden Sie sich«, sagte Mercant mit eisiger Höflichkeit. »So sehr ich persönlich unsere
Zusammenkunft begrüße, was übrigens jeder friedliebende Mensch tun sollte, so sehr verabscheue
ich das Treiben eines Mannes, der als Major der Space-Force startete, um als Diktator auf der
Erde zu landen. Ich lasse es dahingestellt, ob Rhodan der Menschheit nun einen Gefallen getan hat
oder nicht. Fest steht, daß er einen Atomkrieg verhinderte. In der Hinsicht muß ich General
Pounder beipflichten. Alle bekannten Kernreaktionen sind unmöglich
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